„Kronberger Advent“ – Einkaufsvergnügen und vorweihnachtlicher Zauber trotz Einschränkungen

Baum mit Stiefelchen – Gunther Hahn – Herren- und Damenmode und Schuhe

Kronberg (mw) – Es ist eine stillere Adventszeit dieses Jahr, mit weniger gegenseitigen Besuchen, keinen Adventstees in großer Runde und stimmungsvollen Weihnachtsmärkten und keinen feucht-fröhlichen Weihnachtsfeiern. Es ist eine Rückbesinnung auf die eigene Verantwortung für sich und für andere und ein Tausch der großen Shoppingmalls gegen kleinere Geschäfte. In letzteren lassen sich die Kontakte übersichtlicher als beim In-der-Schlange-stehen in den großen Einrichtungs- und Kaufhäusern gestalten und es gibt mehr frische Luft. Der Bund der Selbstständigen und die städtische Wirtschaftsförderung haben gemeinsam auf die besondere Situation durch die Corona-Pandemie reagiert und bieten an den Weihnachtssamstagen in Kronberg erstmalig entspanntes Einkaufen bis 17 Uhr an. Den strengen Corona-Regeln zum Opfer gefallen ist dabei dennoch das von der Stadt geförderte kostenfreie Weihnachtskinderkino. Die Kinder sollten Weihnachtsfilme genießen, während ihre Eltern in Kronberg in Ruhe shoppen gehen – diese Option war aufgrund der Verlängerung des Lockdowns in den Dezember leider nicht möglich. Dennoch pulsierte am Samstag vor dem ersten Advent das Leben in der Stadt. Nachdem sich die Sonne bei winterlichen Temperaturen durch den Nebel gekämpft hatte, herrschten angenehmere Temperaturen auf dem Bauernmarkt und in den Altstadtgassen. Die Menschen, die unterwegs waren, viele von ihnen Kronberger, aber auch Gäste von außerhalb, genossen bei allem Abstand sichtlich die Möglichkeit, die vier Wände für einen Plausch an frischer Luft eintauschen zu können. „Das ist schon immer das Schöne an unserem Markt hier, es ist ein Treffpunkt geworden“, meinte eine Gruppe, die sich rund um den Stand von Achim Höfig, der dort seit Jahren für die Tansaniahilfe Wein ausschenkt, versammelt hatte. Quer über den Markt mit den üblichen Marktangeboten, aber auch einigen kreativen Ideen mehr, dufteten die heißen Maronen und verbreiteten zusammen mit Akkordeonklängen eine stimmungsvolle Atmosphäre. Angefangen von den Geschäften rund um den Berliner Platz bis hinein in die Altstadt sorgten die Kronberger Geschäftsleute für einen vorweihnachtlichen Zauber in der Stadt. 24 der Geschäftsleute luden außerdem vor oder in ihre Geschäfte ein, sich ihren geschmückten Weihnachtsbaum zu betrachten. Ein Gewinnspiel des BDS lockt mit attraktiven Preisen der Einzelhändler oder Verzehrgutscheinen der Gastronomen. Jeder, der sich in der Stadt einen Überblick über die Weihnachtsbäume der Einzelhändler von natürlich chic über klassisch bis frech und ausgefallen macht, kann seinen persönlichen Lieblings-Baum unter www.wirliebenkronberg.de/lieblings-weihnachtsbaum auswählen. Einsendeschluss ist Donnerstag, 17. Dezember um 20 Uhr. Der Baum, der die meisten Stimmen erhält, gewinnt. In „seinem“ Geschäft oder Lokal werden am letzten Adventssamstag, dem 19. Dezember um 15 Uhr die Einkaufsgutscheine verlost. Die Gewinner werden durch den BDS benachrichtigt.

Während die Hofapotheke auf ihren ganz speziellen Baum in Holzbauweise – garantiert ohne Nadeln – am Samstag vor dem ersten Advent noch fieberhaft wartete, zeigten sich andere Bäume, beispielsweise vor dem Modegeschäft „Famous Fashion“ oder vor dem Restaurant „Zum Grünen Wald“ bereits in ihrer vollen Pracht. Nicht ohne Stolz wurden die Bäume und die mitunter aufwendigen Weihnachtsdekorationen vor und in den Geschäften demonstriert. Bei „Rekha‘s Cashmere Pashminas“ hatten leider Langfinger über Nacht die leuchtenden Kugeln geklaut. Doch Rekha Eickmeyer ließ sich nicht entmutigen, sondern schmückte ihr Schaufenster am Samstagmorgen mit Hilfe eines Nachbarn rundherum mit weihnachtlichen Girlanden. Mit Freude und guter Laune war auch das Team des Restaurants Zehntscheune Kronberg mittags am Werk – die letzten glitzernden Silberkugeln wurden aufgehängt und die ersten warmen Getränke „to go“ ausgeschenkt. „Am meisten fehlen mir mein Laden und meine Gäste“, gesteht Inhaber Moe Ennaji, der wie andere Gastronomen ebenfalls derzeit auf finanzielle Hilfen der Bundesregierung angewiesen ist, die allerdings noch nicht angekommen sind. Ins Auge sticht auch die Dekoration bei „Liebe Zeit – Genuss mit Herz“. Der angebaute Wintergarten ist zur Zentrale für die „to go“-Lieferungen umfunktioniert, die die Gastronomen spätestens ab 12 Uhr in Kronberg auch an den kommenden Samstagen anbieten werden. Neben weiteren Gerichten locken gleich drei verschiedene Suppen, die Maronensuppe (selbst getestet) ist einsame Spitze! Ein Wermutstropfen für die Gastronomen ist, dass die Speisen eingepackt und mitgenommen werden müssen – ein Verzehr rund um das geschlossene Restaurant ist – obwohl an frischer Luft – ebenfalls nicht erlaubt. Der Gedanke, der dahinterstehen dürfte, ist: Wo gemeinsam gegessen, getrunken und gelacht wird, sind auch der nötige Abstand und die Versammlungsregeln schnell vergessen. Doch die Kronberger sind ihren Gastronomen tatsächlich treue Begleiter in schweren Zeiten: Mit großen Einkaufskisten kommen sie vorbei und holen sich das Essen für die Familie nach Hause! „Liebe Zeit“ punktet mit einer weiteren Idee: einem ungeschmückten Weihnachtsbaum, unter dem eine große Kiste mit Weihnachtsschmuck bereitsteht. „Bringt mich zum Leuchten und habt dabei eine ,Liebe Zeit‘, denn ihr macht mich zu Eurem Lieblingsbaum!“, so lautet die frohe Botschaft, die Kinderherzen höher schlagen lässt: Eine Kugel hier, ein Silberherz dort, dazu schnell noch weißes Spray auf den Tannenzweig gesprüht, welch eine Freude!

Bei Dirk Sackis von der Kronberger Bücherstube wies der Weihnachtsbaum schräg hängend einem Pfeil gleich den Weg in den märchenhaft geschmückten Hof.

Wirklich nichts falsch verstanden hatte Florian Henrich von „Zeit & Genuss“. Er hatte sein Weihnachtsbäumchen nicht schräg, sondern gleich kopfüber an die Decke gehängt: „Das ist ein alter osteuropäischer Brauch“, verrät er. „Man hatte nun einmal in der guten Stube nicht sehr viel Platz, um einen ausladenden Baum zu stellen, da hat man ihn kurzerhand aufgehängt.“ Sparsam aber dennoch wirkungsvoll zu ihren filigranen Tuschezeichnungen und Drahtskulpturen hat Henriette Tomasi ihr Bäumchen in der Schirnstraße mit großen Tannenzapfen dekoriert. Bei ihr lässt sich gut innehalten. Sie hat die Coronazeit, den ersten Lockdown im März zum Zeichnen von über 150 Tuschezeichnungen genutzt. Sie habe sich in dieser schwierigen Zeit auf das Träumen besonnen, sagt sie, das man aus seiner Kindheit und Jugend kennt. „In den Träumen können wir aus der Enge hinaus, können uns frei bewegen, landen in der Vergangenheit, aber auch in der Zukunft“. Entstanden sind spannende Zeichnungen, die die Träumenden mit ihrer Sehnsucht nach Nähe, gleichzeitig aber mit körperlich verordneter Distanz zeigen.

Der Sprecher des Arbeitskreises Einzelhandel im Bund der Selbstständigen (BDS), Joachim Klinger von Klinger Delikatessen & Wein und sein Stellvertreter Dirk Sackis von der Kronberger Bücherstube, sind zufrieden mit der Resonanz auf den ersten „Kronberger Advent“. „Das ist doch eine tolle Aktion mit den 24 Weihnachtsbäumen und kommt auch gut an“, freut sich Dirk Sackis. Joachim Klinger ergänzt: „Gefühlt war es bereits am ersten Samstag ein voller Erfolg. Ich bin jedenfalls sehr glücklich, dass alle an einem Strang ziehen und bis 17 Uhr geöffnet haben, denn das hat sich bewährt, die Kunden kommen und sie finden es toll, dass man noch länger einkaufen kann.“ Für „nach Corona“ wünscht sich Klinger, dass die Kronberger Einzelhändler „weiter und noch mehr an einem Strang ziehen“.

Derweil schallt der Song „Driving Home for christmas“ von Chris Rea durch die Altstadtgassen. Darauf, heimzufahren, dürfen sich die meisten sogar jetzt freuen, sind doch an Weihnachten trotz der Corona-Pandemie Familientreffen bis zu zehn Personen erlaubt. Doch wer gar nicht so weit fahren will oder muss, der darf sich schon auf die Kutsche an den kommenden Adventssamstagen zum „Kronberger Advent“ freuen, die zusammen mit dem Nikolaus von 11 bis 15 Uhr kommt, um Groß und Klein mittels Pferdestärken gemütlich durch die Stadt zu lenken.

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