Jugendliche sensibilisieren für Risiken und Chancen des Finanzmarktes

Die wackereren Absolventen samt ihren Zertifikaten, die sie nach bestandenem Abschlusstest stolz in Händen halten. Foto: privat

Kronberg (kb) – Ein grauer Dienstagabend in einem Klassenraum der Altkönigschule in Kronberg. Knapp zwanzig Schüler*innen der elften Klasse (Q1) diskutieren angeregt mit Fr. Bernsau und Fr. Klaus darüber, wie sie ein Erbe aus dem Familienkreis so sinnvoll anlegen können, dass es ihnen nicht nur ihr Studium finanziert, sondern auch noch einen kleinen Gewinn abwirft. „Die ersten beiden Studienjahre müsst ihr liquide bleiben“, erklärt Fr. Bernsau, „da gehören gut 35 Prozent eures Kapitals auf ein Tagesgeldkonto!“ Schnell wird klar: „Rock your money“ holt nicht die Wirtschaft in die Schule, sondern will den Jugendlichen ein Instrumentarium an die Hand geben, um Produkte von Finanz- und Versicherungswirtschaft beurteilen zu können.

Was vor sechs Jahren als Pilotprojekt an der Altkönigschule begann, ist heute eine feste Einrichtung für die Pennäler der Klasse elf und strahlt aus bis nach Frankfurt und in die Wetterau. Dass alles in Kronberg begann und die Referentinnen damals auf ein Honorar verzichteten, ist kein Zufall, sind doch beide Mütter ehemaliger AKS-Absolventen.

Während Claudia Bernsau seit fast 20 Jahren selbständige Finanzberaterin ist, stellte Cornelia Klaus bereits im Rahmen ihrer „Frankfurter-Frauen-Finanzabende“ fest, wie groß der Bedarf ist, den Menschen so früh wie möglich ein grundsätzliches Verständnis für finanzielle Zusammenhänge zu vermitteln. Man habe sich, erzählen beide lächelnd, auf Fortbildungen kennen- und gegenseitig schätzen gelernt. So habe es nahegelegen, sich zu einer GbR zusammenzuschließen und insbesondere Jugendlichen einen „Finanzverstand fürs Leben“, so das Motto ihrer Firma, mit auf den Weg zu geben.

Was ist überhaupt ein Tagesgeld-, was ein Girokonto? Warum ist es unsinnig, einen Kredit für den Urlaub aufzunehmen? Was gehört in ein sinnvoll geschnürtes Finanzportfolio, um Schwankungen bei Geldanlagen abzufedern? Und warum ist die „Frankfurter Sicht“, dass Immobilienpreise in Rhein-Main stetig steigen werden, vielleicht ganz schön tollkühn? In Anlehnung an die Münchner Bildungsinitiative „Rock your life“ geht es den Initiatorinnen vor allem darum, in ihren vier Blockseminaren à 3 Stunden außerhalb der Schulzeit, unter dem doch recht knackig-knalligen Signet „Rock your money“, das durchaus bei einigen Lehrkräften aneckt, an die Elftklässler*innen zu appellieren, es selbst in die Hand zu nehmen, ihre finanziellen Mittel sinnvoll einzusetzen. Dabei wünschten sie sich, wie Frau Klaus erklärt, vor allem diejenigen Schülern als Teilnehmer ihrer Seminare, die finanziell gerade nicht so weich gebettet seien.

Aus diesem Grund bleibt auch die Teilnahmegebühr mit 20 Euro pro Schüler überschaubar, das Referentinnenhonorar über 1.900 Euro trägt zurzeit die Meta-Kaasch-Stiftung, die die Verbreitung wirtschaftlicher Kenntnisse für Schüler und Studenten fördert. Bleibt also zu hoffen, dass diese Stiftung den Fortbestand des Seminars noch lange ermöglichen wird. Denn in Zeiten der Null-Zins-Politik der EZB und manch risikoreicher Anleihe-Produkte der Banken ist so ein Seminar vielleicht wichtiger denn je, um unseren Absolventen nicht nur die notwendige Balance zwischen Risiko, Rendite und Liquidität aufzuzeigen, sondern eben auch, dass ein DAX kein Nagetier ist, das an ihrer Rendite knabbert.



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