KfB: „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Parkhauses ist hanebüchen!“

Kronberg. – Nach dem Vorschlag des Magistrats, sämtliche P&R-Parkplätze vom Bahnhof Kronberg nach Kronberg-Süd zu verlegen und dazu ein fünfstöckiges Parkhaus für 300 Fahrzeuge in Kronberg-Süd zu errichten, meldet sich die KfB zu Wort: „Die Kosten werden auf 4,2 Millionen Euro geschätzt. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, auf die sich der Magistrat stützt, kommt zu dem Ergebnis, dass diese nach circa elf Jahren wieder eingespielt werden und das Parkhaus danach Gewinn erzielt. Wir halten die Wirtschaftlichkeitsprüfung allerdings in vielen Punkten für mangelhaft.“ Als Gründe nennt die KfB, dass bei der Berechnung der Kosten die Netto-Kosten angesetzt worden seien, allerdings die erwarteten Einnahmen brutto, also inkl. Mehrwertsteuer, gerechnet worden wären. „Die Pacht für das Grundstück wurde rund 10 Prozent zu niedrig angesetzt“, finden sie. Weiter vermisst die KfB die Finanzierungskosten der benötigen 4,2 Millionen Euro.

„Der Berechnung wurden außerdem Annahmen zugrunde gelegt, die wir für völlig unrealistisch halten“, erklärt Dr. Heide-Margaret Esen-Baur, Co-Fraktionsvorsitzende der KfB und Mitglied im Haupt-, Finanz- und Petitionsausschuss (HFA). „So sollen die Parkgebühren um das Zwei- bis Dreifache angehoben werden, von heute rund 2 Euro pro Tag auf 5 Euro, die Monatskarte für Pendler steigt von 15 auf 40 Euro, Wochen- und Jahreskarten werden gar nicht mehr angeboten. Wir haben angesichts kostenloser oder wesentlich günstigerer P&R-Plätze in der Umgebung starke Zweifel, dass das Parkhaus von den Bürgern und Pendlern zu diesen hohen Preisen angenommen wird“, befürchtet Alexa Börner, Co-Fraktionsvorsitzende der KfB und Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU). „Zumal das Gutachten eine Fußgängerüberführung empfiehlt, diese jedoch weder einkalkuliert wurde noch praktisch umsetzbar sein wird.“

Dennoch gehe die Berechnung von einer hohen Auslastung des Parkhauses aus: bei 200 Plätzen sind jedoch nur 20 Pendler mit Monatskarten (à 40 Euro) vorgesehen, hingegen würden 160 Fahrzeuge tageweise abgestellt, 85 Prozent von ihnen zum vollen Tarif (5 Euro). Die Realität heute sei aber umgekehrt: Die beiden Parkplätze am Bahnhof und in Süd würden nahezu vollständig von Pendlern mit Dauerparkausweisen genutzt, meint die Unabhängige Wählergemeinschaft. Auch die Annahme, dass samstags und sonntags jeweils 60 Fahrzeuge dort parken, entspreche nicht ihren derzeitigen Beobachtungen. „Wenn man hier realistische Einnahmen ansetzt, ist das Parkhaus von Anfang an ein Zuschussgeschäft“, stellt Dr. Jochen Eichhorn, ebenfalls Mitglied im ASU, fest.

Im Parkhaus sollen aus Kostengründen keine Schranken bei Ein- und Ausfahrt angebracht werden, stattdessen müssen die Parker jeden Tag einen Parkschein lösen und hinter die Windschutzscheibe legen. Die Berechnung geht davon aus, dass an jedem Werktag 24 Strafzettel zu je 30 Euro verteilt werden können. Obwohl ein „hohes Lernverhalten von Falschparkern“ angenommen wurde, ist in der Kalkulation eine jährliche Einnahmensteigerung von 2 Prozent eingeplant. „Diese Einnahmen halten wir für vollkommen unrealistisch“, gibt Börner zu bedenken.

Bevor das Parkdeck am Kronberger Bahnhof abgebaut wurde, hat eine Befragung der S-Bahn-Fahrer ergeben, dass rund 195 von ihnen dort geparkt haben. Für Kronberg insgesamt wurde ein P&R-Bedarf für 220 bis 230 Fahrzeuge ermittelt. Selbst wenn diese vollständig nach Kronberg-Süd verlagert werden könnten, wäre ein Parkhaus mit 300 Plätzen überdimensioniert. Freie Plätze sollen zwar an die umliegenden Firmen vermietet werden. „Allerdings geht auch hier die Berechnung nach unserer Auffassung von überhöhten Einnahmen aus“, befürchtet Esen-Baur. „Ein Monatstarif von 150 Euro liegt weit über dem, was Mitarbeiter derzeit in der Tiefgarage zahlen. Schriftliche Absichtserklärungen seitens der Firmen liegen nicht vor. Die Kalkulation ist hanebüchen, das Parkhaus wird noch nicht einmal eine ,schwarze Null‘ erreichen“, prognostiziert sie. „Dann würden die Kronberger Bürger zusätzlich zu erhöhten Parkgebühren dauerhaft draufzahlen.“

Für die KfB hat zunächst die Klärung der Parkplatzsituation am Kronberger Bahnhof Vorrang. „In den letzten Jahren wurde seitens der Verwaltung stets versichert, dass hier nach Umgestaltung des Areals 80 Parkplätze angelegt sollen. Diese sind auch nötig, um das Gebiet um dem Kopfbahnhof attraktiv zu halten“, fügt Esen-Baur hinzu. (mw)



X