Whiskey und Literatur – eine feucht fröhliche Lesung in der Bücherstube

Alles rund um Whiskey – Carmen Töpfer unterhielt das Publikum mit einer Whiskey-Kurzgeschichte, während Martin Westenberger die entsprechenden schottischen Lieder zum Besten gab.
Foto: Zitzewitz

Kronberg (cz) – Eine Lesung der besonderen Art steht auf dem Programm, wobei mehr gesungen und gefachsimpelt wird als gelesen. Kein Wunder, es geht nämlich um Whiskey und dessen Verkostung, und wer wie ich keine blasse Ahnung von diesem Getränk hat und ganz im Gegenteil schon bei dem torfigen Geruch leichte Übelkeit verspürt, für den war dieser Abend überraschenderweise goldrichtig!

Zunächst begrüßte Dirk Sackis seine zahlreich erschienenen Gäste mit launigen Worten zur 8. Veranstaltung dieser Art, insbesondere natürlich Martin Westenberger, Whiskey-Spezialist, Gitarrist und begnadeter Sänger, sowie Carmen Töpfer, langjähriges Hannemann-Mitglied und ihres Zeichens begeisterte Vorleserin.

Bis alle Gläser zur ersten Verkostung gefüllt sind, stimmt Martin Westenberger die Zuhörer auf Schottland ein und wenn man die Augen schließt, draußen den Regen prasseln hört und drinnen die ersten Whiskey-Düfte durch den Raum wabern, ist man bereits gefühlt in den schottischen Highlands.

„A single Malt is all you need..” und los gehts mit dem ersten Schluck. Doch Moment, erst das Glas schwenken, um die Schlieren (Legs) zu begutachten und dann kommt das Nosing, zu gut deutsch man steckt seine Nase in das dafür so konstruierte ‚Nosingglas‘, und lässt die Aromen ihr Werk tun, abschließend zehn Sekunden im Mund wirken lassen, bis man das köstliche Stöffchen schließlich runterschlucken darf. Craigellachie Distillery, 43 Prozent, zehn Jahre gelagert, helle Farbe. Allgemeines Schlucken und murmelnde Zustimmung aus dem Publikum. Bevor Carmen Töpfer loslegt, gibt’s noch einen kleinen Nachschlag. Championsleague heißt die Kurzgeschichte aus dem Buch ‚Aqua Vitae‘, und beschreibt die Erfahrungen eines Handlungsreisenden, der in einem schottischen Pub nahe Lochness strandet, wo er seine Vorurteile gegen Schotten als Wilde, die mit Bäumen werfen und Whiskey, einem grässlichen Gesöff, letztlich in selbigem ertränkt und geläutert von dannen zieht. Die Wirkung des ersten Whiskeys sowie die urkomische Geschichte tragen zur allgemeinen Heiterkeit und Vorfreude auf die nächste Flasche bei. Dieser gute Tropfen kommt aus der Nähe von Edinburgh, hat eine warme braune Farbe und kommt laut Publikum weicher und vor allem süßer daher. Letzteres, erläutert Martin Westenberger, ist der Aufbewahrung des Whiskeys zunächst in einem Bourbon – und anschließend in einem Sherryfass geschuldet. Das, nämlich das Benutzen verschiedener und bereits gebrauchter Fässer, ist übrigens in USA nicht erlaubt. Das freut die Schotten, die den Amerikanern ihre ganzen wunderbaren Fässer abkaufen und vielleicht auch die Iren, die ihren Whiskey übrigens drei Mal brennen, was ihn weicher und bekömmlicher macht. Wie das jetzt alles nach dem Brexit weitergeht, vor allem mit den Preisen, das steht in den Sternen – immerhin exportieren die Schotten jährlich für fünf Milliarden Euro (!!) Whiskey.

Na ja, dann müssen die deutschen Whiskeyfreunde eben auf die heimischen Produkte zurückgreifen, immerhin gibt es bei uns mittlerweile 280 Brennereien.

Ein sehr lehrreicher und Dank Carmen Töpfer literarisch wertvoller Abend und ganz vielleicht probiere ich beim nächsten Mal sogar ein Schlückchen!



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