Leserbrief

Leser*inbrief von Dr. Walter A. Ried, Höhenstraße, Kronberg, zu dem Thema „Gen
dergerechte Sprache, schwere Sprache“:

Zu diesem Thema sind in letzter Zeit einige Leserbriefe im Kronberger Boten erschienen. Diesbezüglich muss ich schon etwas schmunzeln, denn alleine der Begriff „Leserbrief“ ist hinsichtlich dieses Themas streng genommen ein absolutes No-Go. Laut „Gendersprech“ müsste diese Rubrik längst schon in „Leser*inbrief“ unbenannt worden sein. Ebenso gehört der Titel der vorliegenden Zeitung „Kronberger Bote“ eigentlich in den Redaktionsschredder, denn dieser muss jetzt genderkorrekt „Kronberger Bote*in“ heißen. Vorschlag: Unser beliebtes und gern gelesenes Ortsblatt taufen wir jetzt ganz schnell und locker geschlechtsneutral in „Kronberger Botschaft“ um. Alternativ bietet sich das Diminutivum „Kronberger Bötchen“ oder „Kronberger Bötlein“ an. So können wir gleichzeitig im wahrhaftigen (?) Sinne des Wortes die Geschlechterfrage galant umschiffen, ohne gendertechnischen Schiffbruch zu erleiden. Kurzum – wir sitzen doch alle, egal welcher Gender-Gruppe wir angehören, im selben Boot!

Werte*r Leser*in, lassen Sie uns noch ein wenig weiter spekulieren: Was wird jetzt aus unserem Hausberg, dem Altkönig? Ein*e Altkönig*in? Läden wie die Bäckerei heißen ab sofort Bäcker*innen-ei? Ist diese salomonische Wortschöpfung etwa das berühmte Ei des Kolumbus? Was machen jetzt unsere politisch hochengagierten Ortsparteien wie die KfB und UBG – werden diese sich in KfB*innen und UB*innenG umtaufen? Weitere Problemfälle: In unserer Altstadt stehen überall Verkehrsschilder, die darauf hinweisen, dass bestimmte Parkplätze zwischen 18 und 8 Uhr für Bewohner mit Parkausweis vorbehalten sind. Wo bleiben hier die Bewohnerinnen und diverse Menschen? Fahren diese offiziell keinen PKW wie bis vor kurzem in Saudi-Arabien? An einigen Zebrastreifen stehen Schilder „Fußgänger kreuzen“. An den Eingängen des Viktoriaparks führt die Parkordnung, die ohnehin von so gut wie niemandem beachtet wird, nur Besucher, Fußgänger sowie Radfahrer auf. Deren Hunde sind an der Leine zu führen. Was ist mit meiner Hündin, die sich vielleicht zur diversen Fraktion dieser Vierbeinerart angezogen fühlt? Oder gibt es mittlerweile sogar schon Vierbeiner*innen? Verdammt nochmal, ich gender gleich durch! Fazit: gendergerechte Sprache, schwere Sprache.



X