Brunnen und Wasserversorgung eines Dorfes nach der Jahrhundertwende

Oberhöchstadt (kb) – Bei den heißen Temperaturen und den Hinweisen auf sparsamen Wasserverbrauch ist es interessant, auf Berichte von Zeitzeugen zurückzugreifen, die der Verein Heckstadt gesammelt hat.

Zum Thema „Wasserversorgung in Oberhöchstadt“ hat dazu Adam Heil ausführlich berichtet: Die erste Wasserleitung erhielt Oberhöchstadt 1904/1905. Wasserleitungen gab es in Deutschland überhaupt erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Um 1904 gab es in Oberhöchstadt vier Brunnen. Der größte stand am Dalles und hatte ein großes, rotes Sandsteinbecken. In der Mitte, unter dem Auslauf, wurden die Eimer auf einem Eisengitter abgestellt und konnten so gefüllt werden. Man holte das Wasser zum Kochen, Waschen oder Putzen. Auch diente das Brunnenbecken als Pferdetränke. Das Wasser kam vom Gänsborn, der fast immer die nötige Wassermenge hatte. Die wasserführenden Adern liefen quer zum abfallenden Gelände vom Stuhlberg und Gänsborn. Fast jeder Hauseigentümer hatte einen Brunnen, der Überlauf wurde zu Nachbarn geleitet, die keinen eigenen Brunnen hatten.

Der zweite Brunnen stand in der heutigen Limburger Straße, in Höhe der heutigen Metzgerei Klein. Früher befand sich dort die „Schmiede Sachs“, bei der die Pferde beschlagen und den hölzernen Wagenrädern Eisenringe angebracht wurden. Der dritte Brunnen war in der Sodener Straße „Schlosser Pauli“. In der Oberurseler Straße gegenüber der Kirche beim Hause „Bäcker Flach“ stand der vierte Brunnen. Eine weitere Wasserstelle war im früheren Pfarrhof, heute „Getränke Herbert“.

Viele Einwohner von Oberhöchstadt hatten selbst einen Brunnen mit Pumpe, der das benötigte Wasser für die Familie lieferte. Selbstverständlich war, dass man den Nachbarn mit Wasser aushalf, die keinen Brunnen hatten.

Kostbares Gut

Wasser war schon immer ein kostbares Gut. Jeder Tropfen wurde daher mehrmals verwendet. War der Salat oder das Gemüse gewaschen, wurde das Geschirr damit gespült und musste danach noch für das Putzen herhalten. Das tägliche Waschwasser wurde ebenfalls nicht einfach weggegossen, sondern auch fürs Putzen oder zum ersten Einweichen der Schmutzwäsche genutzt.

Viele erinnern sich bestimmt noch, dass das Badewasser erst nach mehrmaligem Benutzen entsorgt wurde. Zuerst kamen die Älteren, dann folgten die Jüngeren.

Der Weg des Wassers für die Wäsche war wie folgt: Zuerst wurden die Unterwäsche und die Weißwäsche gewaschen. Danach folgte die Buntwäsche (Hemden, Hosen, Pullover und Ähnliches). Zum Bleichen legten die Bürger sie auf die Bleichwiesen (links von der Kirche unterhalb der Friedenstraße) zum Trocknen. Mit dem verbleibenden Rest des Wassers kam die Schmutzwäsche (Arbeitskleidung) an die Reihe. So wurden Waschmittel und Wasser gespart.

Den Rest der trüben Brühe goss man über die Straße, um den Staub zu binden oder verwandte es für das Plumpsklosett als Spülwasser. Das klingt heute alles nach „Dritter Welt“, ist aber noch gar nicht so lange her.



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