Kronberg (mw) – „Eigentlich schade, dass Bürgermeister Temmen nicht für eine weitere Amtsrunde kandidiert.“ Das ist die Reaktion, die einem auf der Straße im Gespräch mit Kronberger Bürgern vielfach entgegenschallt. Verbunden auch mit einer spürbaren Furcht, dass es geeignete Kandidaten für diesen Job womöglich nicht wie Sand am Meer gibt, Kronberg aber einen Mann oder eine Frau mit Format, die diesen Job mit Herzblut und vor allem überzeugend machen, braucht.
Auch den Damen und Herren Politikern ist, spätestens nach Bürgermeister Klaus Temmens Ankündigung vergangene Woche, nicht für eine dritte Amtszeit im Rathaus zu kandidieren, bewusst geworden, dass sie vor einer neuen Situation stehen. Walther Kiep, Fraktionsvorsitzender der FDP, formuliert es so: „Es gibt mehrere Kandidaten in unseren Reihen.“ Doch bis dato sei die Situation so gewesen, dass diese mit dem Wiederantritt von Klaus Temmen hätten rechnen können, spätestens in einer Stichwahl gegen den Amtsinhaber den kürzeren zu ziehen. Die möglichen Kandidaten müssten sich jetzt noch einmal genauestens überlegen und mit ihrer Familie besprechen, ob sie sich beruflich wirklich verändern wollen. „Wir schauen erst einmal, wer bei der CDU nun tatsächlich antritt und werden dann später aus der Deckung gehen“, erklärte Kiep. Noch sei genügend Zeit, in Ruhe auszuloten, noch sei es ohnehin zu früh für Wahlkampf, der die wichtigen Entscheidungen, die innerhalb der Politik gerade anständen, nur unnötig stören würde, findet er. „Klaus Temmen hat auf jeden Fall Recht. Bürgermeister zu sein, ist ein harter Job, und das muss man sich schon gut überlegen, ob man ihn machen will“, so Kiep. Die Entscheidung Temmens, nach zwei Legislaturperioden aus dem Ring zu steigen, finden die Liberalen „gut“. Eben weil es ein Knochenjob sei, sei es wichtig, dass jetzt ein „neuer Mann mit neuem Elan an die Spitze geht“, erklärte er.
Die KfB als zweitstärkste Fraktion im Stadtparlament will sich zu diesem Zeitpunkt für eine Entscheidung ebenfalls noch Zeit nehmen. Auch ihnen ist mit Temmens Entscheidung klar geworden: Die Chance, einen Bürgermeister/in zu stellen, ist greifbar nahe, nur die geeigneten Kandidaten stehen nicht Schlange. „Es ist nun einmal ein sehr intensiver Job und man muss, ohne zu wissen, ob man gewählt wird, seinen Beruf erst einmal hintanstellen“, so die Co-Fraktionsvorsitzende Alexa Börner dazu. „Fakt ist, es wird jetzt für jeden neuen Bewerber etwas leichter, sich durchzusetzen. Aber wir wissen noch nicht, ob wir jemanden stellen werden.“ Die KfB will noch abwarten und intern eine weitere Runde Gespräche führen. „Unseren Mitgliedern gegenüber outen werden wir uns auf unserer Mitgliederversammlung am 18. Oktober“, fügt die Co-Fraktionsvorsitzende Heide-Margaret Esen-Baur hinzu.
Auch die CDU, bei der immer wieder der Name Andreas Becker als möglicher Kandidat „gehandelt“ wird, bleibt weiter in der Deckung. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Becker sagt selbst dazu: „Wir bleiben dabei, wir werden unseren Kandidaten, der ja über die Findungskommission schon eine Weile feststeht, erst am 30. Oktober in unserer Mitgliederversammlung vorstellen und unsere Mitglieder dann entscheiden lassen, ob sie ihn wählen.“ Klaus Temmens Entscheidung habe man „mit Respekt“ zur Kenntnis genommen. Die Rahmenbedingungen für den Wahlkampf sieht er jedoch nicht verändert: „Wer gewinnen will, braucht weiterhin 50 Prozent und eine Stimme“, so Becker. Eine Findungskommission bereits einberufen haben auch die Kronberger Grünen. Doch wie die Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Fischer-Thöns informiert, gibt es noch keine Entscheidung, wie sich die Grünen positionieren werden. Noch tagt die Kommission und „wir schauen, ob wir einen Kandidaten haben.“ Dass die Christdemokraten Andreas Becker als Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken, sei „gut denkbar“, meinte sie. Die Entscheidung Temmens, nicht mehr zu kandidieren, kann sie nachvollziehen, die Arbeitsbelastung sei „enorm hoch“. Doch Fischer-Thöns bedauert seinen Entschluss sehr. „Da musste man aber mit rechnen“, meinte der UBG-Fraktionchef Erich Geisel. „Bei 260 Tagen im Jahr, die der Bürgermeister auch abends noch im Rathaus ist“, da sei nach zwölf Jahren im Amt eine solche Entscheidung nachvollziehbar. „Von all den Namen, die derzeit in puncto Kandidaten schon gehandelt werden, halte ich allerdings nichts“, so Geisel. Umso wichtiger sei es jetzt für seine Partei, die Fühler auszustrecken, auch über die Ortsgrenze hinaus, ob sich jemand findet, „der dem Amt gewachsen ist, das sind wir als UBG unser er Stadt auch schuldig“, sagte er.
SPD-Fraktionsvorsitzender Christoph König erklärte zum Stand der Dinge: „Es ist total schade, dass Temmen nicht mehr antritt. Aber mit 64 Jahren muss man sich noch eine Wahlperiode wirklich nicht antun.“ Nun sei genügend Zeit, sich mit dem Thema zu befassen und die SPD werde es mit in ihre Klausurtagung Ende des Monats nehmen. Man wolle sich in Ruhe beraten und auch zu den anderen Parteien Verbindung aufnehmen. Und Temmen betont: „Natürlich wollen wir gerne einen Kandidaten aufstellen.“ Aber bekanntlich sei das nicht so einfach. Den „natürlichen Nachfolger, der schon in den Startlöchern steht“, gebe es nicht und außerdem müsse die Wahl eines Kandidaten mit Ruhe und Bedacht getroffen werden.