Leserbrief

Unser Leser Prof. Dr.-Ing. Frank Lademann, Oberhöchstädter Straße, Kronberg, schreibt zu den Vorschlägen für den Bau alternativer Querungen der S-Bahnstrecke Folgendes: Zurzeit gibt es seitens der Kronberger Parteien eine ganze Reihe von Vorschlägen für den Bau alternativer Querungen der S-Bahnstrecke. Dazu folgende Klarstellungen bzw. Informationen:

Als größtes Schreckgespenst in der Kronberger Verkehrspolitik wird der für das Jahr 2030 erwartete 15-Minuten-Takt der S-Bahn an die Wand gemalt, von dem befürchtet wird, dass er Kronberg in das größte Verkehrschaos aller Zeiten stürzen wird. Da kann ich allerdings alle beruhigen: Die Einführung des 15-Minuten-Taktes wird bei den derzeit üblichen Planungs- und Realisierungszeiten von Bahnprojekten erheblich länger dauern. Es gibt keine Planung für die auf der Strecke nach Bad Soden erforderlichen zweigleisigen Abschnitte, keine Finanzierung und keine Nutzen-Kosten-Betrachtung, lediglich einen Hinweis im Nahverkehrsplan Frankfurt Rhein-Main und ein Fahrplankonzept im dritten (und sicher nicht letzten) Entwurf des Deutschlandtaktes. Ich möchte keine Prognose wagen, würde aber eher in mehreren Jahrzehnten statt in Jahren rechnen. Bei politischen Entscheidungen von einem 15-Minuten-Takt auszugehen halte ich für nicht zielführend.

Der Vorschlag von FDP und UBG, den zurzeit für Fußgänger, Radfahrer und landwirtschaftlichen Verkehr vorgesehenen Bahnübergang in Verlängerung der Eschborner Straße für den Kfz-Verkehr auszubauen, ist nicht umsetzbar, da dies einem Neubau des Bahnübergangs entspräche, der heutzutage nicht mehr genehmigungsfähig ist. Auch dann nicht, wenn man „sämtliche Hebel in Bewegung setzt“.

Die Behauptung von Frau Fröhlich, dass der Bahnübergang an der L3015 bei einem 15-Minuten-Takt fast 30 Minuten/Std. geschlossen sein wird, kann ich nicht nachvollziehen. Mit eigenen Messungen komme ich auf Schließzeiten von 01:25 Minuten (Fahrtrichtung Frankfurt) und von 01:50 Minuten (Fahrtrichtung Kronberg). Bei einem Halbstundentakt sind dies 06:30 Minuten/Stunde (11 Prozent) und bei einem 15-Minuten-Takt 13 Minuten/Std. (22 Prozent) Schließzeit, weit entfernt von den angegebenen 30 Minuten. Hier würde ich Frau Fröhlich bitten, die Quelle beziehungsweise Berechnungsmethode zu nennen.

Als Vergleich dazu sollte man sich einmal überlegen, welche Wartezeiten an einer normalen, nicht überlasteten Kreuzung auftreten. Bei vier sich gegenseitig ausschließenden und getrennt signalisierten Strömen, einer jeweils einstreifigen Führung, einer halbwegs gleichmäßigen Belastung der einzelnen Ströme und unter Vernachlässigung der Zwischenzeiten sind dies etwa 75 Prozent Rotzeit, also ein mehrfaches des Bahnübergangs. Wenn man also den Kfz-Verkehr attraktiver gestalten möchte, was ja das Ziel vieler Kronberger Parteien zu sein scheint, sollte man am Sodener Stock und/oder an der Einfahrt zum Westerbach-Center einzelne Fahrbeziehungen mehrstreifig oder höhenfrei führen, statt sich mit immer neuen Ideen bezüglich einer Bahnübergang-Beseitigung zu beschäftigen.

Grundsätzlich finde ich es bemerkenswert, dass das einzige Kronberger Verkehrsproblem der arme im Stau stehende Autofahrer zu sein scheint und es nicht eine einzige neue Projektidee zum Ausbau der Nahmobilität oder des ÖPNV gibt. Und das angesichts der auch in Kronberg immer deutlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels wie z.B. zu viel Regenwasser, zu wenig Trinkwasser und sterbender Wälder sowie der Tatsache, dass der CO2-Ausstoß einzig im Verkehrssektor in den letzten Jahren weiterhin gestiegen ist. Während in anderen Städten Radwege, neue Schnellbuslinien, neue Bahnstrecken oder – als Zusatzangebot – neue On-Demand-Angebote entstehen bzw. eingeführt werden, soll in Kronberg das Autofahren immer attraktiver werden.



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