Stadt begegnet Fachkräftemangel mit tatkräftiger Offensive

Bürgermeister Klaus Temmen mit den Azubis Patrick Geber, Torben König, Julia Stauch, Canan Yilmaz und Diana Orfanidis sowie der städtischen Leiterin des Fachreferats Kind und Familie, Angelika Hartmann und Christoph Englerth vom Personalservice der Stadt Kronberg. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Das ist ein bisschen wie Glück im Lotto, einen solchen Ausbildungsplatz zu erhalten“, sagt Julia Stauch, eine der fünf neuen Auszubildenden der Stadt Kronberg. Alle fünf Azubis werden im neuen dualen System zu Erzieherinnen und Erziehern ausgebildet. Zwei der fünf Azubi-Stellen werden staatlich unterstützt, denn die Stadt nimmt an der vom Bund geförderten Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher sowie der neuen tariflichen Regelung zur Eröffnung der praxisintegrierten Ausbildung teil. So ist die Förderung von zwei Stellen bis zum 30. April 2020 bereits durch den Bund finanziert, ab dem 01. Mai 2020 ist eine weitere Förderung mit Bundesmitteln für die Restlaufzeit der Ausbildung in Aussicht gestellt. Insgesamt bezuschusst der Bund die Ausbildung dann mit 74.880 Euro.

„Um Fachpersonal zu finden, setzen wir verstärkt auf eigene Kräfte, indem wir das Personal für diese so wichtige Aufgabe selbst ausbilden“, sagt Bürgermeister Klaus Temmen im Rahmen eines Pressegespräches und freute sich, die zum 1. September insgesamt fünf Auszubildenden vorstellen zu können. Die Stadt Kronberg ist damit eine der ersten Kommunen, die das neue vom Bund geförderte duale Ausbildungssystem nutzt, um für die Stadt Kronberg mehr Erzieherinnen und Erzieher zu genieren. Der Mangel an ausreichend verfügbaren und qualifizierten Fachkräften im Beruf der Erzieherin beziehungsweise des Erziehers stellt viele Kommunen vor große Herausforderungen – auch die Stadt Kronberg“, sagte er. Vor allem jedoch war für die bei der Stadt Beteiligten eine Herausforderung, die fünf Plätze in der Kürze der Zeit – die Förderung vom Bund wurde im April erst ausgerufen – anbieten zu können, erklärten die städtischen Leiterin des Fachreferats Kind und Familie, Angelika Hartmann und Christoph Englerth vom Personalservice der Stadt Kronberg.
Die duale Ausbildung umfasst je Woche 20 Unterrichtseinheiten in der Schule sowie die Praxisausbildung in den städtischen Kindertagesstätten „Pusteblume“ in Kronberg, „Schöne Aussicht“ in Oberhöchstadt und „Racker-Acker“ in Schönberg. „Wir haben ein spezielles Ausbildungskonzept entwickelt und erhoffen uns, dass die Auszubildenden nach ihrem Abschluss in Kronberg verbleiben können“ , erklärte Hartmann. Die duale Ausbildung erfordere auch für die Erzieherinnen und Erzieher-Team der Kitas ein Umdenken, da sie nun junge Menschen bereits schon am Anfang ihrer Ausbildung beschäftigen. „Wir lernen jetzt sozusagen alle gemeinsam dazu“, sagte sie.

Den jungen Azubis gefällt an dem dualen System vor allem die Abwechselung in der Ausbildung. Fünf Tage in der Schule nur Theorie zu pauken, fände der 19-jährige Torben König aus Niedersachsen, dem es in Kronberg gut gefällt, jedenfalls langweilig. Alle fünf Azubis, fühlen sich jetzt schon wohl und angenommen vom Team der Kitas. Keine der drei jungen Damen und zwei jungen Männer kommt aus Kronberg oder aus nächster Nachbarschaft, denn die Möglichkeiten eine solchen dualen Ausbildungsplatz sind noch rar gesät. Der Lehrplan der Schule und die praktische Ausbildung in den Kindertagesstätten sind konzeptionell verzahnt und zwischen Schule und Träger abgestimmt. Über ein Interessenbekundungsverfahren und einen Antrag zu diesem Förderprogramm konnten sich Interessenten für das Programm bewerben. Neu ist auch, dass die praxisintegrierte Ausbildung unter den Geltungsbereich des TVAöD-Pflege fällt. Die Fachschülerinnen und Fachschüler besuchen während der dreijährigen Ausbildung eine Fachschule und arbeiten parallel dazu von Beginn der Ausbildung an in einer Kindertagesstätte der Stadt Kronberg.

Kompliziert gestaltete sich auch der Weg, in der Kürze der Zeit eine geeignete Partnerschule zu finden, denn auch für die Schulen ist die dreijährige duale Ausbildung Neuland, sie müssen zusätzlich Kapazitäten und Fachkräfte schaffen, berichteten Hartmann und Englerth.

Saalburgschule ist Partnerschule

„Wir freuen uns, dass wir mit der Saalburgschule in Usingen eine Partnerschule gefunden haben, die sich bereit erklärt hat, mit der Stadt Kronberg zu kooperieren und eine Klasse für die vergütete Ausbildung einzurichten“, so Bürgermeister Temmen.

Erst im Juni 2019 fand mit allen interessierten Trägern eine Konferenz statt, um die Modalitäten zu klären. Die Ausbildungsplätze konnten schließlich Anfang Juli 2019 von der Stadt Kronberg ausgeschrieben werden, die Bewerbungsfrist endete am 7. August 2019. Insgesamt bewarben sich 30 Personen. „Ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber erfüllte die Voraussetzung leider nicht. Dabei war das häufigste Ausschlusskriterium das Fehlen eines mittleren Bildungsabschlusses, eines drei- bis sechsmonatigen Praktikums in einer sozialpädagogischen- oder pflegerischen Einrichtung oder der Nachweis des Sprachniveaus C1 Deutsch bei Bewerberinnen und Bewerbern anderer Herkunftsländer“, berichtete Hartmann

Drei Bewerberinnen und Bewerber sprangen ab, da die Ausbildungsvergütung für deren Lebensunterhalt nicht ausreichte und drei weitere Interessenten haben abgesagt, da sie sich inzwischen für eine andere Ausbildung entschieden hatten. Die verbliebenen 14 Bewerberinnen und Bewerber absolvierten schließlich einen Hospitationstag in den städtischen Kitas. Aus den nachfolgenden Vorstellungsgesprächen in der Verwaltung wurden schließlich folgende fünf Bewerberinnen und Bewerber ausgewählt und mit einem Ausbildungsvertrag ausgestattet: Julia Stauch, 27 (Neu-Anspach), Patrick Gerber, 27 (Frankfurt), Diana Orfanidis, 23 (Dietzenbach), Torben König, 19 (Holzminden) und Canan Yilmaz, 18 (Frankfurt).

Angelika Hartmann ist sich relativ sicher, am Ende der Ausbildung alle fünf – wenn sie denn in Kronberg bleiben wollen – auch in Kronberger Kitas, seien es nun städtische, kirchliche oder private, eine Anstellung finden und somit der Entwicklung der Gesamtstadt Kronberg von Nutzen sein werden.



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