Leserbrief

Unsere Leserin Dr. Denise Kratzmeier, Niederhöchstädter Straße, Oberhöchstadt, schildert zum Bericht „Aufträge für Umgestaltung Spielplatz Friedenstraße vergeben“, veröffentlicht im Kronberger Boten von Donnerstag, 11. Februar, ihre Sicht der Dinge:
Auch wenn von Seiten der Stadt immer wieder betont wird, dass eine Bürgerbeteiligung ohne Corona stattgefunden hätte, ist dies aus meiner Sicht nur ein vorgeschobenes Argument. Es wäre ein Leichtes gewesen, die E-Mail-Adressen der Teilnehmer des Planungs-Workshops zu nutzen, um die Bürger an der Planung zu beteiligen oder wenigstens, sie darüber zu informieren. Dies hat – trotz mehrmaliger Bitte – bis heute nicht stattgefunden. Fraglich ist, ob die „pro forma“-Beteiligung im Planungsworkshop einen Unterschied gemacht hätte.

Wie uns von Seiten der Planerin mitgeteilt wurde, ging es beim Workshop „nur“ um eine Auswahl aus bestimmten Elementen. Die Entscheidung war bereits getroffen. Echte Bürgerbeteiligung sieht für mich anders aus. Als Initiatorin der Petition zum Stopp des Umbaus und Einbeziehung der Bürgerinteressen, mit der wir online (http://chng.it/T7RG8DVdnz) und in Listen weit über 200 Unterschriften gesammelt haben, wurde ich zu einem Gespräch eingeladen.

In dessen Verlauf wurde uns die Konzeption des Spielplatzes vorgestellt und mitgeteilt, dass die Aufträge bereits vergeben sind, das heißt, es keine Möglichkeiten der Änderung gäbe. Die einzelnen konkreten Anfragen – beispielsweise statt des Ruhebereichs auf der oberen Ebene die Wippe zu erhalten und um ein Trampolin zu ergänzen, statt einer Vogelschaukel, wie es sie am Amselweg schon gibt, eine „normale“ Schaukel aufzubauen, das Sitzplateau durch einen Picknicktisch zu ersetzen, der die Feier eines Kindergeburtstags ermöglicht … – all dies wurde abschlägig beantwortet. Wir hatten einen Alternativvorschlag zur Planung erarbeitet, der – so mein Eindruck bei dem besagten Gespräch – nicht einmal angeschaut wurde.

Dass es sich bei der Planung um ein „beeindruckendes Konzept“ handelt, wird von uns nicht bestritten. Die Auflösung der Begrenzungen, die Nutzung der Hänge zum Spiel und die insektenfreundliche Bepflanzung sind wunderbar. Aber ist es das richtige Konzept für unseren Spielplatz? Pädagogische Konzepte gibt es viele. Es ist ignorant, wenn andere Vorstellungen a priori abgetan werden. Wir hätten uns hier eine Planung gewünscht, die sich deutlich vom benachbarten Spielplatz am Amselweg unterscheidet, sodass die Kinder und Eltern selbst entscheiden können, worauf sie Lust haben – naturnahes Spiel oder eben Spielmöglichkeiten mit eher „klassischen“ Geräten, die durchaus ihre Berechtigung haben, wenn man auf die Entwicklung motorischer und sozialer Fähigkeiten bei Kindern Wert legt. Und nicht zuletzt steht für uns auch der praktische Aspekt im Vordergrund: Wir wollen einen Spielplatz, der es uns Eltern ermöglicht, unserer Aufsichtspflicht nachzukommen, auch wenn wir mit Kindern unterschiedlichen Alters auf dem Spielplatz sind, der auch einen längeren Aufenthalt ermöglicht.

Herrn Siedlers Aussage, die herangetragenen Wünsche seien berücksichtigt worden, kann ich an einem Beispiel näher veranschaulichen. Die genannte Babyschaukel war für die bei der Vorstellung im September anwesenden Eltern ein Beispiel dafür, was wir an der Planung kritisieren. Ein vorhandenes Element, das sehr beliebt ist, sollte ersatzlos abgebaut werden. An die Stelle rückt ein (künstlich aufgeschütteter) Kletterhügel. Nun wurde also – ohne weitere Rücksprache mit uns – eine Babyschaukel ergänzt. Eine, statt wie bisher zwei; Tränen darum, wer gerade schaukeln darf, sind somit vorprogrammiert. Außerdem ist die Schaukel nicht länger mitten im Geschehen. Nun soll die Babyschaukel auf der oberen Ebene stehen, die Großen können – wie von der Planerin vorgesehen – schon mal über die Rutsche oder den Hügel klettern – und dann? Stehe ich als Mutter da mit einem Kind, das weiter schaukeln will und einem anderen, das den Spielplatz erforschen will. Ich kann es aber nicht mehr sehen (siehe aufgeschütteter Hügel).

Statt unsere Vorstellungen einzubeziehen wurde uns gesagt, wir sollen vielmehr erstmal abwarten, den Spielplatz nutzen und dann sehen, was wir anzumerken haben. Ob dies ein verantwortungsvoller Umgang mit öffentlichen Geldern ist, sei dahingestellt. Ich kann nur alle Eltern auffordern, diesem Angebot nachzukommen und sich zukünftig bei der Stadt mit ihren Anmerkungen und Ideen zu melden. Von Yvonne Richter war zu hören, sie habe sowohl zur vorliegenden Planung, als auch zum Spielplatz am Amselweg ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen. Dies spiegelt weder meine Erfahrungen wider, noch was ich in vielen Gesprächen mit Eltern gehört habe.

Wie gesagt: Bürgernähe und Bürgerbeteiligung sehen anders aus. Wenn die Entscheider der Stadt Kronberg keine Beteiligung wollen, weil sie davon ausgehen, dass sie besser wissen, was gut für uns Bürger*innen ist, wir ihre zukunftsgerichteten Visionen nicht verstehen, ist das gutes Recht. Sie sollten jedoch dazu stehen und nicht behaupten, sie hätten unsere Belange ernsthaft einbezogen. Ich denke, alle beteiligen Seiten wissen, dass dies nicht der Fall ist. Nichtsdestotrotz: Unser Recht als Bürger ist es, weiter für unsere Belange einzustehen.



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