Kronberg (kb) – Sechs Hort-Einrichtungen veranstalteten ein großes Fußballturnier – am Ende gewann ein Team der „Schönen Aussicht“ und die ganze Kronberger Hort-Gemeinschaft. Es gibt nur ein Geräusch, das Kinder mehr lieben als den letzten Schulgong am Freitagnachmittag: Wenn der Schiedsrichter pfeift und der Ball endlich rollt. Neun Mannschaften aus sechs Einrichtungen spielten auf dem Gelände der SG Oberhöchstadt um den funkelnden Wanderpokal.
Es war ein lauter, lustiger Sporttag: Über den Kunstrasenplatz schallten Torjubel, taktische Anweisungen der Trainerinnen und Trainer und Sprechchöre der zahlreichen Fans. Einige Eltern hatten sich für das schwere Schiedsrichteramt zur Verfügung gestellt. Sie hatten wenig zu tun – die zwölf Minuten langen Partien wurden stets engagiert, aber immer fair geführt.
Organisiert wurde das Turnier von der AG Hort, in der sich die Betreuerinnen und Betreuer der verschiedenen Kindergärten und Horte einmal im Quartal treffen. Meist geht es um fachliche Diskussionen oder Herausforderungen im Alltag – aber zum Glück bleibt auch Zeit für soziale Ideen und Projekte. „Es ist schön, wenn sich die Schulkinder auch über die Grenzen der Schulbezirke hinweg treffen“, sagt Danny Zschieschang, Betreuer im „Racker Acker“, „viele kennen sich noch aus dem Kindergarten oder Fußballverein, wissen, was die anderen draufhaben und sagen dann: „Den müssen wir eng decken.“ Bei anderer Gelegenheit waren die Hort-Kinder auch schon mal bei einem Kinonachmittag in den Kronberger Lichtspielen. Die Zusammenarbeit über die Institutionsgrenzen stärkt die Gemeinschaft. Das Sportgelände der SG Oberhöchstadt war der passende Austragungsort, da der Verein mit mehreren Kindertagesstätten und Hort-Einrichtungen kooperiert. Vor der Frankfurter Skyline spielten alle Teams in Schwarz, Rot und Weiß – wie sollte es anders sein.
Die „Wilde Horde“ der Viktoria-Schule war mit drei Teams vertreten, die „Schöne Aussicht“ stellte zwei Mannschaften, außerdem waren noch Spielerinnen und Spieler aus dem „Racker Acker“, der „KEK“, „St. Vitus“ und „Peter und Paul“ dabei. Der Modus: Vier beziehungsweise fünf Teams spielten Jeder-gegen-Jeden – am Ende traten die beiden Gruppensieger zum Finale an. Das Spielniveau war ansprechend: Es gab schöne Dribblings, scharf geschlagene Ecken und das eine oder andere Traumtor – und an den souverän ausgeführten Jubelgesten konnte man erkennen, welchen Profi-Spieler sie gut finden.
Weil Erstklässler gegen Drittklässler antraten, Vereinsspieler gegen Pausenhofkicker, endete manche Partie recht deutlich. Auf dem Ergebnisbord notierten die Wettkampfrichter auch mal ein 8:0 oder ein 1:6.
Mit derartigen Rückschlägen muss ein Team umgehen lernen. Nach einer herben Niederlage entschuldigte sich ein Torhüter bei seinem Team: „Ich hab alles gegeben.“ Eine Mitspielerin schlug ihm auf die Schulter: „Klar wissen wir das. Wir brauchen dich draußen im Feld.“ Ein anderer Spieler wollte eher über Taktik sprechen: „Wir müssen das Spiel schneller verlagern.“ Am Ende ging es weiter – und das nächste Spiel gewann das Team tatsächlich.
Seit etwa fünfzehn Jahren wird das Hort-Fußballturnier in Kronberg ausgetragen, meinen Katrin Exner vom Betreuungszentrum der Grundschule Schöne Aussicht und Annette Kapp von der „Wilden Horde“ der Viktoria-Schule. Das sieht man dem Pokal auch an – er hat einige wilde Siegesfeiern überlebt, der Sockel hat einen Sprung und die Fußballerfigur auf der Pokalspitze wurde schon mehrmals angeklebt. Diese Patina erhöht den Reiz der Trophäe nur. Im Vorjahr, erzählt Exner, habe man mit dem Funino-Format des Deutschen Fußballbundes gespielt, das mehr auf Spielspaß setzt und weniger auf strenge Punkt- und Torwertung. „Aber die Kinder wollten wieder ein traditionelles Turnier mit einem Sieger.“
Im Finale standen sich „Wilde Horde 3“ und „Schöne Aussicht 2“ gegenüber, die ihre Gruppen jeweils dominiert hatten. Das Spiel war umkämpft, mit viel Einsatz und wenigen Torraumszenen. Dann ging die „Schöne Aussicht“ nach einem Konter mit 1:0 in Führung, der Ball hoppelte unerreichbar für den Torwart und doch quälend langsam über die Linie. Den Vorsprung verwalteten sie sachlich, traten den Ball auch öfter ins Aus und sahen wie die sicheren Sieger aus – bevor wenige Sekunden vor Schluss der „Wilden Horde“ der Ausgleich gelang. Es folgten – klar – wilde Szenen. Das Elfmeterschießen musste entscheiden: Beide Teams waren sehr sicher vom Punkt, die ersten fünf Schützen trafen jeweils. Hier zeigte sich die Magie des Fußballs – ganz egal, ob Hort-Turnier, Kreisliga oder Champions League. „Die Menschen gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“, hat Sepp Herberger mal gesagt. Und man wusste es wirklich nicht. Die Eltern hatten den Small Talk auf der Tribüne eingestellt. Und man hielt den Atem an. Und dann ging ein Ball drüber – und das Spiel war vorbei. Die „Schöne Aussicht“ gewann.
In ihrer Rede bei der Siegerehrung lobte Katrin Exner zurecht „tolle Tore und spannende Zweikämpfe“, meinte aber vor allem: „Ihr habt gezeigt, dass man mit Fairness und Zusammenhalt mehr erreicht als mit einem starken Schuss.“ Bevor das Siegerteam den Pokal in die Höhe recken konnte, mussten sie noch eine kleine Aufgabe lösen: „Wir hatten 65 Tore im Turnier, dazu die beiden Finaltore und das 6:5 im Elfmeterschießen“, sagte Exner ins Mikrofon. „Wie oft zappelte der Ball im Netz?“ Viele Finger reckten sich in die Höhe. „65 + 2 + 11 = 78“, erklärte ein Junge von St. Vitus ganz cool. Die Kronberger Hortkinder beherrschen nicht nur Übersteiger und Kopfbälle, sondern auch die Grundrechenarten. Eine glatte Eins für alle Beteiligten.
Der Pokal als Belohnung lockte die Kinder umso mehr.