Kronberg (kb) – Der Ausschuss für Kultur und Soziales hatte ein heikles Thema auf der Tagesordnung: Die geplante Kita-Erhöhung um bis zu 25 Prozent im kommenden Jahr. Der Ausschuss verzichtete auf eine Abstimmung über die von der Verwaltung vorgelegte Beschlussvorlage, die wohl vertagt wird. Die Mitglieder des Ausschusses einigten sich auf die Empfehlung, die Entscheidung in die nächste Sitzungsrunde im September zu verschieben. Am Donnerstag, 3. Juli, trifft das Stadtparlament in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause zusammen und wird dem wohl zustimmen.
Der Hintergrund: Im Vorfeld der geplanten Gebührenerhöhung war der neugegründete Stadtelternbeirat mit Tobias Moorstedt, Katharina von Schwartz und Laura Gerke aktiv geworden und hat mit einer Umfrage unter der Elternschaft Fakten und Stimmen gesammelt, die im Rahmen der Ausschusssitzung berücksichtigt wurden. Neben dem Stadtelternbeirat, der eingeladen worden war, kamen viele betroffene Eltern mit vielen Fragen. Bürgermeister Christoph König erläuterte die Ausgangslage.
Ein Stadtverordnetenbeschluss von 2014 sieht vor, dass Eltern ein Drittel der Kinderbetreuungskosten übernehmen, ein weiteres Drittel das Land Hessen und das letzte Drittel die Stadt. Tatsächlich habe sich die Beitragsstruktur seit 2018 nicht mehr verändert – trotz gestiegener Sach- und Personalkosten. Inzwischen trage die Stadt Kronberg rund 60 Prozent der Kosten, das Land etwa 20 Prozent – und die Eltern 18 Prozent. „Wenn wir das Elterndrittel heute erreichen wollten, müssten wir die Gebühren verdoppeln“, erklärte König und machte zugleich deutlich, dass die Stadt eine moderatere Lösung anstrebe, die die Interessen der Familien im Blick behalte.
„Viele Eltern machen sich ernsthaft Sorgen, wie sie diese Mehrkosten stemmen sollen“, sagte Moorstedt. Denn die Erhöhung treffe Familien, je nach Einkommen, sehr unterschiedlich. Er führte dazu einige Beispiele auf: Eine alleinerziehende Mutter, Teilzeit beschäftigt im mittleren Einkommensbereich, komme mit Kindergeld und Unterhalt auf ein monatliches Gesamtbudget von gut 3.000 Euro. Nach Abzug der lebensnotwendigen Fixkosten blieben ihr etwa 815 Euro zur Verfügung. Bereits heute würden davon etwa 63 Prozent für die Kita draufgehen – nach der Erhöhung wären es 78 Prozent.
Ein weiteres Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern, der Vater Fachangestellter, die Mutter Erzieherin in Teilzeit, da wären etwa 4.450 Euro netto im Monat verfügbar. Ihre Betreuungskosten würden von 438 auf 540,80 Euro steigen. Fast die Hälfte ihres „freien“ Einkommens fließe künftig in die Kinderbetreuung. Viele Mütter, so berichtete Moorstedt weiter, würden sich inzwischen fragen, ob sich ihre Teilzeittätigkeit unter diesen Bedingungen überhaupt noch lohne, was Folgen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Gleichstellung habe.
Natürlich, so räumte der Stadtelternbeirat ein, gebe es Förderangebote – im Hochtaunuskreis wie in Kronberg. Aber: „Die aktuelle Erhöhung und mögliche weitere werden auch Menschen mit eigentlich stabilem Einkommen in Richtung Förderbedarf schieben.“ Die Beratungsstelle des Hochtaunuskreises habe dem Stadtelternbeirat berichtet: „Wir haben so viel zu tun wie nie zuvor.“ Die Forderung des Stadtelternbeirats laute daher, die geplante Erhöhung noch einmal prüfen – und die politischen Zielmarken überdenken. Anja Weinhold von den Grünen forderte eine „kostenlose Bildung ab Geburt“. CDU-Stadtverordneter Stefan Möller warnte dagegen vor einer „komplett sozialisierten Kostenübernahme“. Auch in der Elternschaft gebe es dazu unterschiedliche Meinungen, so Moorstedt.
Die FDP regte an, Einsparungen in der Verwaltung zu prüfen, die KfB schlug vor, freie Liquidität in die Kinderbetreuung umzulenken. Diskutiert wurde außerdem eine mögliche Staffelung der Gebührenanpassungen oder eine Kopplung der Beiträge an den Verbraucherpreis-Index. Bürgermeister König brachte eine Anpassung der Geschwisterrabatte ins Spiel, um Familien zu entlasten. Nach einer kontroversen Diskussion zeichnete sich ab, die Beratungen noch einmal aufzunehmen, da es 1.200 Kinder in 13 Einrichtungen gebe. In der Zwischenzeit soll es sogenannte Kamingespräche geben: ein Hintergrundformat, bei dem Vertreterinnen und Vertreter Fraktionen, der Stadtverwaltung und des Stadtelternbeirats gemeinsam nach tragfähigen Lösungen suchen, mit dem Ziel, den Eltern Planungssicherheit zu ermöglichen. Der Stadtelternbeirat ist erreichbar unter: stadtelternbeirat-kita-kronberg[at]web[dot]de