Neuer Name und CHAIRity-Aktion für das Casals Forum

Sie sind bereits bei der Stuhlpatenschaft dabei (unten von links): Dr. Heike Schwesinger, Vorstandsmitglied der Kronberg Academy Stiftung, Steven Isserlis, Cellist, Anouchka Hack, Studentin der Kronberg Academy, (oben von links): Evelyn Lechner, Vorstandsmitglied der Freunde der Kronberg Academy e.V., Stephen Waarts, Fellow der Kronberg Academy. Foto: A. Malkmus

Kronberg (pf) – Nur ein Viertelstündchen dauerte am Dienstag vergangener Woche in der Stadthalle die außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins der Freunde und Förderer der Kronberg Academy, dann hatten die 36 erschienenen Mitglieder bei nur einer Stimmenthaltung den drei vom Vorstand vorgeschlagenen Satzungsänderungen zugestimmt. Der offizielle Name des Vereins lautet jetzt „Freunde der Kronberg Academy e.V.“, Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen können jetzt auch digital durchgeführt werden – „obwohl wir uns natürlich lieber persönlich treffen“, wie der seit Februar amtierende Vorsitzende Dr. Thomas Rüschen betonte – und durch die neu eingefügte Präambel zur gendergerechten Sprache gelten nun sämtliche Personenbezeichnungen der Satzung der besseren Lesbarkeit wegen für alle Geschlechter.

Spannend und interessant wurde es anschließend, als zunächst Academy-Gründer und Vorstandsvorsitzender Raimund Trenkler, danach Martin Frelk vom renommierten Möbelhersteller Thonet, den Stuhl und seine Entstehungsgeschichte vorstellten, auf dem künftig im Casals Forum das Publikum bei Konzerten und Veranstaltungen Platz nehmen wird. Denn die Feststellung „ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl“ ist viel zu einfach für die Vorgeschichte dieses eigens für den neuen Kammermusiksaal konzipierten Sitzmöbels.

„Es ist wie bei einer Kochshow“, meinte Martin Frelk. Bauherr, Architekt, Akustiker und alle am Bau beteiligten Fachfirmen liefern quasi die Zutaten indem sie festlegen, was der Stuhl alles können muss. Aus diesen Vorgaben gestalten dann die Möbelfachleute und Designer in enger Abstimmung mit allen Auftraggebern das Modell des Konzertstuhls.

Später im Konzertsaal, erläuterte Trenkler, werden die Stühle miteinander verzahnt in leicht gebogenen Reihen vor dem Podium stehen, auf den Rängen in Form von Bänken, und maximal bis zu 500 Personen Platz bieten. Vor allem aber müssen sie akustisch einen Menschen abbilden. Das bedeutet, der Raumklang darf sich nicht verändern, wenn nicht alle Stühle besetzt sind. Bequem sollen sie natürlich sein. Bei intimen Konzerten und entsprechend kleiner Bestuhlung im Saal müssen sie aber auch in Nebenräumen stapelbar sein.

Stühle mit klappbaren Sitzen kamen daher, wie Frelk ausführte, nicht in Frage, auch wegen möglicher Geräuschentwicklung beim Gebrauch und weil sie verschleißempfindlicher sind. Damit Konzertbesucher bequem aneinander vorbei kommen können, wurde die Sitzfläche der Stühle etwas verkürzt. Dass man dennoch angenehm bequem darauf sitzt, davon konnten sich die Veranstaltungsbesucher beim Probesitzen selbst überzeugen.

Um dem hohen Anspruch an Sitzkomfort gerecht zu werden, entschieden sich die Möbeldesigner schließlich für eine Flachstahlrahmen-Konstruktion mit Latexgurtbespannung, bei der die Rückenlehne nicht mit den Armlehnen verbunden ist und dadurch leicht federn kann. Der Stahl ist zudem so beschaffen, dass er sich bei Berührung nicht kalt anfühlt. Als Bezugsstoff wurde reine Schurwolle ohne Kunststoffbeimischung gewählt, die nicht nur bei Untersuchungen im Akustiklabor sehr gute Klangwerte ergab, sondern auch bei langem Sitzen und sommerlichen Temperaturen Konzertbesucher nicht schwitzen lässt. Vier Jahre lang, berichtete Frelk auf Nachfrage aus dem Publikum, beschäftigten sich die Möbelhersteller mit der Konzeption des Konzertstuhls, ein Jahr dauerte die konkrete Phase. Herausgekommen ist ein langlebiges Produkt, so drückte es Frelk aus, so einfach wie möglich, schlicht, dezent und zeitlos, damit man seiner optisch nicht überdrüssig wird.

Um ihrem Motto „Bürger bauen sich ihr Konzerthaus“ mit einem weiteren Akzent gerecht zu werden, bietet die Kronberg Academy jetzt Musikfreunden für das Casals Forum Stuhlpatenschaften an.

Gegen eine Spende können Interessierte auf einem in die Stuhllehne eingelassenen Schild ihren Namen eingravieren lassen. Ein Stuhl mit einem Namen auf der rechten Armlehne kostet 2.000 Euro, ein Stuhl mit zwei Namen auf beiden Armlehnen 3.000 Euro. Die Spenden sind, wie Raimund Trenkler sagte, steuerlich absetzbar. Da bekommt der Begriff „CHAIRity-Aktion“ eine ganz neue Bedeutung.

Die Mitgliederzahl im Verein der Freunde der Kronberg Academy nähert sich mittlerweile dem angestrebten Ziel 1.500. Da die beiden Konzerte am Eröffnungstag des Casals Forums am 24. September 2022 den Mitgliedern des Vereins vorbehalten sind, können und sollten sich diese schon jetzt Karten reservieren lassen, empfiehlt Trenkler. Unter der Leitung von Sir András Schiff spielt das Chamber Orchestra of Europe, das mit der Eröffnung des Casals Forums „Orchestra in Residence“ in Kronberg sein wird.

Das erste Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach, John Dowland, Benjamin Britten und Joseph Haydn mit Antoine Tamestit, Viola, und jungen Solisten der Kronberg Academy beginnt um 16.30 Uhr, das zweite mit Werken von Béla Bartók und Peter Iljitsch Tchaikovsky und dem Solisten Vadim Gluzman, Violine, um 19 Uhr.



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