Buchtipp
Aktuell
Roman von Camilla Barnes; Übersetzung aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren; Piper 2025; 24 Euro.
Mirandas Eltern sind in die französische Provinz gezogen und leben in der Nähe von Poitiers. Ihr Vater ist ein pensionierter Oxford-Professor, ihre Mutter nutzt jede Gelegenheit, über einen Krieg zu sprechen, den sie selbst nie erlebt hat. Besuche bei den Eltern sind nicht einfach. Sie sind verschroben und zanken sich dauernd, auf eine zugegebenermaßen sehr humorvolle Weise. Bei den ins Absurde gehenden Dialogen darf auch mal laut gelacht werden. Aber über dem Ganzen schwebt eine stille Traurigkeit, die sich aus dem Unausgesprochenen zu bilden scheint. Camilla Barnes entwickelt mit Rückblicken in Form von alten Briefen, kleinen Theaterszenen der sehr schlagfertigen Figuren und den Besuchsberichten ein sensibles und tiefgründiges Familienporträt. Wir wissen selbst, dass vieles, was wir sehen und hören, nicht den Kern berührt, sondern nur eine Fassade ist. Und das führt uns der Roman „Keine Kleinigkeit“ auf intelligente Weise vor Augen. Ein gelungener Debütroman.