Pflegebedürftigen und Angehörigen stehen Helfende zur Seite

Kronberg (mk) – Zugegeben: Es gibt mit Sicherheit schönere Themen als die mögliche Pflegebedürftigkeit der eigenen Person oder die eines lieben Angehörigen. Doch besser früher als vielleicht zu spät sollte sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit dieser Thematik befassen, die sich im Detail doch recht komplex darstellt.

Der Pflegestützpunkt des Hochtaunuskreises hatte zusammen mit dem Fachreferat Soziales, Senioren und Integration der Stadt Kronberg im Taunus aufgrund von häufigen Nachfragen zu der Informationsveranstaltung „Wenn der Ernstfall eintritt …“ in die Stadthalle geladen, um in erster Linie aufzuklären und dadurch Ängste vor diesem Thema zu nehmen. Unterstützt wurden die Veranstalter durch zahlreiche Stände vom Kaiserin-Friedrich-Haus, der Ökumenischen Diakoniestation Kronberg, dem Ambulanten Hospizdienst BETESDA Kronberg, dem Seniorenbeauftragten Johannes Schöller und dem Wohnberater Richard Schmidt der Stadt Kronberg.

Die Diplom-Pflegewirtin Corinna Porps vom Pflegestützpunkt Hochtaunus gab zunächst einen Einblick darüber, an wen sich der Pflegestützpunkt mit Sitz in Bad Homburg (Ludwig-Erhard-Anlage) richtet und was geleistet werden kann, denn hierbei ganz wichtig: Der Dienst richtet sich ausschließlich an gesetzlich Versicherte in gemeinsamer Trägerschaft der Pflege- und Krankenkassen im Hochtaunuskreis. Für privat Pflegeversicherte bietet die COMPASS Private Pflegeversicherung (GmbH), ein Tochterunternehmen des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, kostenfrei und unabhängig Beratung an. Der Pflegestützpunkt in Bad Homburg ist die erste Anlaufstelle für pflegebedürftige Menschen, vor allem pflegende Angehörige, Menschen mit gewissen Einschränkungen wie einem Behindertenstatus oder Menschen, die von einer Behinderung und Pflege bedroht sind, zum Beispiel durch einen Schlaganfall. „Pflegebedürftigkeit wird in aller Regel mit Senioren und älteren Menschen in Verbindung gebracht. Das ist aber gar nicht der Fall“, erläutert Corinna Porps in ihrem Vortrag. „Es gibt viele junge Menschen, die pflegebedürftig geworden sind – auch Kinder, die beispielsweise mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung geboren wurden.“

Ziel sei es, allen Betroffenen umfassende, kostenlose und unabhängige Auskünfte und individuelle Beratung zur Auswahl und Inanspruchnahme von Sozialleistungen sowie Hilfsangeboten zu vermitteln. „Wir werden Ihnen kein bestimmtes Pflegeheim, keinen bestimmten Pflegedienst und keinen Pflegevermittler empfehlen. Das dürfen wir nicht und das wollen wir auch nicht, denn Sie bekommen von uns absolut neutrale Beratung und können selbst bestimmen“, betont Porps bewusst. Eine Koordinierung aller für die wohnortnahe Versorgung und Betreuung in Betracht kommenden Unterstützungsangebote einschließlich Leistungsanspruch gehöre mit dazu. Eine Vernetzung und Zusammenarbeit aller möglichen Beratungsinhalte sei unabdingbar, denn oftmals gebe es Widersprüche bei vielen Themen, die leider meist erst in der Praxis sichtbar würden. Beispiele hierfür gebe es massenhaft: Wie finde ich den „richtigen“ Heimplatz, finanzielle Aspekte, Hilfestellung bei diversen Anträgen, Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD), Sozialhilfeleistungen, entlastende Angebote für pflegende Angehörige, ambulante und stationäre Versorgungsangebote und vieles mehr. „Uns ist sehr daran gelegen, sofern gewünscht, unter anderem mit ehrenamtlichen Akteuren, Selbsthilfegruppen und Nachbarschaftshilfen zusammenzuarbeiten“, so Corinna Porps. Interessant dabei ist nämlich, dass auch nicht verwandte Personen, die nicht im selben Haushalt wohnen, anerkannt werden und einen sogenannten „Entlastungsbetrag“ erhalten können, wenn diese beispielsweise einen Nachbarn pflegen oder im Haushalt unterstützen.

Über die von Corinna Porps aus ihrer Sicht sechs wichtigsten aus der Pflegeversicherung genannten Leistungen wie Pflegegrad, Pflegegeld, Pflegedienst und -sachleistung, Entlastungsbetrag, Verhinderungspflege und Vollstationäre Pflege informiert im Detail auch der Pflegestützpunkt des Hochtaunuskreises in Bad Homburg persönlich vor Ort, vorab telefonisch oder auch per E-Mail: corinna.porps[at]hochtaunuskreis[dot]de.

Viele Betroffenen wüssten gar nicht, dass ihnen viele Hilfsangebote und Leistungen zur Verfügung stünden, würden sie diese nur nutzen. Es lohne sich daher, so berichtet es eine Betroffene vor Ort, sich vor dem „Ernstfall“ zu informieren. In ihrem Fall habe es sich um einen lieben Angehörigen gehandelt, der im Sterben lag. Im Vorfeld habe ihr der „Letzte Hilfe Kurs“ der BETESDA sehr geholfen, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Anja Born koordiniert zusammen mit ihrer Kollegin Monika Schulz den ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst im Dekanat Kronberg. Die Diakoniestation steht für Lebensqualität, Frieden und eine vertraute Umgebung, wenn das Leben dem Ende zugeht. Sie sehe vor allem in den wachsenden Singlehaushalten ohne jegliche Verwandtschaft die Herausforderung: „Es fehlen die Patientenverfügungen oder es gibt gar niemanden, der dafür eingesetzt werden kann“. Dies bereite ihr Bauchschmerzen.

Das Thema, zu dem der Pflegestützpunkt des Hochtaunuskreises zusammen mit dem Fachreferat Soziales, Senioren und Integration der Stadt Kronberg eingeladen hatte, stieß auf breites Interesse.

Auf Infotafeln stellten sich die Einrichtungen vor.Fotos: Kuschel

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