Mendelssohn-Wettbewerb: Zweites Konzert mit hochbegabten Preisträgern

Kronberg (pf) – Ein Zehnjähriger, der nicht nur virtuos Klavier spielte, sondern zudem noch eine eigene Komposition präsentierte, ein 16-Jähriger, der nicht nur erneut einen ersten Preis beim Wettbewerb gewann, sondern auch schon zu Konzertreisen nach China und Russland eingeladen wurde – beim vierten Preisträgerkonzert des diesjährigen Mendelssohn-Wettbewerbs, das am vergangenen Samstag erneut im Festsaal des Altkönig-Stifts stattfand, konnte das Publikum zehn erstaunliche musikalische Talente kennenlernen.

Mit elf Jahren die zweitjüngste Künstlerin des Nachmittags, eröffnete die Geigerin Ayumi-Sophie Jung das Konzert mit dem ersten Satz aus dem Violinkonzert Nr. 1 Op. 26 von Max Bruch. Als Belohnung für ihre bewundernswerte Leistung überreichte ihr Benjamin Brainman, künstlerischer Leiter und Vorstandsmitglied des Mendelssohn-Wettbewerbs, einen Gutschein für einen Kammermusik-Konzertbesuch des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt, zu dem sie noch drei weitere Personen einladen und mitnehmen darf.

Da das renommierte hr-Sinfonieorchester immer auf der Suche nach talentierten Streichern ist und dazu inzwischen auch eine Akademie gegründet hat, um selbst Nachwuchs auszubilden, sei er eigens gebeten worden, auch Streicher in den Wettbewerb aufzunehmen, der ursprünglich nur für Pianistinnen und Pianisten ausgeschrieben war, erläuterte Nils Peter Graf Lambsdorff, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Mendelssohn-Wettbewerbs.

Als meisterlicher Pianist und Komponist entpuppte sich Yad Barzinjy, mit zehn Jahren der jüngste der auftretenden zehn Preisträger. Er präsentierte dem Publikum sein eigenes Werk mit dem Titel „4 Variationen und Nocturne“. Ihn ernannte Graf Lambsdorff zum Botschafter des auf den Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis begrenzten Mendelssohn-Wettbewerbs, denn er erhielt eine Einladung vom „Museum Mendelssohn-Haus Leipzig“ und darf dort bei einem Sonderkonzert auftreten. Das NH Hotel Messe Leipzig übernimmt die Übernachtungskosten für ihn und seine Eltern und der Mendelssohn-Wettbewerb stiftet 150 Euro als Reisekostenzuschuss.

Über einen Ehrenpokal und 500 Euro von der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung und der Stadt Kronberg freute sich der 16-jährige Erich Wenge, der sein herausragendes Talent als Geiger mit Allegro moderato aus dem Violinkonzert in d-Moll von Henryk Wieniawski unter Beweis stellte. Danach betrat die 14-jährige Bratschistin Antonia Rösner die Bühne und interpretierte das Stück Romance für Viola und Klavier Op. 72 von Hans Sitt. Ihr Preis war neben einer Urkunde eine 5 DM-Sondermünze „Felix MendelssohnBartholdy“ aus dem Jahr 1984, die vom Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels e.V. für ausgewählte Preisträger des Wettbewerbs gestiftet wird.

Vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet ist die zwölfjährige Geigerin Alisa Taran, die beim Wettbewerb einen ersten Preis erspielte. Da sie keinen Klavierpartner mitbringen konnte, sprang Benjamin Brainman ein und begleitete sie bei Fritz Kreislers „La Gitana“. Ihr überreichte Graf Lambsdorff einen Gutschein über 150 Euro, gestiftet vom Oberurseler Ehepaar Nasser und Ingrid Djafari.

Musikalisch hochbegabte Geschwister sind Julia und Annika Kaufmann, die danach auftraten, zunächst die 14-jährige Julia, die auf dem Flügel Robert Schumanns „In der Nacht“ spielte. Anschließend begleitete sie ihre zwei Jahre ältere Schwester, die Geigerin Annika, bei Henryk Wieniawskis Polonaise de Concert Op. 4, während die Mutter Seiten der Klavierpartitur umblätterte. Julia wurde für ihre Leistung mit einem Ehrenpokal und einem 250-Euro-Gutschein der Chopin-Gesellschaft Taunus und der Stadt Oberursel belohnt. Annika erhielt ebenfalls einen Ehrenpokal, dazu einen 500-Euro-Gutschein der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe. Überreicht wird er ihr am 9. Oktober im Kulturzentrum Englische Kirche im Rahmen des „10. Talente-Auftakt-Konzertes“.

Mit Claude Debussys „L‘isle joyeuse“ erwies sich der 15-jährige Felix Gerstner als virtuoser Pianist. Er wurde mit einem 300-Euro-Gutschein der Taunus Sparkasse belohnt, die Hauptförderer des Mendelssohn-Wettbewerbs ist. Über einen 150-Euro-Gutschein des Ehepaars Nasser und Ingrid Djafari durfte sich die 17-jährige Bratschistin Judith Sauer freuen, nachdem sie mit Darius Milhauds „La Parisienne“ ihr herausragendes Talent bewiesen hatte.

Als letzter Preisträger betrat der 16-jährige Pianist Andreas Salaru die Bühne, der schon in China und Russland Konzerte gegeben hat, und brillierte mit der Sonate Nr. 3 in a-Moll von Sergei Prokofjew. Sein Preis: ein 300-Euro-Gutschein von Steinway & Sons und eine Einladung zu einem eigenen Konzert im Steinway-Haus in Frankfurt am Main.

Mit der Bitte an alle jungen Musiktalente: „Übt fleißig weiter!“ verabschiedete sich Graf Lambsdorff von den jungen Künstlerinnen und Künstlern und dem Publikum, vergaß aber auch nicht einen herzlichen Dank an Vorstandsmitglied Boris Quasigroch und Sozial- und Kulturreferentin Heide Klapper vom Altkönig-Stift. Dass sie den Festsaal schon seit Jahren nicht nur für Preisträgerkonzerte, sondern auch fürs Wertungsspiel zur Verfügung stellen, betonte er, sei eine große Hilfe.

Vor dem Krieg in der Ukraine geflohen ist die talentierte zwölfjährige Geigerin Alisa Taran, die sich beim Preisträgerkonzert von Benjamin Brainman begleiten ließ, da sie keinen eigenen Klavierpartner aus der Heimat mitbringen konnte.

Foto: Annette Wittkopf



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