Reisegruppe sammelt Eindrücke über Zeit der deutschen Teilung

Kronberger Besucher besichtigen die „Gedenkstätte deutsche Teilung in Marienborn“.

Fotos: privat

Kronberg (kb) – „Grenzerfahrungen“ – unter diesem Motto hatte der Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt Ende August seine Fahrt nach Berlin durchgeführt, denn vor 30 Jahren wurde mit Fall der Berliner Mauer der Beginn des deutschen Einigungsprozesses eingeleitet, vor 15 Jahren mit dem Beitritt Polens zur EU deren östliche Grenze von der Oder weg und bis nach Weißrussland verlagert. Dementsprechend begann die erste Besichtigung im Reiseverlauf bereits an der „Gedenkstätte deutsche Teilung Marienborn“.

Die ehemalige Grenzübergangsstelle Marienborn an der Autobahn Hannover-Berlin, seinerzeit bedeutendster Brennpunkt des Transitverkehrs, war integraler Bestandteil des nahezu lückenlos überwachten Grenzsicherungssystems der DDR. Als Trennwand und Nadelöhr zwischen Ost und West markierte sie eine Nahtstelle im „Eisernen Vorhang“, an der die Spaltung Deutschlands, Europas und der Welt in zwei gegensätzliche Lager manifest wurde. Tiefe Betroffenheit löste bei einigen Reiseteilnehmern, die vor 1989 häufiger diese Grenzübergangsstelle genutzt hatten, der Blick „hinter die Kulissen“ aus, den die gut geschulten Gästeführer mit ausführlichem Dokumentationsmaterial gewährten. Insbesondere die Durchleuchtung jedes passierenden Fahrzeugs mit Röntgenstrahlen, mit denen man mögliche Fluchtversuche zu entdecken suchte, war auch 30 Jahre nach deren Beendigung für die Kronberger Besucher eine schockierende Information.

Beim Besichtigungsprogramm in Berlin erlebten die Reiseteilnehmer die Bundeshauptstadt nicht auf den ersten oder zweiten Blick des alltäglichen Tourismus, sondern eine Stadt, die versucht, die Geschichte ihrer Teilung mit den damit verbundenen menschlichen Tragödien so schnörkellos wie möglich aufzuarbeiten. Die Führungen durch den Verein „Berliner Unterwelten“, die unter anderem die unterirdischen Fluchtversuche von DDR-Bürgern „durch den Tunnel in die Freiheit“ in den ersten Jahren nach dem Mauerbau beleuchten, ließen beim Gang durch das Labyrinth des unterirdischen ehemaligen Bunkersystems in die Bedrohungen durch ein brutales und perfektioniertes Grenzüberwachungssystem hautnah nachempfinden. Etwa 300 geglückten Fluchten standen mehr als 20.000 Festnahmen bei fehlgeschlagenen oder vorzeitig verratenen „Republikfluchten“ in der Zeit von 1961 bis etwa 1964 gegenüber. In der zwei U-Bahnstationen weiter entfernten Bernauer-Straße, in deren Bereich die meisten Fluchtversuche durchgeführt wurden, erinnern in den Boden eingelassene Plaketten an diese verzweifelten Aktionen, die deutsch-deutsche Grenze noch bis kurz vor dem Mauerfall zu überwinden.

Weitere Artikelbilder



X