Leserbrief

Unsere Leserin Denise Baidinger, Am Weidengarten, Oberhöchstadt, schreibt zum von Bürgermeisterkandidat Andreas Becker favorisierten „Einheimischen-Modell“ Folgendes: Was ist das Einheimischen-Modell von Andreas Becker nicht? Weltoffen, diskriminierungsfrei und diversitätsfördernd. Kronberg lebt von der kulturellen Vielfalt seiner Bürger, die aus allen Ecken Deutschlands, Europas, ja sogar der Welt nach Kronberg ziehen, sich integrieren und unser aller Leben bereichern. Einheimische zu bevorzugen, das heißt, andere Bürger ohne Wohnsitz, Arbeitsort oder Vereinsaktivitäten in Kronberg auszugrenzen, ihnen Chancen der Integration zu verwehren, heißt, unsere aufgeschlossene, gastfreundliche, weltgewandte, internationale Kultur zu gefährden und nachhaltig einzuschränken. Das ist der größtmögliche Rückschritt, den ich mir überhaupt vorstellen kann. Wir, ich selbst in Thüringen geboren und im Main-Taunus-Kreis aufgewachsen, mein Ehemann in Kasachstan geboren und in Baden- Württemberg aufgewachsen, fühlen uns als Familie von Andreas Becker persönlich ausgeladen. Denn nur aufgrund der Wiedervereinigung und der offenen Willkommenskultur Deutschlands und Europas konnten wir unsere Familie in Kronberg gründen. Wir haben, ohne in irgendeiner Weise bevorzugt zu werden, alles Notwendige für uns aufgebaut, um uns auch für Kronberg zu engagieren.

Die Mobilität und das Digitalisierungspotenzial des 21. Jahrhunderts erlauben es uns, Kulturen, Sprachen, Religionen hautnah zu erfahren, fremde Länder zu bereisen, für längere Zeit dort zu leben. Es bereichert die Entwicklung der Menschen und der Gesellschaft. Dieser kosmopolitische Grundgedanke ist meiner Meinung nach ein hohes Gut, welches wir schützen sollten. Das ist der Grund, warum ich Andreas Becker nicht zum Bürgermeister wähle.

Bereits der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt sprach im 19. Jahrhundert: „Es ist des Höchsten nicht so viel über die Erde zerstreut, dass heute ein Volk sagen könnte, wir genügen uns vollständig, oder auch nur: wir bevorzugen das Einheimische.“



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