Pfarrer Hackel sprach die Menschen an und nahm sie mit – Bewegender Gottesdienst

Die Besucher des Gottesdienstes versammelten sich anschließend im Garten der „Arche Noah“, um sich persönlich zu verabschieden.Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Unzählige Male musste Pfarrer Hans-Joachim Hackel von Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen Abschied nehmen, er war Seelsorger in vielen Lebensphasen seiner Gemeindemitglieder und nun stand er selbst im Fokus. Die Zeit für ihn war gekommen, nach 27 Jahren von seiner Kirchengemeinde St. Johann Abschied zu nehmen, auch wenn es nur ein halber Schritt ist. Im kommenden Jahr wird er auf Wunsch des Dekanats weiterhin die Konfirmandengruppe begleiten und am 25. Juni zusammen mit Pfarrer Peter und Kaplan Wach den ökumenischen Gottesdienst gestalten.

„Ein Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich lange darauf gefreut hat.“ Dieses Zitat des österreichischen Literaten Arthur Schnitzler dürfte genau die Lebenslage beschreiben, in der sich Pfarrer Hackel derzeit befindet. Seine aktive Berufslaufbahn geht zu Ende. Und auch wenn der Termin des Abschieds schon lange feststand, bringt dieser Abschnitt eine gewisse Wehmut mit sich und zählt zu den tiefgreifenden Veränderungen im Leben. Einerseits heißt es, sich von lange eingeübten Alltagsstrukturen zu verabschieden, andererseits bietet sich die Gelegenheit, in eine neue Lebensphase aufzubrechen. In seiner Predigt ging Pfarrer Hackel auf „Gottes Angebot des Lebens“ ein, dass jeder „etwas Großes aus dem Geschenk Leben“ machen könne. „Gott steht für das Leben und die Vollendung, er drängt sich nicht auf und lässt die Freiheit der Entscheidung.“ In den Gottesdiensten sei Schönes und Schweres „miteinander getragen und erlebt worden und so entstand eine tiefe Verbundenheit mit vielen Menschen, die im Glauben übereinstimmen und zahlreiche Erlebnisse im Auf und Ab des Lebens begleitet haben“.

Es war eine seiner unkonventionellen Predigten, in denen er den Gottesdienstbesuchern unvermittelt Fragen stellte. Die Art also, die Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp später so beschrieb: „Pfarrer Hackel hat alle drei Bereiche, Seelsorge, Gottesdienste und Bildungsarbeit, mit Leben erfüllt. Er sprach die Menschen an und nahm sie mit.“

Die Jahreslosung der evangelischen Kirche „Du bist ein Gott, der mich sieht“, stand auf der Einladung zur „Entpflichtung“ von Pfarrer Hackel, mit der sein „seelsorgerisches Selbstverständnis“ gefasst werden sollte. „Sie war für mein gesamtes Leben wichtig.“ Und noch ein Zweites, das Probst Oliver Albrecht in seiner Dankesrede betonte: „Pfarrer Hackel nahm sich Zeit für jeden und es ist ein Segen für denjenigen, der sie geschenkt bekommen hat. Seelsorge bedeutet, sich auf die Denkweise anderer einzulassen, unabhängig vom Alter. Er geht zu den Menschen, bringt sie zur Entfaltung. Im Gemeindeaufbau öffnete er Räume für Freiheit und hält Gottesdienste ab, die berühren.“ Allmählich verstehe er, was in Kronberg geschehen sei.

Leicht nachvollziehbar, denn im Kirchraum drängten sich die Gottesdienstbesucher dicht an dicht und unter den Besuchern war kaum jemand, dem dieser Abschied nicht nahegegangen ist. „Der Mensch kommt erst durch das du zum ich“, mit dem Zitat von Martin Buber würdigte Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp Pfarrer Hackel für seine Verdienste: „Er hat seine Aufgabe verstanden.“

Das musikalische Rahmenprogramm hat sich Pfarrer Hackel gewünscht und Kantor Bernhard Zosel hat es zusammen mit dem Chor der Johanniskirche, der Schönberg Brass (Leitung Carsten Giegler), Dr. Matthias Bußmann (Orgel), Prof. Dr. Anita Weidmann (Querflöte) und Lars-Simon Sokola (Orgel) grandios umgesetzt. Gleich am Anfang traten die Vorschulkinder der „Arche Noah“ auf.Nach dem Gottesdienst gab es Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden und Geschenke zu überreichen. In jedem Wort des Dankes, das gesprochen wurde, spiegelte sich die große Wertschätzung und Dankbarkeit, die ihm durch seine Gemeindemitglieder und darüber hinaus im Sinne der Ökumene und auf der Dekanatsebene entgegengebracht wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch seiner Lebensgefährtin Rita Bodesheimer gedankt, die ihn in den vielen Jahren maßgebend mit unterstützt hat, „die gute Seele hinter Pfarrer Hackel“, wie Elke Reinhard, stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, betonte. „Mit einer Vakanz ist das Gemeindeleben nicht beendet, es wird nur anders.“

Bürgermeister Christoph König fragte, warum es eigentlich noch „Dekanat Kronberg“ heißen würde, schließlich gebe es zeitnah keinen evangelischen Pfarrer mehr in Kronberg, was sich seiner Meinung nach, das in Richtung Dekanat gesagt, dringend ändern müsse. Pfarrer von St. Johann zu sein, habe schon angesichts der Historie einen besonderen Stellenwert.

Es gibt übrigens eine „Liturgische Handreichung“, wie eine Verabschiedung aus dem kirchlichen Dienst aussehen könnte. „Für die Ansprache und die Gebetsformulierungen bei der Verabschiedung in den Ruhestand ist zu beachten: Traditionelle Bilder für die neue Phase in der Biographie wie das vom ,Lebensabend‘ werden der tatsächlichen Situation und Befindlichkeit in den meisten Fällen nicht gerecht. Auf sie wird am besten verzichtet.“

Eines ist sicher, wie immer sich auch der neue Lebensabschnitt von Pfarrer Hackel gestaltet, so ganz und gar wird er sich nicht zurückziehen. Als Pfarrer ist er gegangen, aber als Mensch wird er bleiben.

Bernhard Zosel (l.) und Pfarrer Hackel

v.l.n.r. Rita Bodesheimer und das Küsterehepaar Lydia und Waleri Smirnow, das sich nach 20 Jahren ebenfalls verabschiedet

Weitere Artikelbilder



X