Kronberg (kb) – Seit der Mensch Haustiere hält, muss er für ausreichenden Futtervorrat in den Wintermonaten sorgen. So wurden seit vielen Jahrhunderten Wiesen angelegt, deren Grün gemäht, getrocknet, als Heu abgefahren und in Scheunen eingelagert wurde. Regelmäßig gemähte Wiesen bieten ideale Lebensgrundlagen für spezielle Arten von Blütenpflanzen, die wir kennen. Neben der echten Schlüsselblume und vielen anderen mehr haben sich Pflanzen angesiedelt, die uns durch ihre Bezeichnung bekannt sind: Wiesenlabkraut, Wiesenkerbel, Wiesenpippau, Wiesenbocksbart, Wiesensauerampfer und viele andere mehr. Die meisten davon sind essbar, manche finden seit altersher als Heilkräuter Verwendung, die wenigsten sind giftig.
Werden Wiesen nicht regelmäßig gemäht, so werden den typischen Mähwiesenpflanzen nach Auffassung von Thomas Borsch, Professor an der Freien Universität Berlin, die Lebensgrundlagen entzogen. Ihr Artenreichtum schwinde dramatisch. Ein besonders eklatantes Beispiel seien die Wiesen im Quellenpark Kronthal, die nicht gemäht werden. Borschs Forschungsschwerpunkt liegt in der Entstehung und nachhaltiger Nutzung biologischer Diversität. Als Direktor (direktor[at]bgbm[dot]org) des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums Berlin (BGBM) befasst er sich von Anfang an maßgeblich am Projekt „World Flora Online“, das zum Ziel hat, alle Pflanzenarten zu erfassen und den weltweiten Verlust von Pflanzenarten zu verhindern. (www: worldfloraonline). „Wenn man dann einfach eine bunte Blühmischung irgendwo aussät und meint, der Natur etwas Gutes zu tun, aber gleichzeitig jahrhundertealte, artenreiche Wiesen zum Opfer fallen, dann stimmt etwas nicht“, meint der Experte. Maßnahmen zum Schutz der Wiesenpflanzen seien dringend erforderlich. Welche das sind, wisse er, und bringt es kurzgefasst auf den Punkt: „Mähen und Abfahren!“ Da könnten sich Wiesen wieder erholen, den Wiesenblühern wären ihre Lebensgrundlagen wieder gegeben und würden sich von selbst ansiedeln – ohne Eingriffe der Menschen.