Leserbrief

Unser Leser Jürgen Specht, Hartmuthstraße, Kronberg, schreibt zu dem Bericht vom 13. Juni im Kronberger Boten „Stadt Kronberg treibt Nachhaltigkeit und Naturschutz voran“ Folgendes: Es klingt ja alles schön und gut, was die Gemeinde „in puncto Grünpflanzen und Begrünung“ unternimmt, aber nichtsdestotrotz mag man kaum glauben, was vom Umweltamt behauptet wird: „Viele Städte treten mittlerweile mit uns in Verbindung und fragen uns um Rat.“ Wird diesen denn auch von den kürzlich in Kronberg zerstörten Biotopen berichtet, wie zum Beispiel den Schillergärten und den dort ,wie am Bahnhof, mehr als hundert gefällten Bäumen oder den unter überdimensionalen Bauten und Schottergärten versiegelten Grundstücken? Ach ja, da sind doch Ausgleichsmaßnahmen geplant – die sind allerdings nicht adäquat oder werden vielleicht erst in fünfzig Jahren wirken. Anhand solcher städtebaulichen Entwicklungen begreift man immer mehr, warum den überkommenen Parteien die Wählerinnen und Wähler weglaufen. Sie haben die Nase voll von deren Pseudomaßnahmen, Vernebelungstaktiken, Bedienung von Partikularinteressen und Faktenverzerrungen. Teile der Weltjugend können diese überall herrschende Ignoranz nicht mehr ertragen und wehren sich zurecht dagegen.

Selbst wenn im Kronberger Stadtparlament schon vor Jahren Klimaschutzpläne mit breiter Mehrheit beschlossen wurden, ist de facto aber wenig geschehen. So betreibt die Stadt Kronberg, trotz der sich verschärfenden Klimabedingungen, weiterhin die Bauleitplanung des Grünen-Weg-Biotops, obwohl es eine für die klimatische Zukunft wichtige Kaltluftschneise, Verdunstungsfläche (Temperaturabsenkung) und Retentionsraum für künftigen Starkregen ist – als hätte man in Kronberg noch nie etwas von Binnen- bzw. Mikroklima gehört (siehe auch Kronberger Bote von 2018 „Starkregen in Kronberg“). Aber – wie ein früherer Erster Stadtrat einmal kolportierte – haben wir ja den Altkönigwald…

Nach neuesten Statistiken wird in der BRD alle drei Tage die Fläche des durch Braunkohleabbau bedrohten Hambacher Forstes versiegelt. Aber kaum ein Politiker, weder im Bund noch kommunal, hat trotz aller Klima- und Wasserkonferenzen bisher substanziell die Frage nach den Folgen (Grundwasserneubildung etc.) gestellt. Dabei sind die Folgen für Flora und Fauna gravierend. Der Ornithologe Prof. Peter Berthold äußerte z. B. zum Vogelsterben und der aktuellen Roten Liste: „Die Wirklichkeit ist wesentlich schlechter als das, was die Roten Listen wiedergeben. Die werden aus politischen Gründen frisiert“ und „wenn die nächsten zwanzig Jahre nicht ganz gewaltig gegengesteuert wird, wird ein Biozid, ein Ökozid eingetreten sein… und das wird irreversibel sein.“ Um das massive Artensterben und seine schlimmsten Folgen zu verhindern (unter anderem Insektensterben und seine ökonomischen Auswirkungen), schlägt Prof. Berthold vor, 10 Prozent der Fläche in den Gemeinden der BRD unter strengen Naturschutz zu stellen und hat dies auch schon in Kooperation mit verschiedenen Kommunen einleiten können (Biotopverbund Bodensee). Vielleicht lädt die Stadt ja diesen engagierten Experten einmal zu einem Vortrag ein. Darüber hinaus wäre dies ein essenzielles Thema für eine Fridays-for-Future-Bewegung nicht nur in Kronberg.



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