Liebevoll inszenierte Baumpflanzung zur Erinnerung an den OGV-Helmut Rapp

Zu Ehren Helmut Rapps pflanzte Heiko Fischer eine alte Apfelbaumsorte auf die Erlebnisobstwiese. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Eine Versammlung trotz des Coronavirus, sogar mit Gästen, fand vergangenes Wochenende nach zahlreichen Absagen und immer mehr Einschränkungen im öffentlichen Leben doch noch statt: Im Freien, informieren die Fachleute, kann man den Frühling auch in Corona-Zeiten genießen, wenn man zwei Meter Abstand hält. So gedachten die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Kronberg (OGV) ihres Ehrenvorsitzenden Helmut Rapp, indem sie sich auf der Erlebnis-Obstwiese mit ihrem Vorsitzenden Heiko Fischer zu einer Baumpflanzung zu Ehren Rapps trafen. „Eine ganz tolle Idee und liebevoll inszeniert“, befand ein Mitglied schon während Heiko Fischers Rede, in der der Vorsitzende des OGV an Helmut Rapp erinnerte, der vor knapp einem Jahr, am 19. April, verstorben war. Der Kronberger Obstbauer Rapp prägte den Obst- und Gartenbauverein fast 40 Jahre lang als sein erster Vorsitzender, erinnerte Fischer. Seit 1958 war er Mitglied im OGV, von 1963 bis 2000 Vorsitzender. „Trotz seiner starken Belastung als hauptberuflicher Obstbauer in Kronberg fand er Zeit, die Vereinsaktivitäten zu organisieren und den Verein zu steuern.“ Rapp sei ein kompetenter und zuverlässiger Obstbaufachmann gewesen, dessen Rat und Hilfe von vielen Kronberger Bürgern und Vereinsmitgliedern geschätzt worden sei. Für sein vielfältiges und ehrenamtliches Engagement hatte Rapp bereits 1985 den Ehrenbrief des Landes Hessen erhalten. Um Rapps außergewöhnliche und langjährige ehrenamtliche Arbeit zu würdigen, hatte sich der erste Vorsitzende etwas ganz Besonderes ausgedacht: Ihm zu Ehren hatte er eine alte, selten gewordene Apfelsorte erworben, die mit der lange zurückreichenden Geschichte des Obstbaumanbaus in Kronberg eng verwoben ist: „Wir pflanzen heute die ,Christs Deutsche Goldrenette‘ zu Ehren von Helmut Rapp“, verkündete er gut gelaunt, ob der interessierten Besucherschar. Wie Fischer recherchiert hatte, war es der Kronberger Obstpapst, der Pomologe Johann Ludwig Christ, der im Katalog seiner „Christ’schen Baumschule, 1809 den Apfel mit mattweißem Fruchtfleisch bereits beschrieben hatte, der locker, markig, fein und sehr saftig und im Geschmack angenehm süßweinsäuerlich ist. „Sie wurde dann schließlich von anderen Pomologen zu seinen Ehren in ,Christs Deutsche Goldrenette‘ umbenannt“, so Fischer. Erst später erhielt sie den Namen „Hildesheimer Goldrenette“, unter dem die klassische Liebhabersorte in ganz Deutschland verbreitet wurde. An den Ehrenvorsitzenden und an die Geschichte des Apfels erinnern Informationstafeln, deren witterungsbeständige Schilder derzeit grafisch noch umgesetzt werden. Lehrreich war die Pflanzung der „Christs Deutschen Goldrenette“ zu Ehren Helmut Rapps natürlich auch: Denn Heiko Fischer ließ sich nicht nehmen, die Einpflanzung des Baumsetzlings zu kommentieren. Auf diese Weise erfuhren die Obstwiesen-Besucher, wie ein kleiner Baum am besten angeht: Man grabe ein entsprechend großes Pflanzloch, fülle abwechselnd Erde und Kompost hinein und schließlich auch um den Baum herum, vergesse nicht den Kampfer in kleinen Plastiktöpfchen gegen die Wühlmäuse und ausreichend Splitt hinzuzufügen, damit das Pflanzloch nicht vom zu dichten Lehmboden zugesetzt wird, und zu guter Letzt gebe man gegen den in dieser Region sehr sauren Boden Düngekalk dazu. „Auf diese Weise bekommen die Äpfel keinen Stress und haben später auch keinen Kalkmangel, durch den sie ansonsten schnell braune Stippen kriegen“, klärt der Obstbaumexperte Fischer auf. Abschließend kommt Sand auf das Pflanzloch, das Fischer mit Hilfe eines kleinen Nachwuchs-Obstbaumexperten fachmännisch auffüllt und anschließend wässert. Der Sand soll in Zeiten von anhaltender Trockenheit dafür sorgen, dass das Wasser, wenn es regnet oder gewässert wird, schneller zu ihm durchdringt. Auf die erfolgreiche Pflanzung erfolgte Applaus und jeder, der mochte, erfrischte sich mit einem Apfelwein oder Apfelsaft und prostete sich zu: Auf die Gesundheit in diesen verflixten Coronavirus-Zeiten und auf Helmut Rapp!

Am Baum auf der Erlebnisobstwiese informiert ein Bild der Goldrenette mit Erläuterungen und ebenso ein Foto von Helmut Rapp mit Erklärungen zu seinem Wirken beim Obst- und Gartenbauverein.

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