Rumänienhilfe besuchte erneut das Fördergebiet Temeswar

Mechtild Gollnick und Claudia Radu im Gespräch mit der in finanzielle Not geratenen Witwe.

Foto: privat

Kronberg (kb) – Mit einem bis zur Decke beladenen Transporter ging es Ende März wieder auf die Reise nach Temeswar, dem Fördergebiet des Kronberger Vereins Rumänienhilfe Hochtaunus e. V. Das Autohaus Göthling & Kaufmann stellte dankenswerterweise erneut einen Transporter zur Verfügung, und die Vereinsmitglieder Günter Müller und Hans-Joachim Böhm brachten die Sachspenden, insbesondere Kleidungsstücke, Bett- und Tischwäsche, Spielzeug und Fahrräder zu den Bedürftigen in das Balkanland, das nach 14-stündiger Fahrzeit, ohne Zwischenübernachtung, erreicht wurde.

Mechtild Gollnick, die Vertrauensperson vor Ort, hatte wieder ein interessantes Besuchsprogramm vorbereitet. Zunächst hieß es die gespendeten Sachen an die dem Verein bereits seit langer Zeit bekannten und verlässlichen Organisationen zu bringen, die die Sachen an Bedürftige weiterleiten.

Beispielhaft soll die von Claudia Radu gegründete und betriebene Hilfsorganisation „For Help“ erwähnt werden. Radu betreut in ihrem Haus ständig Kinder und Jugendliche, bietet Hausaufgabenhilfe an und verpflegt Kinder aus armen Familien. Drei Mädchen übernachten zurzeit in ihrem Haus und werden gezielt auf Prüfungen vorbereitet. Zusätzlich fährt sie jedes Jahr mit zirka 20 Kindern in ein Ferienlager. Dafür wurde jetzt in einem 90 Kilometer entfernten Ort ein Haus gekauft, das mit Hilfe von Gollnick und unterstützt durch Sponsoren finanziert und von einem holländischen Hilfsteam hergerichtet wird. Radu hält auch ständig Kontakt zu hilfsbedürftigen Familien und arbeitet eng mit Gollnick bei der Auswahl der vom Verein Rumänienhilfe unterstützten Familien zusammen.

Weiter ging es zu Frau Marx, einer Roma Frau, die ebenfalls arme Familien durch Verteilung von Sachspenden unterstützt und danach in das Dorf Bencec, in dem der Baptistenpfarrer Gusti Juga ein neues Sozialzentrum betreibt, eine vorbildliche Einrichtung für die Betreuung von Jugendlichen aus dem Dorf. Hier erhalten täglich ca. 20 Kinder nach dem Mittagsessen Hausaufgabenhilfe. Das Mittagessen wird abwechselnd von Eltern bereitgestellt, die Betreuung von zwei jungen Frauen durchgeführt, eine davon ist die Germanistik studierende Tochter von G. Juga, Er hat in Temeswar ein weiteres Heim aufgebaut, in dem ältere Jugendliche, vor allem aus Bencec, übernachten und betreut werden.

G. Juga, ein dem Verein Rumänienhilfe seit langem bekannter und verlässlicher Partner, betreut darüber hinaus arme Familien und hatte Besuche bei drei in großer Armut lebender Familien organisiert. Alle drei „hausen“ in unvorstellbaren Wohnverhältnissen.

Die eine der drei besuchten Familien lebt mit sieben Kindern in einer Hütte mit einem Raum und bemüht sich das Haus zu vergrößern. Das Fundament um das Haus herum ist ausgehoben, auf dem das neue Haus entstehen soll. Die Fertigstellung dieser Baumaßnahme mit geringen Mitteln wurde allerdings als zweifelhaft beurteilt.

Eine große Hilfe ist immer wieder die Verteilung von Lebensmitteln an die Hilfsorganisationen. Dafür erfolgt seit einigen Jahren der Einkauf in der am Stadtrand von Temeswar gelegenen Metro. Gollnick kennt die Bedürfnisse und leitet den Einkauf, ausschließlich von Grundnahrungsmitteln, und der Verein Rumänienhilfe bezahlt den Einkauf jeweils mit einem vierstelligen Euro Betrag.

Die beiden Frauen, Claudia Radu und Mechtild Gollnick hatten für die Kronberger Hilfsgruppe zusätzliche Besuche bei bedürftigen Familien vorbereitet. „Besonders berührend war der Besuch bei einer allein erziehenden Frau mit ihrem zwölfjährigen Sohn in einer Sozialwohnung, mit einem Raum, kleiner Küche und kleinem Bad“, berichtet Dr. Heinz Walden für den Verein von der Hilfsfahrt. Der Mann war nach längerer medizinischer Behandlung gestorben und die Frau musste kürzlich operiert werden. Dadurch konnte sie nicht arbeiten und musste Schulden machen, wodurch ihr kurzfristig die Stromlieferung und auch die Kündigung der Wohnung droht. Der Verein will hier helfen und hat finanzielle Unterstützung zugesagt.

Insgesamt wurden dieses Mal sechs in bitterer Armut lebende Familien besucht und auch erneut die Organisation Timisoara 89 von Petru Iliesu, eine vorbildliche Einrichtung für in Not geratene Erwachsene, in der derzeit 38 Personen ständig wohnen. Iliesu, ein in Temeswar bekannter Autor, will die Einrichtung erweitern. Er berichtete von Schikanen durch die städtische Administration, will sich aber nicht entmutigen lassen und plant noch in diesem Jahr mit dem Bau des „Deutschen Hauses“ zu beginnen.

Bei den Besuchen konnten sich die Vereinsmitglieder erneut davon überzeugen, dass in dem sich immer noch im Umbruch befindlichen Rumänien viel soziale Ungerechtigkeit und Armut in vielen Familien herrscht. Die hauptsächlichen Leidtragenden sind die Kinder, deren Perspektiven für ihr späteres Leben oftmals düster sind. Deshalb unterstützt der Verein derzeit acht arme Familien mit der Bezahlung von Ganztageskindergarten-Plätzen, wodurch die Kinder versorgt werden und geordnete Verhältnisse kennen lernen.

Die Hilfsaktionen des Vereins sind nur durch die Unterstützung von wohlmeinenden Mitbürgern, sowohl durch Sach- als auch Geldspenden, möglich. Auch die Gestellung des Transporters durch das Autohaus Göthling und Kaufmann ist eine unverzichtbare Hilfe. „Ohne diese könnten die Sachspenden nicht zu vertretbaren Kosten nach Rumänien gebracht werden“, erklärt Walden. Die Mitglieder des kleinen Vereins sind jedenfalls motiviert und entschlossen, die Hilfsaktionen weiterzuführen. Für Auskünfte und Rückfragen stehen die Vorstandsmitglieder Ehepaar Helga und Frank Michaelis unter der Telefonnummer 5593) und Dr. Heinz Walden unter 67734 gern zur Verfügung.



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