Sammeln, Feilschen und ein flotter Handel mit „Flöhen“

Kronberg (hmz) – Noch weit vor der offiziellen Öffnungszeit des Kronberger Flohmarkts drängelten sich die wahren Kenner des frühen Handels um die Stände, die teilweise noch gar nicht bestückt waren. Die vielen mitgebrachten Behältnisse mussten noch ausgepackt und die Teile ansprechend drapiert oder dekoriert werden. Je nachdem sehr kreativ oder schlicht und übersichtlich, da gab es keine Grenzen. Eile war geboten auch bei denjenigen, bei denen bereits in den frühen Morgenstunden die Vorbereitungen auf den Ansturm in vollem Gange waren. Denn noch vor der Zeit gab es erste Nachfragen nach Kaffee, Brötchen und Kuchen. Da hatten einige alle Hände voll zu tun, für die eingespielten Teams allerdings kein Problem. Auch die vielen selbst gebackenen Kuchen fanden regen Zuspruch, schließlich das größte Lob für diejenigen, die die Leckereien zubereitet haben.

Fixer Termin

Frei nach dem Prinzip, wer zuerst kommt, hat die besten Chancen auf ein rares Schnäppchen, wurde angestanden. Die Wetterbedingungen geradezu ideal, das Warten demnach gut auszuhalten. Da wurde auch einmal ein „Geheimtipp“ ausgetauscht und der dürfte in diesem Jahr auch die „Dingeldein-Scheune“ gewesen sein. Aber nicht nur dort, im gesamten Altstadtbereich bis hinunter zum Berliner Platz standen die Tische. Mit etwa 200 Standbetreibern nicht so viele wie in den Vorjahren, aber mit dem angenehmen Nebeneffekt, ausreichend Platz beim Stöbern zu haben. Und so wechselte manches Gesuchte und Gefundene über die Tische hinweg seine Besitzer. Vorrangig Kleidung, Bücher, Spielzeug und Gebrauchsgegenstände. Die Fülle, Vielfalt und die gute Qualität der angebotenen Stücke macht es wohl auch aus, dass dieser Markt ein Treffpunkt auch für Schnäppchenjäger aus der Region war und ist. Das war beim 52. seiner Art in der Burgstadt nicht anders, da er auch nach über einem halben Jahrhundert nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Hunderte Besucherinnen und Besucher tummelten sich in der malerischen Kulisse der Altstadt, dabei wurden sie bestens von Vereinen und der ansässigen Gastronomie verköstigt. Ein Wiederkommen steht daher außer Frage, ein fixer Termin eben im Kalender und im Frühsommer – der Hochsaison der Flohmärkte.

Garanten

Garanten für den Erfolg waren einmal mehr viele Vereine und Institutionen aus der Burgstadt wie Amnesty International, die AG Kronberger Frauenverbände, der Briefmarkensammler-Verein, Inner Wheel, der Fanfarenzug Kronberg, das Frauenhaus Oberursel, der Kappenklub 1902, die Partnerschaftsvereine Le Lavandou und Porto Recanati oder auch die Silberdisteln. Aufgrund des guten Erfolges veranstaltete die Stadtbücherei auch diesmal vor ihrem Eingang einen Bücherflohmarkt. Wer das Markttreiben beobachtet und die launige Feilscherei miterlebt hat könnte sich fragen, woher die Tradition, gebrauchte Dinge aller Art auf diese Weise zu verkaufen, eigentlich kommt. Worin liegt die dauerhafte Begeisterung für den Floh- und Trödelmarkt begründet? Möglicherweise ist es der Tatsache geschuldet, dass ihnen ein altes und simples Handelsprinzip zugrunde liegt. Wie ehemals auf mittelalterlichen Wochenmärkten tauschen sich Händler und Käufer direkt aus. Die Ware kann begutachtet werden und Handeln ist hier im Gegensatz zur üblichen Gewohnheit nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und noch etwas ist augenscheinlich: Beim Feilschen um den Preis kommt das älteste Marktprinzip der Welt zum Einsatz – Angebot und Nachfrage. Dabei können die Auffassungen davon, wie viel ein Gegenstand wert ist, sehr unterschiedlich sein. Beim Bücherstand der Stadtbücherei wurde zum Beispiel um eine Spende gebeten. Wie viel einem das Buch wert war, wurde dabei jedem selbst überlassen.

Soziale Teilhabe

In welchem Jahr genau es den ersten Flohmarkt gegeben hat, ist unklar. Es gibt jedoch Berichte, die die ersten Märkte, die der Tradition des Flohmarkts entsprechen, auf die 1870er und 1880er Jahre zurückdatieren. So hat es schon damals Trödelhändler in Brüssel gegeben. Frankreich gilt als zweites Ursprungsland des Flohmarkts. Das erste Mal sollen in Paris im Jahre 1885 Waren auf diesem Weg verkauft worden sein. In Deutschland haben Trödelmärkte Tradition. Der erste Flohmarkt fand im Jahr 1967 in der Altstadt von Hannover statt. Flohmärkte sind beliebt – doch warum eigentlich? Vielleicht, weil auf Märkten neben den Dingen, die gehandelt werden, immer auch eine Teilhabe am sozialen Leben möglich ist. Und es gibt die Möglichkeit des Zuverdienstes und die des kostengünstigen Erwerbs. Seinen Namen verdankt der Flohmarkt mutmaßlich der Vorstellung, dass in den angebotenen Textilien auch Flöhe sitzen. Ganz auszuschließen war das zumindest damals nicht, denn die Hygiene ließ bei den Trägerinnen und Trägern auch edler Stoffe durchaus zu wünschen übrig. Mit der Kleidung wanderten dann auch die Flöhe von Hand zu Hand, von einem Trödler zum nächsten, von Markt zu Markt. Heute gehören „Flöhe“ zum Kultstatus.

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