Friede.
Frieden, Frieden soll nun werden. Nie mehr Krieg und nie mehr Schuld!
Frieden, Frieden hier auf Erden den Menschen Seiner Huld! Gloria! Pau!
(Schlusschor des Oratoriums „El Pessebre“ von Pablo Casals) katalanisch: „Frieden“; dies ist zugleich der katalanische Vorname von Pablo Casals
Liebe Leserinnen und Leser,
am 3. Advent ist im Casals-Forum etwas Denkwürdiges geschehen: Unsere ganze Stadt hat sich aufgemacht, gemeinsam ein Werk von Pablo Casals aufzuführen: „El Pessebre“, sein Weihnachtsoratorium, das eigentlich ein Friedensoratorium ist. Die Evangelische Kirchengemeinde St. Johann hatte die Initiative ergriffen und die Kronberg Academy nahm diesen Faden gerne auf – und damit wurde der Stadt ein einmaliges Erlebnis beschert: „Kronberg singt Casals“. Eine ganze Stadt tat sich zusammen, um die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes zu bekräftigen: „Nie mehr Krieg und Schuld.“ Die Chöre an St. Johann, Schülerinnen und Schüler der Altkönigsschule, jugendliche Bläser und Streicher, Profis und Amateure, viele Bürgerinnen und Bürger, die sich für dieses Ereignis dem Ensemble angeschlossen haben – bis hin zum Bürgermeister: 150 Mitwirkende haben gemeinsam musiziert.
Schülergruppen der Altkönigschule rahmten das Programm, aus ihrer Beschäftigung mit Casals und dem Werk sind ein Film und Radierungen entstanden, die ebenfalls gezeigt wurden. Und auch die Konfirmandengruppen aus Kronberg und Schönberg haben einen Akzent gesetzt, als am Ende der Vorhang zum Foyer sich öffnete und den Blick freigab auf Lichter und die Friedensbotschaft. Eine Stadt tut sich zusammen. In den Zeiten, in denen wir leben, ist das ein bemerkenswertes Hoffnungszeichen.
Denn immer öfter erleben wir, dass Menschen sich auf das konzentrieren, was sie voneinander trennt. Immer mehr Unversöhnlichkeit zieht ein in den Umgang der Menschen untereinander. Die Sprache der Gosse etabliert sich als geläufiges Kommunikationsmittel. Unterschiede unter den Menschen werden nicht als Bereicherung empfunden oder wenigstens mit Neugier betrachtet, sondern bekämpft. Demokratie wird nicht mehr als ein auf Kompromisse zielendes Verfahren geschätzt, sondern in Verruf gebracht von denen, die angeblich den Willen „des Volkes“ zu kennen glauben. Im Kleinen spiegelt sich, was sich auch im Großen verändert. Immer mehr gerät die Welt in die Hände von Populisten, die die Institutionen zerstören wollen, die sie an die Macht gebracht haben, um ihres eigenen erbärmlichen Vorteils willen.
Wie sollen so die drängenden Probleme der Welt gelöst werden? Welche Zukunft haben die Anstrengungen, das Weltklima zu schützen, wenn sich das nicht rechnet für die, die die Macht dazu hätten? Wie soll Friede werden an den Kriegsschauplätzen in der Welt, wenn es niemanden mehr gibt, der es ehrlich meint mit Gerechtigkeit und Versöhnung? Und wenn ich als Pfarrer diese Zeilen schreibe, dann denke ich auch daran, wie auch viele Christen in aller Welt versagen. Wie sie ihren Auftrag zu Frieden und Versöhnung verraten, wenn sie sich mit denen verbünden, die die Welt ins Unheil stürzen. Und darum war dieses Projekt „Kronberg singt Casals“ so ein wichtiges Zeichen. Wir spüren doch, dass sich etwas ändern muss. Dass wir aufeinander zugehen müssen. Dass es aufhören muss, dass die anderen, die Fremden, die, die anders denken und leben, nur als Feinde betrachtet werden. Eine Stadt tut sich zusammen. In einer Zeit, in der der Welt das nicht gelingt. Das macht Hoffnung. Und ich würde mir wünschen, dass wir noch oft auf solche Art zusammenfinden. „Nie mehr Krieg und Schuld.“ Das wäre Frieden!
Eine gesegnete Weihnachtszeit, und dass der Friede wieder wachsen möge, das wünscht Ihnen und den Ihren
Ihr Pfarrer Lothar Breidenstein
Evangelische Markus-Gemeinde Schönberg