Handlungszwang: Klimaanpassung und Wasserwirtschaft

Kronberg (kb ) – Der IG Guaita-Park-Vorsitzende Dr. Jossé konnte zahlreiche Interessenten zum Vortrag über das Thema ‚Wassermanagement‘ begrüßen. Der anerkannte Wasserexperte und Ökologe Dr. Hans-Otto Wack sprach zu „Klimaanpassung Wasserwirtschaft: Handlungszwang und Maßnahmen vor Ort“. Erschienen waren auch Vertreter und Vertreterinnen aller im Kronberger Stadtparlament vertretenen Parteien. Die Stadtverwaltung von Kronberg hatte aus „Termingründen“ keinen Vertreter entsenden können. In seinem kurzen Eingangsstatement wies Dr. Jossé nochmals auf die Aktualität und Dringlichkeit des Themas hin. „Die Bundesregierung im Kabinett hat die „Nationale Wasserstrategie“ beschlossen. Das zeigt, wie aktuell und wichtig das Thema ist“, sagte er.

Die damit vielleicht geweckte Hoffnung, es würde schon ausreichend viel getan, dämpfte Dr. Hans-Otto Wack schon mit seinem ersten Satz: „Ich muss leider sagen: Wir sind zu spät dran, der Zug ist bereits abgefahren“. Der Klimawandel habe sich bereits sehr negativ auf die Wassersituation weltweit ausgewirkt. Weltweit stelle man zunehmende Dürreperioden fest, die Böden würden immer mehr ausgetrocknet bis in tiefe Schichten hinein. Das verursache Ernteausfälle und in vielen Ländern auch Nahrungsmangel, was einer der Gründe für die steigende weltweite Migrationswelle sei.

Fortschreitende Vertrocknung

Die Vertrocknung der Böden führe andererseits bei heftigen Regenfällen viel schneller als früher zu Überschwemmungen, da die Böden nichts mehr aufnehmen würden. Sinkende Grundwasserspiegel und eine langsamere Grundwasserneubildung seien die Folge. Maßnahmen wie Spartasten bei Toiletten und Wasch- beziehungsweise Spülmaschinen, sparsame Duschköpfe und ähnliches gebe es schon lange, das sei schon weitgehend ausgereizt. Was man erreichen könne, sei ein verstärktes Umweltbewusstsein und die Einsicht in die Dringlichkeit wassersparender Maßnahmen. Dabei würden jedoch auch handwerkliche Fehler gemacht. Dr. Wack stellte beispielhaft Bauten vor, deren Fassade zwar begrünt wurde, ohne jedoch ein entsprechendes Wasserkonzept zur kontinuierlichen Bewässerung der Pflanzen mitzuentwickeln. Ein wichtiger Ansatz zur Milderung des kommenden Wassermangels sei, bei Neubauten auf einen möglichst geringen Wasserbedarf unter Heranziehung von Brauchwasser für möglichst viele Anwendungen zu achten.

Wasserpreis

Unverständlich sei auch, so Dr. Wack, dass die gesetzliche Abgabe zur Sicherung des Wasserangebots in Hessen abgeschafft wurde, während sie in 13 Bundesländern weiter erhoben werde. Er forderte die Anwesenden auf, auf die Politik in Hessen einzuwirken, damit diese Abgabe wieder erhoben wird. Denkbar sei auch ein gestaffelter Wasserpreis. Er würde für einen gewissen Grundbedarf für alle gleich sein, aber darüber hinausgehende Verbräuche verteuern. Auch das könnte zu einem maßvolleren Umgang mit der Ressource Wasser führen.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Kronberger Parteien knüpften an den Vortrag in unterschiedlicher Weise an. Dr. Judith Jackson von den Grünen appellierte an alle, sich beim Wasserverbrauch zu disziplinieren. „Wir wissen es alle, wie es steht,“ sagte sie, “praktisch niemand weiß nicht Bescheid“. Es käme nun darauf an, diesem Wissen auch Taten folgen zu lassen. Ebenfalls ein globaleres Statement gab Dr. Frank Matzen von der FDP ab. Er wies auf andere Regionen wie Kalifornien hin, das seine Wasserprobleme trotz großer Trockenheit auch einigermaßen bewältigt hätte. „Es gibt also Lösungen“, sagt Dr. Matzen, man müsse dafür aber auch mal über den nationalen Tellerrand schauen. Helmut Ebner von der SPD sprach sich dafür aus, Dr. Wack in den ASU einzuladen, um dort mit seiner Expertise die Kronberger Parlamentarier bei der Lösungsfindung zu unterstützen. Konkreter zur Situation in Kronberg äußerten sich die Vertreter von UBG, CDU und KfB. Markus Lind von der UBG wies auf die verschiedenen Aktivitäten und Vorschläge der UBG zum Thema hin. Daraus hat die UBG ein Aktionspapier erstellt, in der sie unter dem Motto „Brandschutz, Hochwasserschutz und Trinkwasserversorgung – schnelles Handeln statt lange Reden!“ neun Handlungsempfehlungen für Kronberg auflistet. Darin werden unter anderem neue Rückhaltemulden, der verstärkte Einsatz von Grauwasser oder die Herstellung unterirdischer Wasserspeichersysteme auf Plätzen und Grünanlage vorgeschlagen.

Anträge liegen vor

Michael Dahmen von der CDU verwies unter anderem auf die Aktivitäten der CDU beim Thema „Förderung von privaten Zisternen“. Der eigentliche Antrag stammt dabei von der FDP, die bereits 2020 einen Antrag zur Überarbeitung der Zisternensatzung eingebracht hatte, der auch mit großer Mehrheit im Parlament verabschiedet worden war. Nachdem die Verwaltung jahrelang untätig blieb, ergriff die CDU die Initiative und forderte in einem gemeinsamen Antrag mit der FDP die Stadtverwaltung auf, nun endlich aktiv zu werden. Auf einen anderen Aspekt wies Marcus Bodesheim von der KfB hin – die Versiegelung. In den letzten Jahren seien massiv Flächen, die bis dahin gut wasseraufnehmende Böden darstellten, versiegelt worden (Bahnhofsgebiet mit Wohnhäusern und Academy-Neubau, geplant sein eine weitere Versiegelung regenaufnehmender Böden durch die massive Fahrradgarage und weitere Baufelder), ohne dass hier entsprechende Ausgleichsmaßnahmen geplant seien. „Das alles steht dem, was ein sinnvolles Wassermanagement einer Kommune ausmacht, diametral entgegen“, kritisierte Markus Bodenheim. Hier erfordere es bei den genannten Baufeldern nun einer Nachbereitung wasserrelevanter Fragen und bei künftigen Baufeldern einer vorausschauenden Planung.

Engagement wird wichtiger

Im Anschluss an die kurzen Ausführungen der Parteienvertreter ergab sich eine intensive Diskussion mit wichtigen Fragen. Sie konnten aber nicht alle befriedigend beantwortet werden. Die Frage zum Beispiel, wie hoch der Wasserverlust in Kronberg durch undichte Rohre konkret in Prozent der Kanaleinspeisung betrage, vermochte keiner der Anwesenden zu beantworten. Als Fazit des Abends fasste IG-Vorsitzender Jossé zusammen: „Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, dass sich jeder einzelne, aber auch die Stadt Kronberg, nunmehr entschlossener und aktiver für sinnhaftes Wassermanagement engagiert“.



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