Die „Frooleins“ damals und die geforderten Erzieherinnen heute

Oberhöchstadt
(hmz) – Mit einem Ad- ventscafé beendete die Kita „Schöne Aussicht“ ein sehr ereignisreiches Jahr anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens. Für das Rahmenprogramm sorgten die „Heckstädter“, die „Rasselböck“, die Kinder selbst und drei ehemalige Kindergärtnerinnen: Gertrude Schneider, Renate Steyer und Edith Aulbach. Inzwischen werden in dieser Kita 116 Kinder in insgesamt sechs Gruppen betreut und jeweils von drei Betreuerinnen auf ihrem Weg begleitet. Im letzten halben Jahrhundert dürften es unzählige Kinder gewesen sein, die hier gespielt, gelernt und vielleicht Freunde fürs Leben gefunden haben. Die Aufgaben von Kindertagesstätten haben sich in dieser langen Zeit stark verändert, die Herausforderungen sind immer größer geworden: Die Ausweitung der Betreuungszeiten auf den Nachmittag und die U3-Betreuung etwa haben die erzieherische Arbeit vor neue Herausforderungen gestellt. Die sich stets verändernden Bildungs- und Erziehungsansprüche zielen auf eine bestmögliche Entwicklung der Kinder ab, auf die die Leiterin, Gabi Krieger, und ihr Team reagieren müssen. Wichtig sei dabei eine produktive Zusammenarbeit mit Familien und Institutionen, „um gemeinsam eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zum Wohle der Kinder zu leben“, so Gabi Krieger. Wie gut diese Gemeinsamkeit funktioniert, stellten alle Beteiligten mit einem perfekt organisierten Adventscafé wieder einmal unter Beweis. Die vielen Feste im Laufe des Sommers, jeweils bis ins kleinste Detail vorbereitet und ausgeführt, waren neben dem laufenden Kita-Betrieb eine zusätzliche Aufgabe, die so nur mit einem abgestimmten und miteinander arbeitenden Team gelingen konnte. Die vielen Teilnehmenden konnten bei dieser Abschlussfeier in ihre Erinnerungen eintauchen, die zusätzlich noch humorvoll von drei „Urgesteinen“ vertieft worden sind: „Es war die Zeit der antiautoritären Erziehung und der Kinderläden. Vielleicht ist das einigen noch ein Begriff. Auch wir wollten jetzt vieles erneuern und anders machen, aber mit unseren eigenen Vorstellungen. Als erstes Zeichen trugen wir keine weißen Schürzen mehr. Das war damals so üblich. Auch Tanten und ,Frooleins‘ wollten wir nicht mehr sein“, so Gertrude Schneider, Renate Stey und Edith Aulbach in ihrem gemeinsamen Vortrag. Der Tagesablauf sei anders organisiert gewesen. Vieles habe mit allen Kindern gemeinsam stattfinden müssen, da die Aufsichtspflicht sehr streng umgesetzt worden sei: „Alle gehen zur Toilette, alle frühstücken, alle turnen. Maltag, alle malen! Wasserfarben waren die größte Herausforderung für Kinder und Erzieherinnen. Wenn wir selbst einmal aus der Gruppe mussten, machten wir die Verbindungstür auf und die Kollegin hatte dann plötzlich 50 Kinder im Blick.“ Zu den großen Herausforderungen hätten die Eingewöhnungszeiten gehört. „Die Mütter schickten wir nach Hause und dann begann die Nervenarbeit. Nicht alle Kinder wollten gleich in diesem schönen Kindergarten bleiben. Einmal sagte ein Kind zu einem weinenden anderen Kind: „Du kannst jetzt aufhören zu weinen, deine Mama ist schon weg“, das half tatsächlich. Häufig seien sie gefragt worden, wie das alles über die Jahre hinweg auszuhalten gewesen sei. „Vieles haben wir ernsthaft diskutiert, gemeinsam getragen und unseren Humor und die Liebe zu Kindern und Eltern nie verloren.“ Sie hätten viele interessante Menschen kennen gelernt, Freundschaften geschlossen und Bindungen aufgebaut, die sie nicht mehr missen wollten. Dazu passten dann auch die Glückwünsche der stellvertretenden Vorsitzenden der „Heckstädter“, Brigitte Alsheimer. Sie zitierte die Kita-Leiterin Gabi Krieger: „Wir verstehen uns als Teil des Oberhöchstädter Gemeinschaftslebens und haben großes Interesse daran, mit dem Verein Heckstadt zusammenzuarbeiten.“ Kinder würden nicht nur ihre Eltern, sondern auch die Gemeinschaft brauchen, um gut aufwachsen zu können, Verbindungen, die auf Zuneigung und innere Verbundenheit angelegt seien. „Deshalb werben wir stets dafür, Vereine zu unterstützen, denn sie geben den Menschen, ob klein oder groß, jung oder alt, etwas zurück, was für Geld nicht zu kaufen ist: eben diese Zugehörigkeit“, so Brigitte Alsheimer. Das humorvolle Adventscafé rundeten die „Rasselböck“ mit ihrem „Telefongebabbel“ ab, das zwischen den vielen Kinderstimmen leider etwas unterging. Dem Humor und guter Laune verpflichtet, nahmen sie es gelassen und es ist gewiss, dass sie dafür in der bevorstehenden fünften Jahreszeit umso lauter rasseln werden.

Gabi Krieger und ihre kleine Truppe sorgten für die adventliche Einstimmung. Foto: privat



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