Spendenaktion-Initiatoren suchen Unterstützung für „Boxes for Beirut“

Auch drei Monate nach der Explosionskatastrophe prägen zerstörte Häuser das Bild.

Fotos: privat

Kronberg/Königstein (kb/pu) – Am 4. August um 18.08 Uhr Ortszeit ereigneten sich im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut am Golfe de Saint-Georges in einem mit Feuerwerkskörpern gefüllten Lagerraum Explosionen, nachdem zunächst nach Schweißarbeiten ein Feuer entstanden war und im weiteren Verlauf direkt daneben gelagerte 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat detonierten. Die Folgen für die im Umfeld lebende Bevölkerung waren verheerend: Nach Ermittlungsergebnissen starben mehr als 200 Menschen, 6.000 wurden zum Teil schwer verletzt, und etwa 300.000 Menschen verloren innerhalb weniger Augenblicke ihr Zuhause. Für viele eine Katastrophe, die kurzzeitig berührte, jedoch längst wieder von anderen Ereignissen aus dem Gedächtnis verdrängt wurde.

Anders bei der 22-jährigen Kronbergerin Maja Hofmann, die eine besondere Verbindung zu diesem Land hat. Nach ihrem Abitur 2016 an der Bischof-Neumann-Schule in Königstein bewarb sie sich beim CARAVAN Projekt des Malteserordens, der seit 2009 im Libanon Camps und einen ständigen Betreuungsdienst für psychisch und physisch behinderte Menschen betreibt. Hierfür zog sie mit elf weiteren Jugendlichen für ein Jahr nach Beirut – mitten in das Herz des Libanons. „Unser Leben vor Ort bestand aus täglichem Dienst in verschiedenen Kliniken und Heimen und die Teilnahme an Seminaren zu Geschichte, Religionen und Kultur an einer der Universitäten Beiruts“, blickt die junge Deutsche zurück.

Hinzu seien wegen des Syrienkriegs wöchentliche Hausaufgabenbetreuungen von Flüchtlingskindern und zahlreiche Ausflügen gekommen, um alle Facetten des Landes kennenzulernen. „Das pulsierende Leben der Stadt und die tiefen Freundschaften, die wir schlossen, haben einen tiefen Eindruck auf uns alle gemacht und eine besondere Verbindung mit dem Land geschaffen. Die Gastfreundschaft und die Offenherzigkeit, mit der einem begegnet wurde – damals und bei jedem Besuch – ist überwältigend. Nun wollen wir etwas zurückgeben“, so Maja Hofmann.

Nach ihrem Wissen befindet sich der Libanon seit 2019 in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise, die zu einem erheblichen Teil auf korrupte Strukturen im Lande zurückzuführen sei. Die verheerende Explosion am 4. August, die große Teile des Hafens und der Altstadt Beiruts zerstörte – „alles mir bekannte Straßen, die jetzt in Schutt und Asche stehen – hinterließ mehr als 200 Tote, tausende Verletzte und mehr als 300.000 Menschen – darunter viele Alte, Frauen und Kinder – obdachlos.“ Die Schäden der Explosion verbunden mit der Wirtschaftskrise könne das Land alleine nicht überwinden.

Unter dem Eindruck des fürchterlichen Geschehens konnte Maja Hofmann nicht tatenlos zusehen.

Spendenaktion ins Leben gerufen

Innerhalb weniger Tage nach der Explosion rief sie gemeinsam mit drei Freunden – allesamt ehemalige „Caravanistas“ – die Spendenaktion „Boxes for Beirut“ ins Leben, nachdem sich nach Rücksprache mit libanesischen Freunden herauskristallisiert hatte, dass den Menschen, die direkt und indirekt von der Explosion betroffen sind, im ersten Schritt mit Lebensmittelkisten mit Humus, Brot, Reis und einigem mehr sowie Hygieneboxen mit Windeln, Damenhygieneartikeln und Desinfektionsmitteln geholfen ist. Daraus resultierend begannen die deutschen Studenten die Finanzierung des Projektes voranzutreiben, während vor Ort Aktive die benötigten Produkte einkauften, um auf diese Weise auch den lokalen Händlern Unterstützung zukommen zu lassen. Die Kosten für eine Box belaufen sich auf circa 12 Euro. Als die Aktion mehr Unterstützung erhielt als ursprünglich erwartet, wurden die Ziele kurzentschlossen auf die Renovierung von Häusern erweitert.

Beflügelt von der großen Dankbarkeit der notleidenden libanesischen Bevölkerung und dem erfüllenden Gefühl, selbst etwas aktiv zur Linderung beitragen zu können, gehen die Initiatoren dieser Spendekation nunmehr an eine breitere Öffentlichkeit. „Alle Ausgaben werden durch Belege dokumentiert und uns in Deutschland mitgeteilt. Einzelne Aktionen erfolgen in Zusammenarbeit mit anderen lokalen Nichtregierungsorganisation (NGO’s), um die Effizienz der Hilfsmaßnahmen zu maximieren und nicht von staatlichen oder religiösen Stellen im Libanon abhängig zu werden“, verspricht Hofmann.

Der Dokumentation aller Schritte zufolge sind mittlerweile mehr als 1.000 gepackte „Boxes for Beirut“ verteilt sowie bislang ein Haus mit neuen Fenstern ausstattet. Drei Monate nach der Katastrophe ist die Einsatzgruppe auf mehr als zehn Personen vor Ort angewachsen; zur langfristigen finanziellen Sicherheit wurde die Kampagne in das Caravan-Projekt des Souveränen Malteserordens (Malteser Hilfsdienst e.V.) eingegliedert und damit ein offiziell gemeinnütziges Projekt.

„Als ‚Boxes for Beirut‘ gilt es, die Existenz der Menschen weiterhin zu sichern – helfen Sie uns, den Libanesen zu helfen!“, hofft Maja Hofmann auf breite Resonanz auf ihren Aufruf. Weitere Infos auf der Website: www.boxesforbeirut.com. Spenden können auf das Konto von Caravan BOXES FOR BEIRUT, IBAN: DE29 3706 0193 0030 1470 06 eingezahlt werden.

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