Rotbuche auf dem Lehrpfad „Baum des Jahres“ im Opel-Zoo

Infotafel zur Rotbuche – Baum des Jahres 1990 und 2022. Foto: Archiv Opel-Zoo

Kronberg (kb) – Der 25. April ist deutschlandweiter „Tag des Baumes“. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rief ihn 1952 ins Leben, um auf die starken Waldverluste durch den Zweiten Weltkrieg aufmerksam machen. Vor dem Hintergrund von Klimawandel und des Kriegsgeschehens in der Ukraine hat diese Intention in seinem 70. Jahr an aktueller Bedeutung gewonnen. Der Aktionstag soll motivieren, sich aktiv für den Wald und somit für Biodiversität und Nachhaltigkeit einzusetzen.

Zur Premiere wurde 1952 ein Bergahorn gepflanzt. Seit 1989 ruft die Dr. Silvius Wodarz-Stiftung den „Baum des Jahres“ aus, der regelmäßig auf dem Lehrpfad im Opel-Zoo gepflanzt wird, sofern er nicht schon vorhanden ist. Wie beispielsweise die Rotbuche – Baum des Jahres 2022 -, die bereits 1990 im Mittelpunkt stand. Diese doppelte „Auszeichnung“ der Buche scheint vor dem Hintergrund, dass sie die am häufigsten vorkommende Laubbaumart in Deutschland ist, nur gerechtfertigt.

Die Rotbuche ist die grünblättrige Buche, die auch in unseren Taunuswäldern häufig zu finden ist und insbesondere im Frühling im Wald ein ästhetisches, leuchtendgrünes Licht zaubert. Sie sollte nicht mit den Blutbuchen mit den roten bis schwärzlich-roten Blättern verwechselt werden, die in Parks, Friedhöfen und größeren Gärten gerne gepflanzt werden.

Mit ihrem Höhenwuchs von bis zu 45 Metern kann sie die meisten anderen Laubbäume übertreffen. Sie ist eine waschechte Europäerin und hauptsächlich in Mitteleuropa anzutreffen. Richtung Norden sind ihr die Winter zu kalt, Richtung Osten zu trocken und die häufigen Spätfröste zu gefährlich. Im Westen bildet die Atlantikküste die natürliche Grenze, die sie allerdings vor etwa 3.000 Jahren nach Südengland übersprungen hat. Im Süden und Südosten ist es ihr zu warm; dort ist sie ausschließlich in den höheren Berglagen heimisch. Deutschland hingegen gilt als das Kernland der Buche, bietet es doch nahezu in allen Gegenden ideale Wachstumsbedingungen.

Die Buche zeichnet eine besondere „Schattenstrategie“ aus: In der Konkurrenz mit den anderen Waldbaumarten ist sie durch ihre Laubkrone, die einen ungewöhnlich starken Schatten wirft, erheblich im Vorteil. Unter dem dichten Kronendach können keine anderen Baumarten lange überleben, nur ihr eigener Nachwuchs, der eine ungewöhnlich hohe und ausdauernde Schattentoleranz hat. Junge Buchen können bis zu Jahrzehnten in diesem Schatten ausharren, wachsen aber sofort, wenn durch einen abgestorbenen oder weggebrochenen Baum ausreichend Licht durch das Kronendach fällt. Eine Schattenwirkung ist auch beim alljährlichen Blattaustrieb im Frühjahr zu beobachten: Er zieht sich über etwa sechs Wochen von Ende April bis in den Juni hin und verläuft sukzessive von unten nach oben. Dabei beginnen zunächst die keimenden Buchen im Unterholz, gefolgt von den jungen Bäumen am Boden, dann begrünen sich die unteren Zweige bis sich schließlich das Kronendach ausbildet. Auch wenn die Buche nur wenig andere Pflanzenarten zulässt, gibt es dennoch bei Buchen eine spezifische Biodiversität mit Insekten und Pilzen, vor allem in alten Buchenwäldern mit viel abgestorbenem Holz.

Unter den veränderten klimatischen Verhältnissen gedeiht die Buche in Deutschland recht gut, da sie ein hohes genetisches Anpassungspotenzial hat und an verschiedenen Standorten gut gedeiht. Sie wirkt zudem als „Wasserwerk des Waldes“ und mildert Dürreperioden zumindest ab. Im Gegensatz zu den ganzjährig grünen Nadelbäumen fließt bei der im Winter kahlen Buche ein Großteil des Stammabfluss direkt in den Waldboden. Der Stammabfluss ist auch gegenüber anderen Laubbäumen aufgrund der glatten Rinde und der relativ steil aufragenden Kronenäste besonders hoch.

Der Lehrpfad „Baum des Jahres“ führt im Opel-Zoo entlang der Rundwege und an jedem Baum des Jahres finden die Zoobesucher detaillierte und interessante Informationen.



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