Für Teilhabe aller und gegen Ausgrenzung: Frauenpreis an Brigitte Möller und Nachwuchspreis an AKS-Projektgruppe verliehen

Brigitte Möller (Zweite von rechts) bei der Verleihung des Frauenpreises 2022 mit Christina Nicolai (links), Andreas Knoche und Christoph König Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Zur festlichen Frauenpreisverleihung, den die AG Kronberger Frauenverbände gemeinsam mit der Stadt Kronberg seit 1993 vergibt, freuten sich die Vorsitzende der AG Kronberger Frauenverbände, Christina Nicolai, und die städtische Gleichstellungsbeauftragte Heike Stein, trotz Hitze und anhaltender Pandemie zahlreiche Gäste in der Stadthalle begrüßen zu dürfen, die es sich nicht nehmen lassen wollten, bei der Preisverleihung dabei zu sein. Denn das Engagement im sozialen, kulturellen und politischen Bereich der diesjährigen Frauenpreisträgerin Brigitte Möller ist außergewöhnlich und durchaus schon, für sich alleine genommen, abendfüllend.

Dennoch nutzten Nicolai und Stein den festlichen Anlass, um einen Blick auf die aktuelle Situation der Frauen zu werfen und richteten den Fokus auf die über 23 Millionen Frauen und Mädchen, die unter den Folgen des Ukraine-Krieges leiden, aber auch auf die über 57.000 weiblichen Militärkräfte, die derzeit in der Ukraine für die Freiheit ihres Landes kämpfen (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe).

Die Urkunde, die Bürgermeister Christoph König zur Übergabe des mit 1.000 Euro dotierten Frauenpreis an diesem Festabend verlas (500 Euro von der Stadt Kronberg, 500 Euro übergab der Zonta Club Bad Soden-Kronberg), war eng beschrieben: „Brigitte Möller wirkt seit Jahrzehnten ehrenamtlich und auf herausragende Weise für das Kronberger Gemeinwohl. Sie ist in verschiedenen Vereinen, dem Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt, im Partnerschaftsverein Kronberg-Porto Recanati, als Gründerin und Geschäftsführerin aktiv, als Vorsitzende des Fördervereins der Alzheimer-Stiftung, Gründungsmitglied des Vereins Flüchtling.Integration.Kronberg, der Rumänienhilfe und im Tierschutzverein Kronberg sowie Vertreterin der Stadt Kronberg im Tierschutz Hochtaunus tätig“, heißt es darin. „Ihr ehrenamtliches Tun stellt sie ferner immer wieder bei Vereinsjubiläen, Festen und Feiern zur Verfügung.“

Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU), der mit Brigitte Möller auf politischer und ehrenamtlicher Ebene seit vielen Jahren zusammenarbeitet, stellte fest, dass der Abend nicht ausreichen würde, um Brigitte Möllers ehrenamtliche Tätigkeiten aufzuzählen, versuchte dann aber doch, einen Überblick über ihre vielseitigen Tätigkeiten zu geben. Brigitte Möller war von 2001 bis 2006 Stadtverordnete, Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt und seit 2006 ist sie Magistratsmitglied. „Du hast mal gesagt, Deine Tätigkeiten würden zusammengerechnet mindestens 35 Jahre ausmachen“, sagte er, um dann ebenfalls die zahlreichen Vereine aufzuzählen, in welchen die 76-jährige Frauenpreisträgerin meist bis heute wirkt. Knoche berichtete von den unzähligen Fahrten in die Partnerstädte, die sie geplant hat, die Mitgestaltung von Jubiläen, die Beteiligung an Kultur- und Weihnachtsmärkten, ihren Einsatz für den Sport- und Schüleraustausch in die Partnerstädte sowie über die Arbeit in der Alzheimer-Stiftung, zu deren Mitbegründern sie zählt.

„Ich schätze Dich außerordentlich, denn Du hast das Herz auf dem rechten Fleck und bist stets integer.“ Es gebe nicht viele von ihrem Format, befand er und erinnerte daran, wie wichtig „gerade das gesellschaftliche Engagement ist, um unsere Gesellschaft und Demokratie weiterzuentwickeln und gegenüber Angriffen zu schützen“.

Stadträtin Felicitas Hüsing, die Brigitte Möller zunächst herzlich im Namen der CDU-Familie gratulierte, verglich Möllers vielfältiges Engagement über Jahrzehnte mit einem riesengroßen Blumenstrauß und verband die positiven Eigenschaften der im Sternzeichen Stier geborenen Frauenpreisträgerin, um ein umfassendes Bild von Brigitte Möllers Fähigkeiten zu stricken, die sie tagtäglich für ihre Mitmenschen einzusetzen weiß. Dabei sprach Hüsing von ihrer Beständigkeit, um Bezug auf ihr Engagement im Partnerschaftsverein Kronberg-Porto Recanati zu nehmen, der seit 1987 besteht. Sie erinnerte an die Planung der Fahrten, Mitorganisation der „Notte Italiana“, die es dieses Jahr wieder geben soll und an die Italienischkurse, deren Mitinitiatorin sie ist und sie verriet den emotionalen Bezug zur Partnerschaft mit Porto Recanati, denn im Gründungsjahr hatte die Preisträgerin im Wallfahrtsort Loreto ihren Mann Rudolf, den ehemaligen, leider inzwischen verstorbenen Kronberger Bürgermeister, geheiratet.

„In Deiner der Stierfrau zugeschriebenen warmherzigen Art ist Dir soziales Engagement eine Herzensangelegenheit“, stellte sie treffend fest und beschrieb Möllers Hilfe für Straßen- und Heimkinder in der Rumänienhilfe. In dem Verein, der leider in Auflösung ist, wurde die vergangenen Jahre über vor allem durch die Übernahme von Kinderpatenschaften aus notleidenden Familien wichtige punktuelle Hilfe geleistet. Genauso erfuhren die Gäste, dass im Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt seit seiner Gründung 1991 das soziale Engagement (gemeinsam mit Dr. Ulla Philippi) im Vordergrund ihrer Aktivitäten stehe. „So bist Du auch Vorstandsmitglied im Verein für soziale Dienste in Ballenstedt seit den 90er Jahren“, wusste Hüsing. „An unendlich vielen Flohmärkten und Weihnachtsmärkten hast Du mitgewirkt, um mit dem Erlös bedürftige Menschen in Ballenstedt zu unterstützen“, führte sie weiter aus und berichtete von Möllers Engagement in der Kronberger Flüchtlingshilfe 2015 bis 2021 und von ihrem Augenmerk dort auf der Integration von Frauen und ihrer Kinder, mit Schwerpunkt auf der Vermittlung der deutschen Sprache als Türöffner und Basis für die gleichwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Als „Beschützerin“ fungiere die Frauenpreisträgerin in ihrer Arbeit als Vorsitzende der Alzheimer Stiftung. Allein alle Projekte, die sie hier für die Demenzkranken zur Umsetzung gebracht hat, näher zu beleuchten, würde den Rahmen der Berichterstattung sprengen (Klangschalen, Musiktherapie, Streichelzoo, Hühnerstall, Sinnesgartenprojekt und Spendenakquise...). Hüsing nannte auch Brigitte Möllers Einsatz für Tiere in diesem Zusammenhang. „An wen soll man sich wenden, wenn man kurzfristig Boxen für die Unterbringung der Tiere der Flüchtlinge benötigt? Natürlich an Brigitte Möller, die, wie immer, in kürzester Zeit mit den angeforderten Behältnissen an der AKS vorstellig wird!“ Hüsing lobte auch Möllers Kreativität als Ideengeberin bei Projekten von „Schönberg lebt“ und ihren „ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“. Den habe sie in ihren drei Perioden als Schöffin bewiesen, sagte sie. Natürlich vergaß Hüsing nicht, Möllers 36 Jahre als aktives CDU-Mitglied zu erwähnen, ganz nebenbei ist sie seit 2006 auch Vorsitzende der Senioren Union. Als Stadtverordnete und seit 2005 nun als Magistratsmitglied setze sie sich zum Wohle der Kronbergerinnen und Kronberger ein. „An wen würde man sich in Kronberg mit einem Anliegen wenden, wenn nicht an Brigitte Möller, die Mutter Theresa von Kronberg?“, fragte Hüsing zum Ende ihrer Laudatio augenzwinkernd in den Runde. Ihre ruhige und zuverlässige Art, auch in herausfordernden Situationen, gepaart mit den genannten Eigenschaften machen sie für die Kronberger Mitbürgerinnen und Mitbürger zu einer kompetenten Ansprechpartnerin bei Problemen und Nöten. Nach einigen Grußworten bedankte Brigitte Möller sich für die Ehrung und die damit verbundene Anerkennung für ihr Engagement. Ihr Tun sei für sie selbstverständlich. Nichtsdestotrotz sei es schön, dass ihr Engagement bemerkt worden sei. Sie selbst habe in den 60er-Jahren niemals mit einer solchen Auszeichnung rechnen können, sei sie doch noch in einer Zeit groß geworden, in der auch ihre geliebten Eltern es nicht für nötig hielten, ihre Tochter zum Studium zu schicken, da als Aufgabe der Frauen angesehen wurde, früh zu heiraten und sich anschließend um Kinder und Familie zu kümmern.

Nachwuchspreis für AKS

Über den Nachwuchspreis 2022 im Rahmen der Preisverleihung im Festsaal der Stadthalle durften sich die AKS-Schülerinnen und -Schüler des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ freuen. Dank des Einsatzes einer Gruppe von Schülerinnen wurde der Altkönigschule zu Beginn des Jahres dieser Titel im Rahmen des bundesweiten Schulnetzwerkes verliehen. Das Projekt bietet Schülern und Lehrern die Möglichkeit, den persönlichen Umgang miteinander an der Schule aktiv mitzugestalten, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden, wie Stadtverordneter Andreas Knoche erläuterte. Der stellvertretende Schulleiter Martin Fichert freute sich, zum wiederholten Male hier mit AKS-Schülern zu stehen, denn das zeige, dass sich junge Menschen entgegen der oft landläufigen Meinung nach wie vor doch für wichtige Themen innerhalb der Gesellschaft engagieren würden. Die Projektgruppe, die sich gemeinsam stark macht gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus sowie jegliche Form von Ausgrenzung, gestaltet seit über einem Jahr unter anderem einen BLOG mit vielen Tipps und Literaturempfehlungen, damit interessierte Mitglieder der Schulgemeinde sich weiterbilden können. Und die Schülerinnen und Schüler stellten sich den genannten Themen bereits musikalisch, über darstellendes Spiel und einen Poetry Slam. Die AKS-Schülerinnen und Mitinitiatorinnen der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Lea Rosendahl und Antonia Fratz, machten klar, dass dieser Schultitel eine Vision ist, die sie tagtäglich weiter verfolgen und mit Leben zu füllen versuchen. Aktuell sorge eine große Weltkarte in der Schule, in der jeder Schüler sein Fähnchen setzen kann, dafür, aufzuzeigen, wie multikulturell die Schülerschaft ist und darüber ins Gespräch über unterschiedliche Kulturen zu kommen. Sie sind sich einig: Um gegen Diskriminierung vorzugehen und alle Arten von Ausgrenzung und Gewalt zu verhindern und Werte wie Respekt und Toleranz zu leben, braucht es Bildung, vor allem jedoch Austausch und Dialog. „Wir müssen miteinander sprechen!“

Genau das taten denn auch Gäste, Preisträger, Organisatoren und Sponsoren der Veranstaltung nach Ehrung der Preisträger bei Wein und Häppchen an den Stehtischen ausgiebig. Zuvor jedoch begeisterte die Kronberger Pianistin und ehemalige AKS-Schülerin Malin Goslar mit ihrem musikalischen Abschluss, „Notturno“ von Clara Schumann, das Publikum, nachdem sie den gesamten offiziellen Teil des Festabends bereits mit ihren anmutig vorgetragenen und gefühlvoll gespielten Stücken bereichert hatte.

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