Leserbrief

Unser Leser Gerd-Toni Wagner, Am weißen Berg, Kronberg, schreibt zum SPD-Artikel „Geschlechtergerechte Sprache in der Geschäftsordnung zur Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen.“, erschienen im Kronberger Boten vom 30. September, Folgendes:
Nachdem die SPD bereits im Juli mit ihrem Antrag zur „gendergerechten Sprache“ für die neue Hauptsatzung gescheitert war, versucht sie jetzt, mit neuen Verbündeten diesen „zeitgemäßen“ Unsinn in die noch relativ ungeschützten Hirnwindungen von Kindern und Jugendlichen einzuspeisen. Und zeigt keine Skrupel, ihre Antragsbegründung mit Fake News auf ein wackeliges Fundament zu stellen. Denn die Genderei ist keineswegs – wie behauptet – in Pressetexten inzwischen Standard. Journalistische Flaggschiffe wie die ZEIT, die FAZ, die NZZ und die WELT sowie die gesamte Springer-Presse präsentieren ihren Lesern nach wie vor ihre Texte ohne linguistische Zumutungen und Sonderzeichen. Warum sollten sie auch? Fast drei Viertel der Menschen in diesem Land lehnen die Gendersprache in den Medien ab (Umfrage des MDR). Wem also fühlen sich die Befürworter dieser von einer lautstarken Minderheit betriebenen linguistischen Umerziehungskampagne verpflichtet? Den Bürgern und ihrer Sprache sicher nicht. Die forcierte Präsenz einer „gendergerechten Sprache“ in den öffentlich rechtlichen Medien und vielen Behörden- und Verwaltungsbereichen hat deren Akzeptanz auch keineswegs erhöht – im Gegenteil: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Ablehnung gestiegen. Auch unter Frauen, Menschen mit höherer Schulbildung und der jungen Generation sind die Befürworter deutlich in der Minderheit (Quelle Infratest). Wenn SPD und GRÜNE ihren neuerlichen Vorstoß als „zeitgemäß“ verstanden haben wollen, dann befindet man sich dort ganz offensichtlich in einer anderen Lebenswelt als der Großteil der Menschen. Und huldigt einem antiquierten Zeitgeist, der staatstragende Sprachverhunzung par ordre de Mufti von oben herab dem unwilligen Volk aufdrängen wollte. Daran muss leider nun schon wieder erinnert werden.

Die These, dass eine vermeintlich gerechtere Sprache ohne Geschlechterunterschied zu mehr Geschlechtergerechtigkeit führt, ist mit Blick auf andere Sprachen leicht zu überprüfen: So kennt Bengali beispielsweise überhaupt keinen Geschlechterunterschied bei Hauptwörtern. Es ist aber äußerst zweifelhaft, dass es in Bangladesch oder Indien mehr Gerechtigkeit unter den Geschlechtern gibt.



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