Genussvoller musikalischer Kochkurs für Gourmets und die Ohren

Mit den Stäbchen, die Christoph Gotthardt in Händen hält, kann man nicht essen, aber die Musik des Barrios Guitar Quartets wirkungsvoll untermalen.
Foto: Andreas Malkmus

Kronberg (pf) – Ums Essen und um guten Geschmack ging es Sonntagnachmittag im Schlosshotel beim Classic-for-Kids-Konzert der Kronberg Academy. Das Eröffnungsstück des vielfach ausgezeichneten Gitarrenquartetts, das dieses Mal zum Kinderkonzert eingeladen worden war, des Barrios Guitar Quartet, benannt nach dem paraguayischen Komponisten und universalen Künstler Agustín Barrios Mangoré, hieß daher „Smoothie“. Denn dem finnischen Komponisten Iiro Rantala soll die Idee dazu bei seinem Lieblingsgetränk, einem Smoothie, gekommen sein.

Ein internationales Mehrgänge-Musikmenü tischten Musikerzähler Christoph Gotthardt und seine beiden Europäischen Buntringel-Ohrwürmer Theophil und Theolina dieses Mal ihrem Publikum auf, beginnend mit einem Gruß aus der Küche. Der bestand aus einem Teig, einer regelmäßig wiederkehrenden Melodie, die Gitarrist Martin Wentzel spielte, und einem delikaten Belag, den die drei anderen Köche, sorry – Ensemblemitglieder Kalin Yanchev, Eugen Drabynka und Stefan Hladek – gekonnt auf- und zubereitet servierten. Eine wunderbare Idee, Kindern Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in a-Moll zu präsentieren. Weiter ging es mit dem asiatischen Gericht Stir-Fry, das die mit einer Serviette als Kellnerin verkleidete Theolina empfohlen hatte und das in einem Wok zubereitet wird. Ob man es mit Stäbchen isst, wollte Christoph Gotthardt wissen, der sich ebenfalls seiner Rolle als Maître de Cuisine entsprechend eine Kellnerweste überzog. „Dann dauert das Essen länger“, merkte ein Vater aus dem Publikum amüsanterweise an.

Aus der Barockzeit stammten die nächsten drei Gänge des Menüs, zunächst eine Suppe, in die die Kinder mit den dafür typischen Fingerbewegungen Körner und Kräuter hineinstreuten, danach eine kräftige Hauptspeise, zu der sie mit den Fingern schnipsten, und einem süßen Nachtisch, bei dem sie sich genüsslich den Bauch reiben konnten. Obwohl das „Gericht“ von dem italienischen Lautenisten und Komponisten Johann Hieronymus Kapsberger stammte, der 1580 in Venedig zur Welt kam, erschien es dem Publikum mit seinen Klängen und Synkopen höchst modern.

Die Mädchen und Jungen, die nicht nur Gitarrenmusik in höchster Vollendung, sondern gleichzeitig quasi einen Kochkurs erlebten, durften ihre Lieblingsgerichte beisteuern: Neben Spaghetti mit Tomatensoße, Fischstäbchen, Burgern, Kartoffelbrei, Eis und Pudding rangierte Pizza auf Platz eins. Der Teig, da durften wieder Kinder und Erwachsene mitmachen, wurde geknetet, geschleudert, gedreht und in die Luft geworfen, ehe die Pizza in den Ofen kam. Das dazu passende Musikstück endete mit dem deutlich hörbaren Öffnen der Backofentür.

Manuel de Fallas Werk „Tanz des Müllers“ animierte zu weiteren typischen Bewegungen wie dem gegenläufigen Drehen von Mühlsteinen. Eine besondere Gewürzsoße mit Bohnenkraut, Paprika, Rosmarin, Chilli und vielem mehr hatte Kalin Yanchev aus seiner Heimat Bulgarien mitgebracht. Besonders feines Mehl und pikante Gewürzmischungen, lernten die Kinder, sind oft ausschlaggebend für den guten Ruf einer Küche. In der aber darf auf keinen Fall eines der wichtigsten Lebensmittel, die Kartoffel, fehlen. Aus der kann man, wie die Mädchen und Jungen wussten, Kartoffelpuffer, Kartoffelbrei, Kartoffelsuppe, Salzkartoffeln, Dampfkartoffeln, Ofenkartoffeln und Rösti machen. Zu diesen vielen verschiedenen Gerichten passte Gitarrenmusik von Antonio Vivaldi.

Eine Frage aber wollte Theophil zum Abschluss doch noch geklärt wissen: Ob man eine Gitarre auch mit einem Bogen spielen kann. Töne, erklärten und demonstrierten Christoph Gotthardt und Martin Wentzel, kann man damit schon erzeugen. Da aber die Saiten einer Gitarre anders als bei einer Violine auf einer Ebene nebeneinander liegen, lassen sich damit nicht einzelne Saiten anspielen. Gitarristen zupfen oder schlagen die Saiten ihrer Instrumente mit ihren Fingernägeln oder der Fingerkuppe an. Wie unterschiedlich das klingt, hatte das Publikum schon zu Beginn des in jeder Hinsicht geschmack- und genussvollen Konzerts erfahren.



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