Leistungsschau bei den Stadtwerken: Sensibilisierung für das Lebensmittel „Trinkwasser“

Angelina mit ihrem Vater Thomas Bauer beim Zählen der Jahresringe der ehemals riesigen Eiche. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – „Wobei verbrauchen die Kronberger im Jahresdurchschnitt das meiste Trinkwasser?“, lautete eine der Fragen beim Quiz zum Tag der offenen Tür der Kronberger Stadtwerke. Wer den Bericht der Stadt zur „Kronberger Wasserampel“ vergangene Woche bereits gelesen hatte, dürfte die Antwort parat gehabt haben. Tatsächlich verbrauchen die Kronberger das meiste Trinkwasser beim Gießen ihres eigenen Rasens.

Sensibilisierung

Ein Großteil der 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kronberger Stadtwerke waren vergangenen Samstag auf dem Bauhof vor Ort, um den Kronberger Bürgern Rede und Antwort über ihre Zuständigkeitsbereiche zu geben. Und da diese weit gefächert sind, gestaltete sich die sogenannte „Leistungsschau“ auch bei der sechsten Veranstaltung in Folge für interessierte Bürger wieder äußerst spannend. Im Bundesdurchschnitt verbrauchen die Deutschen pro Tag 8 Liter für die Gartenbewässerung, in Kronberg sind es stolze 64 Liter pro Kopf, erläuterte Thomas Krieger vom Fachbereich Wasserversorgung den interessierten Besuchern des Bauhofes in der Westerbachstraße 13. Auch die Schlussfolgerung einiger Kronberger, dass womöglich der Golfclub die großen Trinkwasserreserven verbrauchen würde, konnte die Stadt anhand übersichtlicher Schaubilder entkräften. „Der Golfclub verbraucht von den 184 Litern pro Tag gerade mal einen Liter“, erklärte Krieger. Sogar einen kleinen Kinoraum hatte der Baubetriebshof eingerichtet, um die Bürger mit einem Film für die seit den letzten zwei trockenen Hitzesommern angespannte Trinkwassersituation zu sensibilisieren. Erster Stadtrat Robert Siedler, zuständiger Dezernent für die Stadtwerke, machte klar, dass die Trinkwasserversorgung im Zuge des Klimawandels ein Thema sein wird, mit dem man sich dauerhaft beschäftigen wird. „Der Klimawandel wird uns lehren, mit unseren Ressourcen bewusster umzugehen“, sagte er. Noch sei die Versorgung über die Hessenwasser GmbH & Co. KG gesichert und über die Pachtung von Brunnen in Oberhöchstadt habe man bereits für die Stadt größere Mengen Trinkwasser dazugewonnen, über die man selbst verfügen kann. Trotzdem gebe es bereits Engpässe bei der Verteilung des Hessenwassers, sodass intern an einem tragfähigen Verteilungskonzept gearbeitet werde. Diskutiert werden soll die Anschaffung von Wasserhochbehältern, mit der die Stadt Kronberg rechtzeitig größere Mengen Wasser bestellen kann und bevorraten könnte, um schließlich in Zeiten von Wasserengpässen über ausreichende Reserven zu verfügen.

Wie die Bürger aber in Zeiten knapper Trinkwasserressourcen mithelfen können, Wasser zu sparen, damit es möglichst gar nicht erst zu einem Trinkwassernotstand kommt, ist auf der Homepage der Stadt Kronberg nachzulesen: Anhand der eingeführten „Kronberger Wasserampel“ werden die Bürger für den Umgang mit dem Lebensmittel Wasser sensibilisiert. Steht die auf „Gelb“, sollen sie beispielsweise mithelfen, Spitzenverbräuche zu senken, indem sie ihren Rasen maximal zweimal wöchentlich wässern und das im Wechsel nach geraden und ungeraden Hausnummern und Wochentagen (wir berichteten).

Tee-Dünger zur Rasenpflege

Wer wissen wollte, wie er seinen Rasen trotzdem schön stark und grün erhält, der konnte seinen Kopf in eine große Tonne stecken: In der waren oben kompostierbare Küchenabfälle zu sehen und darunter eine erdige Schicht mit Regenwürmern. „Wir geben etwas Zuckerrübensirup zu den Abfällen“, erklärten drei engagierte Mitarbeiter vom Grünamt dazu. Mit Hilfe des Sirups bildet sich ein Tee-Dünger, der abgezapft werden kann und mit wunderbaren Mikroorganismen ausgestattet ist, die für schöne grüne Halme mit starken Wurzeln sorgen. „So produzieren wir unseren Rasendünger für die interkommunale Rasenplatzpflege, die wir anbieten, selbst“, demonstrierten sie. Natürlich eignet sich der leicht selbst herstellbare umweltfreundliche Dünger auch für den eigenen Rasen zuhause. Bereitwillig erklärten sie interessierten Gartenbesitzern außerdem die Möglichkeiten verschiedener Gartenbewässerungssysteme, die die Gartenbewässerung in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden und an verschiedenen Tagen über einen entsprechenden Regler leichter umsetzbar machen. Statt in die Komposttonne zu schauen, blieben die Kinder lieber in der großen Kehrmaschine sitzen, deren Motor ein Mitarbeiter sogar einmal laut aufbrummen ließ oder sie fuhren, wenn sie sich trauten, mit in dem Hubsteiger in schwindelnde Höhe hinauf, um sich bei strahlendem Spätsommerwetter den Baubetriebshof aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Werkstätten

Aber auch in der städtischen Maler- und Schreinerwerkstatt herrschte den kompletten Mittag emsige Betriebsamkeit. Hier konnten sie gemeinsam mit ihren Eltern ihr eigenes Holzboot fertigen, in den Lieblingsfarben anmalen und anschließend in dem eigens dafür aufgestellten Wasserbehälter entlangschippern lassen. Zusammen etwas gestalten, das macht einfach Freude: Beispielsweise, wenn der Vater endlich einmal hämmern und basteln darf und der Steppke daneben steht und genaue Anweisungen gibt, was das Boot unbedingt noch braucht: zum Beispiel einen zweiten Schornstein und eine ordentliche Reling.

Bäume pflegen und erhalten

Unterdessen kniete draußen die sechsjährige Angelina mit ihrem Vater Thomas Bauer vor einer riesigen Baumscheibe und zählte mit ihm die Jahresringe der Eiche. 154 Jahre alt ist der Baum geworden, zählten die beiden. Baumpfleger Matthias Lang hat den Baumriesen aus dem kleinen Park (dem alten Friedhof) gegenüber der Esso-Tankstelle eigenhändig gefällt. Seine Augen leuchten, wenn er von der 30 Meter hohen Eiche mit einem Kronendurchmesser von 15 bis 20 Metern erzählt. „Unser Interesse ist es, die Bäume so lange wie möglich zu erhalten“, erzählt er. Irgendwann komme aber der Tag, von dem an sich ein Baum quäle, erzählt er, der über Jahre krank und altersschwach geworden ist.“ Es sei vergleichbar mit einem Haustier, das man von seinen Leiden auch erlöse, wenn es sich nur noch quält. „Diese schöne alte Eiche ist an Altersschwäche und Durchblutungsschwäche gestorben“, so Lang. Die zwei trockenen Sommer hätten es ihr natürlich noch schwerer gemacht. Mitunter kann es auch sein, dass Matthias Langs Auftrag lautet, einen Baum nicht wegen Krankheiten zu fällen, sondern aufgrund eines Bauvorhabens. Doch sein eigentliches Ziel ist es, Bäume zu pflegen und zu erhalten. Mittels Baumpflege erziehe man Bäume quasi und schütze sie vor sich selbst, erläuterte er. Beispielsweise, wenn die Äste zweier Bäume ansonsten mit einem solchen Druck aufeinander wachsen, dass sie den Baumstamm spalten würden. Auf dem Dalles haben die Grünamt-Mitarbeiter unlängst einen kleineren Zierbaum aufgrund unterirdischer Renovierungsarbeiten behutsam aus dem Boden genommen und auf dem Gelände des Betriebshofes wieder eingepflanzt, damit er keinen Schaden nimmt, erzählt der Baumpfleger. „Dort bleibt er, bis er wieder an seinen alten Platz auf dem Dalles kann.“

Nach vielen Informationen aus dem Grünamt, aus der Abteilung Wasser- und Abwasserversorgung, über den Gerätefuhrpark, die Energiegewinnung, über die Gebäudeinstandhaltung und vieles mehr, hatten sich die teilnehmenden Familien am Tag der offenen Tür der Stadtwerke eine Mittagspause redlich verdient, selbst wenn sie nicht alle Fragen aus dem Quiz, beispielsweise, „Wie lang ist das Kronberger Wasserrohrnetz? – 97 Kilometer“, beantworten konnten. Für das Wohl der Gäste sorgte die Oberhöchstädter Feuerwehr mit Grillstand, Pommes und Getränken. An den aufgestellten Tischen und Bänken bot sich anschließend die Gelegenheit für weitere Gespräche, während es den Nachwuchs längst wieder zu den Bastelangeboten, auf die Hüpfburg und in die Mini-Soccer-Arena zog.

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