Noch diktiert Corona den Tag – König will Mobilität und Stadtmarketing ankurbeln

Christoph König, inzwischen schon 100 Tage im Amt, fühlt sich in den altehrwürdigen Räumen des Rathauses wohl. Von seinem Amtszimmer aus kann er den Burgturm sehen, noch freier jedoch ist der Blick auf Altstadt und Burg von der Rathausterrasse aus. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Im altehrwürdigen Rathaus, der Villa Bonn, ist am 1. Januar der neu gewählte Bürgermeister eingezogen. Inzwischen verrät auch das Türschild bereits seinen Namen: „Christoph König“ steht dort geschrieben. In dem fein getäfelten Bürgermeisterzimmer mit Seitenblick auf die Burg hat sich seit Amtsübergabe nichts Wesentliches verändert. Das Bürgermeisterzimmer – König vermutet, dass es mit Anrichte und Vitrinen früher einmal als Speisezimmer diente – wirkt allein durch seine schönen Erker, ein besonders aufwendiges Parkett und seine Holzvertäfelungen entlang der Wände. König fühlt sich wohl in diesem besonderen Ambiente, das er nur um kleine persönliche Dinge und eine laut tickende Steinuhr ergänzt hat. An dem großzügigen Tisch hat er noch keinen festen Platz eingenommen. „Ich sitze mal hier und mal dort, das verunsichert die Mitarbeiter ein bisschen“, sagt er augenzwinkernd. Und wie war der Start ins oberste Amt der Stadt für den 54-jährigen Richter? Wie waren die ersten 100 Tage? König weiß noch, dass er an seinem ersten Tag im Rathaus von der Feuerwehr darüber informiert wurde, dass aufgrund der Feldbergsperrung (Corona und Astbruchgefahr) mit Verkehrschaos zu rechnen sei. Neben Christoph König liegt ein Notizbuch, in das er regelmäßig Einträge macht – auch sein erster Tag ist dort vermerkt. Die ersten dreieinhalb Monate waren einerseits „sachte und gedämpft“, sagt er, weil es aufgrund von Corona viel weniger Termine gab als normal, „andererseits natürlich in vielem komplizierter.“ Auch dies coronageschuldet. Anstatt einer Personalversammlung gab es viele online-Videokonferenzen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen. Natürlich habe er die Mitarbeiter, die vor Ort waren, inzwischen auch besucht. Einen halben Tag ging es beispielsweise auf Stippvisite zu den städtischen Kindergärten. Weitere städtische Außenstellen wie den Baubetriebshof hat er ebenfalls schon kennengelernt, Besuche bei den Mitarbeitern der städtischen Kläranlage und des Jugendhauses stehen noch aus.

Corona-Testcenter

Die Corona-Pandemie diktiert nach wie vor einen Großteil seines Tages mit unvorhersehbaren neuen Aufgaben. Waren es zunächst die Verkehrsregelungen und die Kitaverordnungen oder die Unterstützung älterer Bürger bei Buchung der Impftermine und Fahrten dorthin in Zusammenarbeit mit dem Altstadtkreis (wir berichteten), die es zu organisieren galt, sind es aktuell die Planungen einer Corona-Teststelle. Nach Vorgabe vom Bund sollen alle Bürgerinnen und Bürger pro Woche sich einmal kostenlos auf Corona testen lassen können. Die Idee der Regierung: Ärzte und Apotheken setzen die Testungen um. „Hilfestellung haben wir bisher aus Wiesbaden nicht erhalten“, so König. Es sei illusorisch, allen Bürgern, die „draußen“ unterwegs seien, einen Test pro Woche zu ermöglichen. Die Kronberger Apotheken hätten dafür nicht einmal die Platzkapazitäten. Neben der passenden Infrastruktur mit einem abgegrenzten Raum und Parkmöglichkeiten müsse auch das entsprechende Personal und der technische Background, um mit den Krankenkassen abrechnen zu können, organisiert werden. König ist ausgesprochen zufrieden über seine Mitarbeiter, die hier selbstständig und lösungsorientiert gestartet seien: Inzwischen ist Fakt, dass die Central-Apotheke aus Steinbach, die dort bereits ein Drive-In-Testzentrum aufgebaut hat, ein zweites auf dem Festplatz bei der Feuerwehr Oberhöchstadt, Am Kirchberg (hinter der Tennishalle), aufbauen wird. In einem solchen Testzentrum können täglich zwischen 9 und 18 Uhr circa 150 Tests pro Tag durchgeführt werden. „Die Leute bekommen an zwei Teststellen aus dem Auto heraus den Abstrich vorgenommen, warten 15 bis 20 Minuten vor dem Zelt, erhalten ihr Ergebnis und können wieder fahren.“ Damit seien immerhin 1.000 Tests pro Woche umsetzbar. Die Stadt wird informieren, wann dieses Testzentrum seinen Betrieb aufnehmen wird. Inzwischen soll ein zweites Testzentrum, betrieben durch die Hof-Apotheke und in Kooperation mit dem MTV Kronberg, an den Start gehen.

Freund von wechselnden Mehrheiten

Auch wenn Christoph König den Sozialdemokraten persönlich mehr Stimmen gewünscht hätte, ist der neue Bürgermeister mit dem Kommunalwahlergebnis zufrieden. Warum? Weil sich die Mehrheiten nur marginal verschoben hätten und auf diese Weise die Politik der wechselnden Mehrheiten weitergeführt werden kann, erläutert er. „Das hatten wir bereits, und die Erfahrung hat gezeigt, dass für viele wichtige Fragen gute Mehrheiten zusammengekommen sind.“ Auf diese Weise werde nah an der Sache diskutiert und jeder müsse Überzeugungsarbeit leisten. „Für Kronberg ist das ein Gewinn“, so König. „Ich bin ein Freund von wechselnden Mehrheiten.“ Als Bürgermeister stehe er nicht für eine Partei, sondern dafür, inhaltlich richtige Lösungen zu finden. „Und ich traue mir zu, bei vielen wichtigen Themen selbst Überzeugungsarbeit zu leisten und politische Mehrheiten zu finden.“

Verkehrswende entwickeln

Wichtige Themen, die König voranbringen möchte, sind die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum am Bahnhof (Baufeld V) und im Baugebiet „Altkönigblick“ in Oberhöchstadt. Ebenso weiterzuentwickeln gelte es die Verkehrspolitik. Eine Verkehrswende zu bewerkstelligen sei ein komplexer Prozess. Hierein spielen viele Faktoren. In Kronberg Süd müsse die Parkhaus-Lösung für Pendler weiter verfolgt und am Kronberger Bahnhof müssten bei der Gestaltung eines modernen Busbahnhofes einfache und sichere Lösungen für Pendler integriert werden, die einladen, den ersten Teil zur Arbeits morgens mit dem Rad zurückzulegen. Habe man gute Radstelllösungen und eine 15-minütige-S-Bahntaktung bestenfalls noch dazu, „haben wir ein Angebot, das alles ändert.“ König: „Dann kann ich auch von den Bürgern erwarten, dass sie das Angebot nutzen.“ Ähnlich sehe es mit dem Radewegenetz in und um Kronberg aus. Das sei leider oftmals Stückwerk und müsse dringend ergänzt werden.

An Örtlichkeiten, an denen mehrere Kommunen und das Land als Straßenbaulastträger zuständig sind, wie beispielsweise Richtung Mammolshain, Einmündung Kronthaler Weg zum Seniorenwohnstift Kronthal – dort fehlt ein Stück Fahrradwegeverbindung, ein Bürgersteig und eine sichere Straßenquerung – sei die Umsetzung durchaus komplex. Genauso wie eine Anbindung mit dem öffentlichen Personennahverkehr nach Bad Soden. Denn über die Verkehrsverbände funktioniert das nicht, erklärt er, da sie entweder für den HTK oder den MTK zuständig sind. Interessanterweise habe aber der Bad Sodener Bürgermeister auch Interesse an einem öffentlichen Personennahverkehr zwischen den beiden Städten, der die Kronberger endlich zum Sodener Krankenhaus bringen würde, da von Bad Soden aus anscheinend nicht wenige Bürger zur Arbeit nach Kronberg pendeln. Und schon ist Christoph König bei einem wichtigen weiteren Baustein angelangt, den es ebenso schnell auf die Spur zu setzen gilt: Das Stadtbussystem. Nach Januarbeschluss ist dieses von Ende 2022 bis 2026 auf vier weitere Jahre festgeschrieben. Wenn man wirklich mit zukunftweisenden Lösungen an den Start gehen wolle, beispielsweise Busse mit alternativen Antrieben, On-Demand-Lösungen etc., „müssen wir 2023 bereits in die Ausschreibung gehen“, macht er deutlich.

Stadtmarketing kurz vor dem Start

Während das Thema Klimaschutz mit dem neuen Klimaschutzmanager bereits nach Plan verläuft (die Stelle für zwei Jahre wird durch Bundesmittel finanziert und der Bund gibt ein klares Arbeitsprogramm vor), steht die Stadt Kronberg bezüglich ihres Stadtmarketings noch kurz vor Start. „Wir konnten unter den 71 Bewerbungen zehn vielversprechende Bewerber auswählen“, so König. Nach den Osterferien folge das weitere Auswahlverfahren. Die Erwartungen an den neuen Stadtmarketingbeauftragten sind groß: Das Feld Stadtmarketing ist in Kronberg „so gut wie noch gar nicht bestellt“. König sieht aber großes Potenzial, das es jetzt geschickt zu vermarkten gelte. Dabei entsteht vor seinem geistigen Auge ein Kronberg mit vielseitigen Kulturangeboten von Cello bis Da Capo, von Burg über Museen und Hotels als interessantes Ziel für Kurztripp-Interessierte. Wichtig sei es, nach hoffentlich bald überstandener Coronakrise, Gastronomie und Gewerbe anzukurbeln. „Wir suchen hier noch nach Möglichkeiten, unseren Einzelhandel zu unterstützen“, erklärt er. Hier sei der neue Stadtmarketingmanager, der eng verzahnt mit dem Wirtschaftsförderer arbeiten soll, ebenfalls gefragt. „Das Gute in Kronberg ist, dass es wirklich eine sehr hohe Solidarität der Bürger mit den Gewerbetreibenden in der Stadt gibt.“ Hieran ließe sich mit Marketing-Sonderaktionen gut anknüpfen.

Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Betriebe in Kronberg sowie die Hotels und die Gastronomie die Krise irgendwie bewerkstelligen. Allerdings macht er klar, dass die Stadt alleine zwar bei städtischen Verpachtungen über die Miete Zugeständnisse machen könne, das aber auf Dauer nicht ausreiche, um einen Betrieb zu retten.

Abwechslung vom Büroalltag

Abwechslung vom Büroalltag und gleich drei Radiointerviews hat ihm der Filmdreh im Schlosshotel beschert. „Zwar waren meine Frau und ich erst nach Abreise der Filmcrew vor Ort, aber wir konnten noch die Kulissen für die Dreharbeiten des Films ,Spencer‘ sehen.“ Diese allein seien schon beeindruckend gewesen, da im Schlosshotel „wahnsinnig viel“ umgebaut worden war – um Sandringham House, wo Lady Diana immer mit der Familie Weihnachten verbrachte, darzustellen.

Auf das Ergebnis der Dreharbeiten ist der Bürgermeister jedenfalls schon sehr gespannt. Allerdings nicht, weil er, wie die heutige Jugend, dem Auftritt von Kristin Steward entgegenfiebert, ohne Lady Diana zu kennen, sondern weil ihn die Umsetzung der tragischen Geschichte der „Königin der Herzen“ interessiert, die in seine Jugendzeit hineinspielt.



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