Den Märchenweg für Kinder gibt es seit 17 Jahren und er führt die Eichenstraße entlang. Die Szenen werden nun von Bianca Illner und ihrer Tochter Juliane neu dargestellt. Fotos: privat
Kronberg (hmz) – Ein bedeutendes immaterielles Kulturerbe – die Stadt Kronberg darf sich dafür glücklich schätzen. Eine derart aktive Laienspielschar im städtischen Kulturbetrieb verankert zu wissen, ist zum einen keine Selbstverständlichkeit und zum anderen spielt sie eine immer größere Rolle im Bereich der darstellenden Künste. Die 1. Kronberger Laienspielschar trägt zudem zum Erhalt und zur Weitergabe von Traditionen und lokalen Geschichten bei. „Eine Führung auf dem Laternenweg? Kenn ich schon – nein, denn wir erfinden uns bei jeder Führung immer wieder neu“, betont Simone Gottschalk, neben Annette Reinhardt, Carola Ruegg, Andrea Mathes, Petra Nauheim, Bianca Illner und einigen mehr die Stütze des Vereins. Seit 18 Jahren geben die beiden „Nachtwächterinnen“ Annette Reinhardt und Petra Nauheim im Rahmen des Kronberger Kulturkreises regelmäßig Geschichten und Anekdoten Kronbergs ihren vielen Gästen zum Besten. Die Wartelisten sind lang und die Führungen sehr schnell ausgebucht.
Virtuos auf kleinem Raum
Auf zwei Routen, der Tal- und Burgrunde, geht es an 36 der insgesamt 50 Altstadtlaternen mit Scherenschnittabbildungen entlang, die virtuos, auf kleinstem Raum, Historisches „unter das Volk bringen.“ Was diese Führungen so lebendig und besonders macht, „ist die Unterstützung durch mittlerweile 40 Statisten, die mit kleinen, humorigen Szenen Erzähltes darstellerisch umsetzen. „Wer kann sich heute schon vorstellen, wie es im Jahr 1726 beim großen Brand zuging? Immer dasselbe? Nein, ganz und gar nicht! Neben den Besonderheiten wie dem kulinarischen und dem weihnachtlichen Laternenweg gibt es zahlreiche Abwechslung“, so Simone Gottschalk. Keine Führung sei gleich und damit es den Zuschauern nicht langweilig werde und sie wiederkommen, passe die Laienspielschar das Programm immer wieder neu an.
So seien seit 2024 die Runden um einige bisher ausgelassene Laternen erweitert worden. Zudem seien vier bekannte Statistenszenen überarbeitet und elf ganz neue Szenen dazu gekommen. Wie etwa der Friedensweg mit den „Waschweibern.“ Von hier aus zogen sie zu den Bleichwiesen am Schillerweiher zum Wäschewaschen. Es geht am früheren Geschäft für Kurzwaren von Elsbeth Dingeldein und ihrer Schwägerin vorbei, den sogenannten Dingeldein-Damen, deren Vermächtnis noch heute in Kronberg in Form einer Stiftung wirkt. Gezeigt wird, wie die Obstbäuerinnen bei den Dörrhäusern in „de Hinnergass“ die Apfelringe zum Verkosten reichen, oder die Kanarienvogelzüchterin aus der Vogelsgesangsgass wird vorgestellt. Die Gäste stehen mit dem Drehorgelspieler auf der Schirn, erleben die trauernde Gesellschaftsdame der Kaiserin oder die heimkehrende Bäuerin mit ihrer „Gaas“, die zudem die Geschichte der „Kronberjer Gaase“ erzählt. Für Erwachsene beginnen diese öffentlichen, rund 90-minütigen Führungen mal im Hellen und mal in der Dunkelheit, je nach Jahreszeit. Treffpunkt ist der Recepturhof. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Kassiert wird vor Ort. Gutscheine zum Verschenken gibt es in der Kronberger Bücherstube. Der nächste Termin ist am 10. Mai um 21 Uhr.
Führungen auf dem Märchenweg
Im Jahr 2009 entstand der Kronberger Märchenweg unter der Schirmherrschaft des Kronberger Kulturkreises, ausgeführt von der 1. Kronberger Laienspielschar. Anhand von 16 Scherenschnitten zur Sage „Die Höhle im Altkönig“ von Johann Wilhelm Wolf, die mit anderen Taunussagen von Wilhelm Jung erweitert wurde, wird die Geschichte erzählt. Den Märchenweg für Kinder gibt es seit 17 Jahren und er führt die Eichenstraße entlang. Die Szenen werden nun von Bianca Illner und ihrer Tochter Juliane neu dargestellt. Es treten auf: „König Altkönig“ (Carola Ruegg), die „Weise Frau“ (Simone Gottschalk), der „Gnom (Andrea Mathes), das „Malchen“ (Juliane Illner) und die Erzählerin (Bianca Illner). Der nächste Termin für die Märchenführung ist am 28. September um 16 Uhr, Treffpunkt ist auf der Schirm. Alle Termine für diese öffentlichen Führungen sind unter www.kronberger-laienspielschar.de. zu finden. Bei der 1. Kronberger Laienspielschar können darüber hinaus Führungen nach Vereinbarung angemeldet werden.
Neu im Programm
Zwei neue Führungen können voraussichtlich ab Juni gebucht werden kann. Zwei Bäuerinnen (Carola Ruegg und Simone Gottschalk) widmen ihr besonderes Augenmerk der vom Obstanbau geprägten Kulturlandschaft und der damit verbundenen Entwicklung Kronbergs. Der Titel: „Geschichtscher, Gedichtscher un Gebabbel“. Hier gibt es viel über Kronberger Besonderheiten und „Originale zu erfahren, etwa wer mit wem und was mit was zusammenhängt“, erklärt Simone Gottschalk das neue Format. Diese Führung soll mit technischer Unterstützung (ein Ohr-Kopfhörer) erfolgen, da die Gäste im Gänsemarsch durch einige enge Gassen geführt würden. Auch gegebenenfalls störender Autoverkehr werde dann ausgeblendet. „Wie der Titel bereits verspricht, wird in großen Teilen Mundart gebabbelt.“
Bei der 64 Jahre alten Laienspielschar tut sich immer wieder was, nicht nur auf dem Laternenweg. Auch der Frauenchor habe Zuwachs bekommen und probe regelmäßig jeden Donnerstag. „Es gibt eine Gruppe, die sich mit der Vielzahl gesammelter heimischer und aus der Gegend stammender Mundartgedichte beschäftigt. „Das Wichtigste ist aber der Spaß, der sich bei all dem Mittun einstellt. Die Geselligkeit, ob bei Chor- und Statistentreffen, in der Kneipe nach der Führung oder bei Ausflügen – er gehört einfach dazu. Also, wer denkt, Spaß könnte ich in diesen Zeiten gut gebrauchen und Lust hat, sich, ob als Nachtwächter, Statist, Sängerin oder Gedichtvortragende, auszuprobieren, ist willkommen. Niemand geht unvorbereitet auf eine Tour oder zu einem Auftritt.“