Leserbrief

Unser Leser Dr. Frank J. Matzen, FDP-Mitglied, Merianstraße Kronberg, schreibt unter der Überschrift „Herr König und seine rote, grüne und bunte Mobilitätsvision – Wer wird seine Wahlkampfgeschenke finanzieren?“ Folgendes: Mit dem Motto „ÖPNV – Stadtbus jetzt bedarfsgerecht ausbauen“ möchte der Bürgermeisterkandidat König bei möglichst vielen Wählern und Wählerinnen die Hoffnung auf eine gut erreichbare Anbindung an öffentliche Verkehrsverbindungen wecken. Er fordert neben vielen anderen Punkten entsprechend der Bedürfnisse unterschiedlichster Interessengruppen zusätzliche Fahrten des Stadtbusses auch an Samstagen und Sonntagen sowie eine zusätzliche Buslinie durch das Kronthal. Wer würde es Herrn König nicht gerne gleichtun und permanente Buslinien in jeden Winkel der Stadt versprechen? Das Problem, das Herr König jedoch nicht anspricht: Für den Betrieb der Stadtbusse wird schon jetzt ein jährliches Defizit von knapp 640.000 Euro geplant. Die Ursache dieses Defizites wird deutlich, wenn man das Verhältnis von derzeitig geplanten Fahrgasterlösen und den bei maximaler Auslastung möglichen Fahrgasterlösen betrachtet: Dabei ergibt sich eine Kapazitätsauslastung von 6 bis 13 Prozent. Das ist – mangels besserer Daten – eine sehr holzschnittartige Rechnung, aber deutet darauf hin, dass es wohl ein Auslastungsproblem gibt (oder vielleicht auch ein Problem bei der Erhebung von Fahrgasterlösen?). Dies sollte man sich vor Augen führen, bevor das Angebot, das schon jetzt offensichtlich nicht ausreichend genutzt wird, noch erweitert wird.

Aber wie wird sich der Verlust des Stadtbusses nach Umsetzung von Christoph Königs Forderungen entwickeln? Die gewünschte Erweiterung des Busangebotes kann – je nach Annahmen – zu rund 260.000 Euro p.a. an zusätzlichen Verlusten aus dem Stadtverkehr führen, das heißt 2 Millionen Euro über der achtjähren Laufzeit des Konzessionsvertrages, aber auch nur wenn unterstellt wird, dass alle anderen Kosten des Stadtverkehrs nicht weiter zunehmen. Hierin sind noch nicht die Verluste des geforderten Parkhauses Süd enthalten. Dieser zusätzliche Finanzierungsbedarf von 2 Millionen Euro wurde von dem Bürgermeisterkandidaten (und Vorsitzenden des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt!) weder erwähnt noch diskutiert. Es bleibt auch unklar, wie diese Forderung samt dem Verlust von 2 Millionen Euro mit einer „soliden Finanzpolitik“, die Herrn König nach seinen Angaben auf der SPD-Homepage am Herzen liegt, zusammenpasst.

Erst wenn Herr König erklärt, zu Lasten welcher anderer Ausgaben seine Wahlkampfgeschenke finanziert werden sollen, kann sich der Wähler über den möglichen Umgang des Bürgermeisterkandidaten mit den Steuergeldern der Kronberger Bürger ein Bild machen und am 1. November 2020 mit hoffentlich hoher Wahlbeteiligung darüber abstimmen, ob ein derartiger Umgang mit öffentlichen Mitteln gewünscht wird.



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