Klimaschutz geht alle an! Fokus auf Treibhausgas-Reduzierung

Gemeinsam wurden beim Klima-Forum Vorschläge erarbeitet. Foto: Puck

Kronberg (pu) – Nur wenige Stunden vor der verheerenden Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz fand unter Federführung des Umweltreferats in Vorbereitung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes erstmals ein Kronberger Klima-Forum in der Stadthalle statt.

Wenn auch nicht in diesem verhängnisvollen Ausmaß, hat in den letzten Jahren auch die Burgstadt mehrfach fatale Erfahrung mit den sogenannten „Jahrhundert-Ereignissen“ gemacht. Die Bilder von Hochwasser in den Ortskernen sind noch in frischer Erinnerung. Dazu Dürresommer, langanhaltende Trockenheit, Stürme, Wasserknappheit und Waldsterben – die Klimakrise ist vor den eigenen Haustüren angekommen.

Daraus resultierend hat dieses umtreibende Thema zuletzt deutlich an Gewicht gewonnen. Auch in den Reihen der Lokalpolitik durch entsprechende Stadtverordnetenbeschlüsse. Doch fraglos liegt ein steiniger Weg vor der Kommune, gilt es doch, die in der Vergangenheit bereits durchgeführten zahlreichen Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes durch weitere nachhaltige Maßnahmen deutlich auszubauen.

Meilenstein

Einen Meilenstein setzte die Burgstadt Anfang des Jahres, als Klimaschutzmanager Friedrich Horn seine auf zwei Jahre befristete Arbeit aufnahm, die schwerpunktmäßig die Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzept beinhaltet. Die Zeit drängt, zum einen, weil ein Entwurf schon Ende des Jahres stehen und eine erste Maßnahme bis Ende 2022 umgesetzt sein muss; zum anderen, weil die Novelle des Klimaschutzgesetzes vom 24. Juni mit den strikteren Vorgaben Treibhausneutralität bis 2045 beziehungsweise Minderung um 65 Prozent gegenüber 1990 bis 2030 nochmals Zug in die Angelegenheit gebracht hat.

Horn zufolge ist vorgesehen, den Weg für neue kommunale Klimaschutz- und Anpassungsstrategien zielgerichtet zu definieren und mit fundierten belastbaren Datengrundlagen anzureichern. Bisherige Aktivitäten sollen weiter vernetzt und ausgebaut werden.

In Vorbereitung dessen waren interessierte und engagierte Bürger zur Teilnahme am Klima-Forum eingeladen und ermuntert worden, ihre Ideen und Vorstellungen einzubringen.

Appell

Zur Einstimmung auf die kommenden Stunden richtete Bürgermeister Christoph König einen flammenden Appell an die Bevölkerung. „Klimaschutz betrifft uns alle, der Klimawandel ist bei uns angekommen und wir müssen etwas dagegen tun, statt uns aus der Verantwortung zu stehlen!“

Das heißt, sowohl kommunale Verbraucher (Liegenschaften, Straßenbeleuchtung, Ver- und Entsorgung) als auch Industrie, Gewerbe, Handel und Privatleute sind gefordert, Bisheriges in Sachen Strom, Wärme und Mobilität auf den Prüfstand zu stellen und Optimierungen zu forcieren. Klimaschutzmanager Horn unterstrich in diesem Zusammenhang, es sei mitnichten Prämisse, einen Maßnahmenkatalog am grünen Tisch zu entwickeln, sondern vielmehr „die Stimmung in der Bevölkerung aufzunehmen“ in der gemeinsamen unumgänglichen Aufgabe, dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Karin Weber vom Büro Infrastruktur & Umwelt (IU) aus Darmstadt, das das städtische Klimaschutzmanagement bei seiner Arbeit unterstützt, präsentierte in diesem Zusammenhang in einem Impuls-Vortrag als Orientierungshilfe zum „Ist-Zustand“, zentrale Ergebnisse der Treibhausgasbilanz und Potenzialanalyse zu den Handlungsansätzen.

So dürfte etwa den wenigsten präsent sein, dass allein ein Drittel des Endenergieverbrauchs in Deutschland für den Gebäudesektor anfällt. Circa 71 Prozent der Gebäude sind zudem vor 1979, dem Jahr des ersten Energieeinsparungsgesetzes für Gebäude, gebaut. Diese Zahlen vor Augen gibt es in diesem Bereich in der Regel hohe Einsparpotenziale, daraus resultiert die Herausforderung, die Sanierungsrate zu erhöhen und den Ausbau der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung voranzutreiben. Auf diese Weise könnte nach Sanierung aller Gebäude gemäß KfW Effizienzhaus 70 der Wärmeverbrauch um circa 54 Prozent gesenkt werden.

Vor diesem Hintergrund rät der städtische Klimaschutzmanager allen Hausbesitzern, sich vor anstehenden Sanierungsmaßnahmen wie dem Ersatz alter Heizanlagen zu künftiger Brennstoffversorgung, Solarthermie, Photovoltaik (Eigenstromerzeugung und Synergien mit E Mobilität), Förderprogrammen und mehr sachkundig zu machen, beispielsweise über die Energieberatung der Verbraucherzentrale. „Momentan sind die Fördertöpfe von Bund und Land so gefüllt wie nie, viele Dinge rechnen sich!“

Stromsparen sei möglich, wenn man bei der Neuanschaffung von Elektrogeräten ganz genau hinsieht. Beispielsweise braucht ein Wäschetrockner bis zu 400 kWh pro Jahr (120 Euro). Immer mehr in den Blickpunkt geraten auch intelligente Lösungen wie Smart-Home.

Um in puncto Mobilität eine Senkung der Treibhausgas-Emissionen um circa 20 Prozent bis 2030 zu erreichen, ist nach vorliegenden Erkenntnissen notwendig, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken, Radwege auszubauen, ein Mobilitätsmanagement ein- und durchzuführen und den Ausbau der Elektromobilität voranzutreiben.

Online-Befragung

Munter zur Sache ging es im anschließenden Workshop, in dessen Verlauf die Bürger Vorschläge zu Maßnahmen erarbeiteten, die in das Klimaschutzkonzept einfließen sollen.

Für alle, die nicht dabeisein konnten: Die Stadt Kronberg führt aktuell eine Online-Befragung durch, weil sie Tipps und Anregungen erhalten möchte, wie die Klimaschutzaktivitäten bei den Bürgern reflektiert werden, welche Aktivitäten bereits selbst unternommen wurden, welche Herausforderungen noch gesehen werden und welche Ideen und Vorschläge die Bürgerinnen und Bürger einbringen möchten. Die Beantwortung der Umfrage, die auf der städtischen Homepage www.kronberg.de zu finden ist, dauert circa fünf Minuten.



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