Der Kommissar als Mordmotiv – „die hannemanns“ sorgen mit origineller Kriminalkomödie und großer Spielfreude für Spannung und Spaß

Kronberg (pit) – Sprichworte sagen „Übermut tut selten gut“ oder „Alter schützt vor Torheit nicht“. Bei der entzückenden Kriminalkomödie „PorzellanFraktur“, die die Theatergruppe „die hannemanns“ in den vergangenen Monaten einstudiert haben, kommen beide gleichermaßen zur Geltung. Doch übel nehmen kann man es den charmanten und durchweg (lebens-)lustigen Protagonistinnen nicht. Denn schließlich heißt es doch auch: „Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt.“

Zurück zum Anfang: Miss Birdie (Dagmar Sill), Miss Amantha (Alia Kidess), Miss Lucy (Andrea Becker), Miss Netti (Angelika Mosig-Miers) und Miss Elizabeth (Susan Schmorl) wohnen im Haus der herrlich mit den Augen rollenden Miss Hildegard (Carmen Töpfer). So unterschiedlich die sechs „ältlichen Damen“ auch sind, haben sie doch eines gemeinsam: Sie alle schwärmen im höchsten Maße für Dennis O’Finn (Ulf Brossmann), der im Haus gegenüber wohnt. Das Opfer der Begierde ist Hauptkommissar im Morddezernat und da sie ihm bisher nur per Fernglas auf die Pelle rücken konnten, stellt sich allmählich die Frage, wie sie dem „gut aussehenden Charmeur“ endlich mal persönlich begegnen könnten.

Ein Spaziergang auf offener Straße wäre den sechs Damen zu kompromittierend. Überhaupt – man will ihn ja am liebsten für sich haben. Was wäre da besser, als ihn mal innerhalb der eigenen vier Wände zu begrüßen, um ihn von den persönlichen Vorzügen zu überzeugen. Ergo: Der Kommissar eines Morddezernats kommt vermutlich nicht wegen einer simplen Einladung zum Nachmittagstee von sechs Damen im gestandenen Alter, aber ganz bestimmt, wenn ein Mensch eines unnatürlichen Todes gestorben ist. Also muss ein Mord geschehen. Doch an wem? Vielleicht an der liebeshungrigen Miss Birdie oder an Miss Lucy, deren Maß aller Männer bisher „ihr“ Herbert war?

Es ist die egoistische Miss Elizabeth, die kurz darauf als Leiche im Sessel liegt und daher der Anruf im Morddezernat eingeht. Zum Entzücken der übrigen fünf Damen steht somit Dennis O’Finn wenig später auf dem Teppich der guten Stube und das eigentliche Spektakel aus der Feder von Charles Bernard Gilford, der schon mit Alfred Hitchcock zusammenarbeitete, nimmt seinen turbulenten Lauf. Denn der Ermittler wagt nicht einmal im Ansatz an das zu glauben, was ihm sein Assistent Kramer (Enrico Freudenberg) schon nach recht kurzer Zeit zuruft: „Du bist das Mordmotiv!“

Weder Birdie, Amantha, Lucy, Netti noch Hildegard haben viel Hehl um ihre Verliebtheit in den smarten Mann gemacht oder um die Tatsache, dass sie sich dessen bewusst sind, dass sich die Mörderin in ihren eigenen Reihen befinden muss. Allein die Frage, welche von ihnen dafür sorgte, dass die Verblichene einen mit Arsen „angereicherten“ Tee zu sich nahm, bleibt offen. Die Gelegenheit hierzu hätte jede Mitbewohnerin des Hauses gehabt.

Doch Dennis O’Finn will hiervon nichts wissen, die Ermittlungen – und damit die Anwesenheit des Junggesellen am Tatort – geraten ins Trudeln. Und so ziehen die Damen wegen „mangelndem Polizeischutz“ noch einen Reporter hinzu, der sich allerdings als Frau (Elke Grünhagen) entpuppt, die ebenfalls dem charmant-naiven Kommissar erliegt. Wie Kramer hat auch sie schnell herausgefunden, was der Grund für dieses Verbrechen war, allein das Objekt der „kriminellen Zuneigung“ bleibt verstockt und seine Besuche bei den Damen weiterhin aus. Ein zweiter Giftmord und eine Erpressung sind die Folge.

Es ist eine originelle Kriminalkomödie in drei Akten, die sich „die hannemanns“ ausgesucht und mit sichtlich großer Spielfreude auf die Bühne gebracht haben. „Eigentlich wollten wir sie schon vor drei Jahren aufführen, doch damals konnten wir nicht alle Rollen besetzen und legten das Stück erst einmal zur Seite“, erzählt Lore Wynn, die zusammen mit ihrem Mann David Regie führt. Immerhin elf Köpfe zählt das hierfür benötigte Schauspiel-Ensemble und erst durch eine Lesung Anfang dieses Jahres konnten jene Akteure gefunden werden, die es komplettierten. Somit zählen Ulf Brossmann, Alia Kidess und Andrea Becker zu den Neuen im Kreis des Amateurtheaters, das gerade seinen 55. Geburtstag feiern konnte. Während Spurensicherer Johnson (Michael Hoffmann) schon bei der erfolgreichen hannemanns-Aufführung von „Die Wahrheit“ Bühnenerfahrung sammeln konnte, stehen bei „PorzellanFraktur“ auch Manuel Freudenberg und Louis Gold als Bahrenträger erstmals auf der Bühne. Somit hat sich die Zahl der Darsteller erfreulich erhöht, doch Lore Wynn versichert: „Wir suchen immer wieder neue Mitspieler.“ Daher haben „die hannemanns“ für den 27. November um 19.30 Uhr wieder eine öffentliche Leseprobe in der Bibliothek des Ernst-Winterberg-Hauses angesetzt.

Wer die ersten beiden Aufführungen von „PorzellanFraktur“ in der Kronberger Stadthalle verpasst hat, muss übrigens ebenfalls nicht verzagen. Eine weitere steht kommenden Sonntag, 24. November, um 17 Uhr im Haus Altkönig in Oberhöchstadt auf dem Programm. Karten gibt es bei Buch @ Papier Limberger (Friedrich-Ebert-Straße 2, Kronberg) und DeliCasa (Limburger Straße 1, Kronberg-Oberhöchstadt).

Gastspiele werden darüber hinaus am 18. Januar im Dorfgemeinschaftshaus in Idstein-Eschenhahn, am 25. und 26. Januar in der Liederbachhalle in Liederbach und am 29. Februar im Bürgerhaus Glashütten gegeben.

Der Kommissar Dennis O’Finn (Ulf Brossmann in der Mitte hinten) wagt nicht einmal im Ansatz an das zu glauben, was ihm sein Assistent Kramer (Enrico Freudenberg) schon nach recht kurzer Zeit zuruft: „Du bist das Mordmotiv!“ Fotos : Pfeifer

Weitere Artikelbilder



X