Klimaschutz als Gemeinschaftswerk Jeder trägt seinen Anteil daran und die Stadt fungiert als Vorbild

Kronbergs Klimaschutzmanager Friedrich Horn arbeitet daran, den Klimaschutz noch mehr ins Bewusstsein der Kronberger zu rücken. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Unser Weihnachtsbote hat sich dieses Jahr dem Klimaschutz verschrieben und dazu einige Beiträge und Bilder ganz unterschiedlicher Art zusammengetragen, die Sie auf den kommenden Seiten zu einer kleinen Entdeckungsreise einladen. Was tun Sie selbst für den Klimaschutz, lautete die Frage, die wir den Bürgerinnen und Bürgern Kronbergs gestellt haben und die uns auch von verschiedener Seite beantwortet wurde, kombiniert mit Klimaschutztipps der AKS-Klasse G6a, Gedichten und Geschichten aus der Schreibstube Kronberg und Bildern des Kamera Klubs Kronberg.

Außerdem haben wir den Klimaschutzmanager Kronbergs, Friedrich Horn, getroffen und ihn gefragt, was die Stadt Kronberg für den Klimaschutz leistet oder im Begriff ist zu leisten – schließlich haben die Gemeinden Vorbildfunktion für die ambitionierten Klimaschutzziele, die das Land Hessen bereits 2015 beschlossen hat: Spätestens bis zum Jahr 2050 soll Hessen klimaneutral sein und die Emissionen der Treibhausgase mindestens um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert haben. Bekanntlich hat die Bundesregierung diese Ziele noch einmal verschärft und strebt nun bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität an. Horn ist seit Anfang des Jahres mit der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts beschäftigt (wir berichteten) und inzwischen in der „heißen Phase“, angekommen, – der Benennung von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen zur CO2-Reduzierung in der Stadt. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die Stadt Kronberg nicht schon länger in vielen unterschiedlichen Bereichen Klimaschutz betreibt. Beispielsweise verfügt Kronberg bereits über sechs Solaranlagen auf kommunalen Liegenschaften, vier davon werden als Bürgersolaranlagen betrieben. Außerdem werden die städtischen Gebäude sukzessive energetisch saniert und Einzelmaßnahmen ergriffen, um deren Energieeffizienz zu steigern. Doch jetzt nach der Potenzialanalyse für Kronberg können die Kräfte gebündelt und Maßnahmen zielgerichtet umgesetzt werden. „Es mag banal klingen, aber das Ergebnis ist, dass wir hier in Kronberg über die Solarenergie am meisten Potenzial haben, die Treibhausgasbilanz zu verbessern“, sagt Horn. Solaranlagen seien nach wie vor nicht nur eine wichtige Stellschraube, um CO2 einzusparen, sondern für die Bürger insbesondere in Kombination mit einer Wärmepumpe zur Wärmeerzeugung lohnenswert, da die Hausbetriebskosten durch den jährlich steigenden Co2-Preis ebenfalls steigen werden“, so Horn. Als weiterer wichtiger Baustein in Kronberg wurde eine energetische Sanierung der Häuser ermittelt. Nach wie vor seien die Fördermöglichkeiten landes- und bundesweit gegeben. Horn machte deutlich, dass der Bestand in Kronberg „Sorge macht“ und hier jeder einzelne Hausbesitzer gefordert ist, denn die ermittelte durchschnittliche Gebäudesubstanz liegt in Kronberg auf dem Jahr 1970. „Da gibt es viel zu tun!“ Als dritte Stellschraube, um Treibhausgase einzusparen, hat sich der Mobilitätssektor herauskristallisiert. Doch der Klimaschutzmanager weiß, die Mobilität ist ein komplexer Bereich, der immer wieder zu emotionalen Debatten führt. Wie sich im Rahmen des Klima-Forums, im Sommer, in dem die Bürger weitere Maßnahmen für den Klimaschutz in Kronberg erarbeiteten, herauskristallisierte, spielt die Öffentlichkeitsarbeit beim Klimaschutz ebenfalls eine wichtige Rolle. Denn was über die drei Stellschrauben Solarenergie, energetische Sanierung und Mobilität schnell ersichtlich wird ist, der Erfolg beim Klimaschutz, hängt stark vom Umweltbewusstsein der Bürger ab. Klimaschutz funktioniert eigentlich nur, aber in jedem Fall besser, als eine Gemeinschaftsaufgabe. Die Öffentlichkeitsarbeit ist somit ein unabdingbarer Baustein. Klimaschutzmanager Friedrich Horn preist deshalb nicht ohne Grund den Kurzlink www.kronberg.de/klimaschutz an. Hier hat er für die Stadt klar und übersichtlich alles Wichtige in Sachen Klimaschutz zusammengetragen. Dort gibt es alle wichtigen Tipps und Links, sodass man sich je nach Bedarf schnell und unkompliziert in Sachen Energiemanagement informieren kann. Beispielsweise findet man Links zur Fördermittelberatung oder zu den Energie-Checks der Landesenergieagentur Hessen, zu den Landesförderprogrammen für energieeffizientes Sanieren und zum C02-Rechner des Umweltbundesamtes, der ausrechnet, wie viel C02 der eigene, aktuelle Lebensstil verursacht und aufzeigt, in welchen Lebensbereichen man selbst besonders viel C02 einsparen kann. Das hilft, sich im Dschungel der Klimaschutzstrategien zurechtzufinden.

Tipps für den Alltag gibt es dort ebenso wie auch eine Übersicht über alle Klimaschutzmaßnahmen der Stadt. „Die Landesenergieagentur fand die energetische Sanierung des Waldschwimmbads übrigens so gelungen, dass sie gerade einen Kurzfilm darüber gedreht hat“, erzählt der Klimaschutzmanager. Für das Waldschwimmbad war bereits vor einigen Jahren ein Energiekonzept erstellt worden. Neben der Installation einer Beckenabdeckung wurden zunächst die Schwimmbadpumpen mit Frequenzumrichtern umgerüstet, die Solarkollektoranlage auf dem Dach erneuert und erweitert und zwei neue, effizientere Heizkessel eingesetzt, informiert Horn über die erfolgreichen Maßnahmen im Fachbereich 5. „250.800 Kilowattstunden, das entspricht etwa 55 Tonnen Co2, werden hier nun jedes Jahr eingespart“, informiert er. Das sei schon ein enormer Gewinn, freut er sich über dieses Projekt, das bereits lange vor seinem Wirken als Klimaschutzmanager bei der Stadt Kronberg angestoßen worden war. Aber genau solche Projekte müssten überhaupt erst einmal kommuniziert und sich in den Köpfen der Bürger als Erfolge für die Gemeinschaft verbucht werden. Seit dem Sommer hat Kronberg nun auch einen Klimabeirat, der aus ca. 40 Experten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft besteht und die Stadt bei Klimaschutzfragen berät. „Weitere Aufgaben des Beirats sind die Reflexion und Multiplikation der Klimaschutzanstrengungen sowie die Unterstützung bei der Umsetzung gemeinsamer Klimaschutzmaßnahmen“, erläutert er.

Kleinere Maßnahmen seien bereits umgesetzt oder befänden sich in Umsetzung, da wo Anknüpfungspunkte genutzt werden konnten wie beispielsweise die Installation einer E-Bike-Ladestation über das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ oder der Ausbau des Radwegekonzeptes unter Federführung des Kreises, bei der die Schülerradroute nach Steinbach als eine der ersten Routen in naher Zukunft realisiert werden soll. Genauso arbeite man intern an Lösungen, um Maßnahmen wie beispielsweise den Solaranlagenbau, möglicherweise auch über städtische Vorgaben, auf breiterer Ebene in Kronberg zur Umsetzung zu bringen.

Friedrich Horns persönliche CO2-Bilanz macht zuversichtlich, dass es gar nicht so schwer ist, zur Rettung des Planeten beizutragen: Der 31-Jährige nutzt zwar keines der städtischen E-Bikes, die jedoch sehr gut angenommen würden, dafür aber den ÖPNV. Das Jobticket für die Mitarbeiter, das jetzt neu angeboten wird, findet er ein „sehr schönes Angebot“. Schließlich könne es nach 19 Uhr und am Wochenende mit einer weiteren Person plus Kindern genutzt werden. Für Horn, der regenerative Energien in Berlin und Energiewirtschaft studiert hat, ein echter Anreiz, sein E-Auto auch am Wochenende in Frankfurt stehen zu lassen. Überhaupt findet er, könne es nicht das Ziel sein, vor lauter Diskussionen, was nun genau bei komplexeren Themen am Energieeffizientesten sei, Entscheidungen zu vertagen. Ihm geht es darum, endlich für eine bessere Klimabilanz zu handeln. Jeder könne mitbestimmen, wohin die Reise geht, beispielsweise über die Auswahl nachhaltiger Banken und Geldanlagen. „Überall, wo nicht in Kohlekraft investiert wird, entsteht auch keine Neue. Es ist nicht schlimm, wenn wir nicht perfekt sind. Indem wir etwas tun, können aber alle Stück für Stück besser werden. Es ist ein Prozess, ähnlich wie mit den Veggie-Produkten in den Supermärkten. „Die Fleischalternativen sind inzwischen so vielseitig und lecker geworden, dass ich viele davon herkömmlichem Fleisch vorziehe.“



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