Der Seniorenbeirat ist besorgt: Wehret den Anfängen!

Kronberg. – Der Seniorenbeirat erfuhr erstmals in der Schönberger Ortsbeiratssitzung am 2. September von der Stadt, dass diese plant oder entschieden hat, für die anstehende Bürgermeisterwahl die Wahllokale im Altkönigstift und im Rosenhof aufzulösen. „Warum der Seniorenbeirat, der nach demokratischer Wahl immerhin ein Drittel unserer Bevölkerung vertritt, im Vorfeld weder eingebunden noch informiert wurde“, versteht die Vorsitzende des Seniorenbeirates Edelgard von Löbbecke und der gesamt Vorstand nicht. Die nachgeschobene Begründung lautet: Wegen Corona dürfen keine Außenstehenden (sprich die wenigen Wahlhelfer) die Gebäude betreten. „Also müssen sich die Alten bewegen?“

In der gut besuchten Ortsbeiratssitzung kam es zu einem „sehr einseitigen Gedankenaustausch“, kritisieren Löbbecke, Monika Krieger, Ingeborg Strauß und Manfred Völlger vom Seniorenbeirat. Im Wesentlichen seien seitens des Beirats folgende drei Aspekte angesprochen worden: Erstens, wie gehen andere hessische Gemeinden, die im November Bürgermeisterneuwahlen abhalten, mit coronabedingten Erschwernissen um? Warum ist darüber nicht berichtet worden? Die Stadtverwaltung sollte die betroffenen Bevölkerungsteile in ihre Kenntnisse und Überlegungen einbinden. Zweitens, ist schon überlegt worden, Wahlhelfer aus den eigenen Reihen im Rosenhof und im Altkönigstift zu gewinnen? Ist diesbezüglich schon hausintern ein Aufruf erfolgt? „Die Klage aus dem Magistrat, es wären eh nicht genug Wahlhelfer da, sticht nicht, denn dann würde das ja wohl auch für die Kommunalwahl im März 2021 und die Bundestagswahl im Oktober 2021 gelten, oder etwa nicht?“, so der Vorstand. Zudem hätten sich bereits mehrere Mitglieder aus dem Seniorenbeirat für ihren Einsatz als Wahlhelfer bereit erklärt. Und drittens: Welche Vorschläge sind aus den Parteien gewonnen worden, und wie hat die Stadtverwaltung diese bewertet? „Vom Bürgermeisterkandidaten Andreas Becker haben wir die Idee gehört, mobile Wahllokale für einige Stunden vor den Seniorenstiften zu parken. Eine charmante Möglichkeit, über deren Realisierungsperspektive man von Seiten der Stadt gerne Näheres erfahren würde, immer mit dem Ziel: ,Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!`“, finden sie. Hier sei der amtierende Bürgermeister Temmen als Verwaltungschef gefordert.

Der Seniorenbeirat vergisst auch die älteren Kronberger Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht, die ihre Wohnung nicht in diesen beiden Stiften haben. „Allen Ü60-Wählerinnen und Ü60-Wählern, die keine zumutbare Möglichkeit haben, zu einem Wahllokal zu gelangen, die Taxi-Kosten für die Fahrten von der Wohnung zum Wahllokal und zur Wohnung zurück gegen einfache Vorlage der Taxiquittung zu erstatten. Da in diesem Jahr situationsbedingt keine vom Seniorenbeirat initiierte Theaterfahrt oder andere Senioren-Vergnüglichkeit stattfinden kann, hält der Vorstand dieses „Ü60-unter-die-Arme-Greifen“ für gut eingesetztes Geld. „Solche Aktionen, die unseren älteren Mitbürgern und Mitbürgerinnen punktuell das Leben erleichtern können, wären auch vom Stadtsäckel problemlos zu verkraften. Auch Bürgermeisterkandidat Christoph König habe sich über Hilfen in Coronazeit Gedanken gemacht und, wie in der Presse zu lesen war, als Prinzip formuliert: „Wer mehr braucht, soll auch mehr bekommen.“ Der Vorstand des Seniorenbeirats ist noch aus einem weiteren Grund hoch sensibilisiert. Wahllokale, die einmal „erfolgreich“ geschlossen wurden, werden nie mehr geöffnet! Und warnt deshalb: „Wehret den Anfängen!“ (mw)



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