Leserbrief

Unser Leser Hanspeter Borsch, HeinrichWinter-Straße, Kronberg, schreibt unter der Überschrift „Kaiser-Friedrich-Denkmals-Park und blühende Landschaften“ Folgendes:

Als der Kaiser-Friedrich-Denkmals-Park geschaffen wurde, hieß er noch so. Im Stil eines Englischen Gartens wurde er gestaltet und sollte, landwirtschaftlich genutzt, als „begehbares Landschaftsgemälde“ dem Auge des Betrachters Vergnügen bereiten. Um das Denkmal und den gesamten Park zu „einer dauernden würdigen Erhaltung für alle Zeiten“ zu sichern, wurde 1902 eine schriftliche Vereinbarung mit der Stadt abgeschlossen, die vom geschäftsführenden Ausschuss für das Denkmal, Landrat von Meister und dem Kronberger Bürgermeister Jamin unterzeichnet wurde. Auch sollen die Grundstücke, nötigenfalls aufgrund neuer Vermessungen, katasteramtlich die Bezeichnung „Kaiser-Friedrich-Denkmals-Park“ erhalten. Das Betreten der Wiesen war verboten. Dass dies befolgt wurde, überwachte der Feldschütz, „Wisse-Lui“ genannt, der dafür monatlich 10 Mark erhielt. Durch Bürgerinitiativen konnte einiges verhindert werden. 1947 sollte das Denkmal gesprengt werden, weil man nichts mehr mit der Monarchie am Hut hatte, nicht jedoch die Umbenennung des Parks in „Stadtpark“. Auch der 1967 geplante Bau eines Altenwohnheims scheiterte nach der Gründung eines „Bürgerkomitees zum Schutze des Stadtparks“. Die landwirtschaftlich genutzten Wiesen wurden nicht erhalten, sondern umgenutzt; im Norden zum Reitplatz, Golfplatz, Minigolfplatz, Tennisplatz, zur Bühne im Park, Spielraum und Hundewiese, im Süden zur Liegewiese. Von den ursprünglich 17 ha Wiesen ist somit weniger als die Hälfte zwischen Hundewiese und Liegewiese übrig geblieben, die landwirtschaftlich genutzt werden könnten. In der Parkordnung ist vieles verboten, nicht jedoch das Betreten der Wiesen. Und so kann der Mensch, mit und ohne Hund, kreuz und quer, ohne Rücksicht auf Flora und Fauna, Bodenbrüter, Orchideen und die ganze Biodiversität auf Trampelpfaden niedermachen, was er liebt und was es eigentlich zu erhalten gilt. Selbst wenn der Hund angeleint ist, kann er an einer bis zu 25 Meter langen Schleppleine die Wiesen beschnüffeln. Bei einem ein Meter breiten Trampelpfad kommen so um die 700 Quadratmeter Wiesenfläche zusammen. Neue Wege wurden 2004 geschaffen. Der Gehweg an der Bleichstraße wurde zu mehreren Parkplätzen umgestaltet, dafür ein 80 Meter langer Fußweg asphaltiert und somit 150 m² Wiese versiegelt. Im Rahmen der Neubebauung des Frankfurter Hofs entstand ein weiterer Weg von der Bleichstraße zum Haus Teutonia, etwa 170 Meter lang. „Vernetzte Frauen“ haben erreicht, dass der Park 2001 zum hundertjährigen Todestag der Kaiserin umbenannt wurde. Um sie besonders zu ehren, hat man gegen ihren Wunsch und Willen und gegen die vertraglichen Festsetzungen den weltweit einzigartigen Kaiser-Friedrich-Denkmals-Park in Victoriapark umbenannt, von denen weltweit über 50 gleichen Namens geschaffen wurden, wenn nach Blutvergießen die großbritannische Streitmacht wieder einen stolzen Sieg errungen hatte. Dem Park blüht künftig noch mehr Ungemach, soll er doch für die aus aller Welt angereisten Konzertbesucher attraktiver gemacht werden.

Noch nie wurde unsere einzigartige Kulturlandschaft so vernachlässigt wie in den letzten zwei Jahrzehnten. Es wurden keine Pflege- oder Instandhaltungsmaßnahmen am Rentbach durchgeführt. Wiesen im Quellenpark Kronthal verbuschen, weil sie nicht gemäht werden und städtische Obstgärten verwildern, weil sie nicht gepflegt werden. Fußwege sind nicht begehbar, weil sie zugewachsen sind. Die Schlehenhecke im denkmalgeschützten Quellenpark, die als Vogelschutzgehölz und hervorragende Bienen-, Insekten- und Schmetterlingsweide unbedingt zu erhalten ist, wurde wiederholt abgeholzt und dem Erdboden gleichgemacht. Noch nie zuvor wurde über Umwelt so viel geredet und so wenig getan. Die Leserschaft, die nicht von Presseberichten verschont wird, will’s nicht glauben und reibt sich verwundert die Augen über „Gold-Label“ für biologische Vielfalt und „Strategien für blühende Landschaften“, die Umweltamt und Umweltausschuss entwickeln wollen.



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