Naturschutztipp

Wetzlar
– Viele Millionen Wald-Maikäfer verlassen in diesen Tagen den Waldboden im hessischen Ried, wo sie zuvor drei bis vier Jahre lang als Engerlinge, also als Larven, gelebt haben. Nun ist Fressen und Fortpflanzung angesagt. Vor allem das frische Grün der Eichen und anderer Laubbäume lassen sich die Waldmaikäfer schmecken. „Während sich Naturfreunde auf ein nur alle vier Jahre stattfindendes besonderes Schauspiel freuen, sehen die Förster durch die Massenvermehrung der Käfer die Wälder in Gefahr“, kritisiert Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Dabei entständen durch den Laubfraß der Käfer kaum Probleme – die Bäume trieben später einfach noch ein zweites Mal aus. Problematisch seien seine Larven vor allem für gepflanzte, junge Bäume.

Während die Käfer an Bäumen fressen, sind sie selbst eine proteinreiche Nahrungsquelle für eine Vielzahl an Tieren. Nicht nur viele Vögel, wie Eulen, Greifvögel und der Vogel des Jahres 2022, der Wiedehopf, fressen die Käfer, sondern auch Fledermäuse und Wildschweine. Andere natürliche Feinde wie Grünspechte, Krähen, Marder, Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe und Dachse ernähren sich gerne von den Larven des Maikäfers. „In der südhessischen Rheinebene finden die Käfer vornehmlich dank menschlicher Aktivitäten wie der Absenkung des Grundwasserspiegels auf grundwasserfernen, lockeren Sandboden geeignete Lebensräume, was zu einer starken Vermehrungsrate führt“, so Eppler weiter.

Doch je mehr Maikäfer es gibt, desto stärker vermehren sich auch ihre natürlichen Feinde – wie zum Beispiel Vögel und Fledermäuse, aber auch bestimmte Parasiten, Bakterien, Pilze und Viren. Die Maikäferpopulation baut sich über mehrere Jahrzehnte auf und bricht dann, bei sehr hohen Engerlingsdichten, auf natürliche Weise zusammen. „Maikäfer müssen als Teil des Ökosystems und nicht als gefährlicher Feind des Waldes betrachtet werden. Die Natur reguliert sich von selbst und benötigt keinen Eingriff des Menschen, erst recht keinen Gifteinsatz gegen die Maikäfer“, bekräftigt Eppler. Ein Gifteinsatz gefährde immer auch andere, gleichzeitig vorkommende, geschützte Arten.



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