Rentbachtal: Naturschutz versus Freizeitnutzung Teilweiser Wegeaufbau auf der Prioritätenliste

Kronberg (hmz) – Der Zustand des Rentbachtals erregt schon seit vielen Jahren die Gemüter, zuletzt wieder die einiger Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins und des Geschichtsvereins. Hanspeter Borsch, in beiden Vereinen aktiv, thematisiert gebetsmühlenartig die Missstände, gerade wieder im Rahmen eines Vortrags zum Bachverlauf: sehr flaches, zum Teil kaum noch vorhandenes Bett, Übertritte auf den Fußweg, Bachabzweigung, Dauerverschlammung, abbröckelndes Ufer. Mittlerweile sind die Wege entlang des Baches kaum noch begehbar. Es ist ein Kronberger Dauerthema und so ist die Unermüdlichkeit, mit der Hanspeter Borsch immer wieder den Finger hebt, nachvollziehbar. Seinen Beobachtungen zufolge sind die früheren Wiesentäler mit großwüchsigen Waldbäumen besetzt. „Die Obsthänge werden nicht mehr gepflegt, verwildern und dienen allenfalls zur Freizeitgestaltung“, kritisierte er. Fichten und Tannen würden das Bild beherrschen. Dringenden Handlungsbedarf sieht er vor allem darin, „das Rentbachtal von jeglichen Strömungshindernissen zu befreien, das heißt Bäume und Hecken zu beseitigen und so wieder Wiesen zu schaffen“. Die Wiesentäler wiederum würden das Klima begünstigen, indem sie als Kaltluftschneisen die abendlichen Fallwinde in die Ebene führen.

Schon in der Vergangenheit hielt Borsch die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Bachläufe für angebracht, um Überschwemmungen zu vermeiden. „Der Rentbach wurde auf meinen Antrag im Jahr 2021 als erhaltenswerte ,Historische Kulturlandschaft und ihre Elemente‘ (KHLE) im Kulturlandschaftskataster der Region Frankfurt Rhein Main erfasst“, erklärt er auf Anfrage. Das Kataster soll dazu beitragen, dass kulturhistorisch wertvolle Zeitzeugnisse in der Planung berücksichtigt, in der Öffentlichkeit bekannter werden und in ihrem Ursprung erhalten bleiben. Es handelt sich hierbei um ausgewiesene Spazierwege, alle den Fußpfaden folgend, die die Kronberger seit jeher zu ihren Gärten nahmen. Sie beginnen am Denkmal für den „Obstpfarrer“ Johann Ludwig Christ in der Katharinenstraße. Die Wegeführungen haben unterschiedliche Qualitäten, vom kinderwagentauglich-familienfreundlichen „Zu Fuß zur Pfarrer-Christ-Obstwiese“ mit dem Symbol der gelben Birne bis zur wildromantisch-anspruchsvollen Strecke „Über den Zwingerweg zum Bettelstab“ unter dem Zeichen der roten Erdbeere.

Ein Handlungsbedarf sollte auch im Interesse der Stadt selbst liegen, denn in puncto Gewässerpflege räumte der ehemalige Erste Stadtrat Jürgen Odszuck bereits in der Vergangenheit Versäumnisse ein – das ist zehn Jahre her. Und schon damals hieß es, dass der zuständige Gewässerbeauftragte im Rahmen „der zurzeit finanziellen Möglichkeiten aktiv“ sei – so heißt es übrigens im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt immer noch. Die zuständige Leiterin des Fachreferats, Yvonne Richter, kann die Kritik in weiten Teilen nachvollziehen, sieht die Lösung für das Problem Rentbachtal allerdings im Kontext mit einem weitaus größeren Problem, für das die Bauaufsicht des Hochtaunuskreises zuständig ist: Bauen im Außenbereich. Im Laufe der Jahre sind entlang des Rentbachs eine Reihe von sogenannten „Freizeithütten“ entstanden, gegen deren „Rückbau sich bereits in der Vergangenheit massiver Widerstand geregt hat“, erinnert sich Yvonne Richter. Es habe sich sogar eine Bürgerinitiative gebildet. „Aus fachlicher Sicht müssten wir diese Freizeitnutzung infrage stellen, da viele Hütten nicht legal und nur geduldet sind.“ Und genau hier liegt der Konflikt: Wenn der Rentbach wieder in sein ursprüngliches Bett im Taltiefsten verlegt werden sollte, „was allerdings nur durch eine Umlegung der bestehenden Grundstücke gelingen kann, sind Konflikte vorprogrammiert“, befürchtet Yvonne Richter. Weil ein Bachbett, das den natürlichen, gewässerökologischen Bedingungen des Rentbachs entsprechen müsste, fehle, seien Uferabbrüche und häufige Überschwemmungen der Wege und der angrenzenden Gärten die Folge. „Hier steht der Naturschutz gegen die Freizeitnutzung.“ Auch die durchgewachsenen Fichten würden da nicht hingehören, denn wenn ein Baum von einem Grundstück über das Bachbett kippe, was übrigens passiert ist, dann verstopfe der Wasserlauf oder er spüle den Weg aus. „Es gibt nicht wenige, die glauben, dass in so einem Fall die Stadt für die Räumung zuständig ist. Wenn der Baum zuvor auf einem Privatgrundstück gestanden hat, ist das aber Sache des Eigentümers.“

Bereits im Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2017 wurde „ein prioritärer Handlungsbedarf für den Rentbach beziehungsweise das Kleingartengebiet im Rentbachtal angemeldet“, so Yvonne Richter. Das Konfliktpotenzial durch die Eigentümer der „Freizeithütten“ und die Zögerlichkeit der Bauaufsicht des Hochtaunuskreises haben die Situation wohl verschärft. Die zentrale Frage dabei ist: Was darf im Außenbereich gebaut werden? Zum Beispiel land- und forstwirtschaftliche Betriebe, zu denen die hobbymäßigen kleingärtnerischen „Betriebe“ entlang des Rentbachs im baurechtlichen Sinne wohl kaum zu zählen sind.

Dagegen steht der Naturschutz, die Interessen der vielen Nutzerinnen und Nutzer und schließlich der dringend gebotene Handlungsbedarf durch den Gewässerbeauftragten respektive des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt – das gleicht einem gordischen Knoten. „Es wird Reparaturmaßnahmen geben, aber wir werden nicht den gesamten Weg entlang des Rentbachs aufbauen, weil sich in diesem Gebiert erst etwas Grundlegendes ändern muss.“ Zweifelsfrei ist und bleibt es ein Thema der Kronberger Politik, auch wenn sie jetzt erst einmal die der kleinen Schritte ist. Der stete Tropfen höhlt den Stein – irgendwann.

Hanspeter Borsch (vorne links) hat beim Geschichtsverein einen Vortrag über Bäche gehalten.

Der Zustand des Rentbachtals ist regelmäßig ein Ärgernis. Fotos: privat

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