Leserbrief

Bücherschrank aktuell Foto: Thull

Unsere Leser Antje und Reimund Thull, Oberurseler Straße, Oberhöchstadt, schreiben uns zum Bücherschrank am Dalles unter der Überschrift „Bücherschrank oder Altpapiertonne?“ Folgendes:
Grundsätzlich sehe ich die Einrichtung eines Bücherschrankes als eine sinnvolle und gute Maßnahme für die Allgemeinheit an. Bücherliebhabern wird die Möglichkeit geboten, auf einfachem Wege Lesefreude mit Gleichgesinnten zu teilen. Einfach ein gutes und interessantes Buch in den Schrank stellen oder aus dem breiten Spektrum eins für das eigene Lesen aussuchen und mitnehmen, ist der Sinn eines Bücherschranks. Unsere Familie ist ein regelmäßiger Nutzer des Bücherschrankes und dabei schon auf Bücher gestoßen, die man vorher nicht auf dem „Radar“ hatte. Doch mittlerweile stehen wir nur noch kopfschüttelnd und ungläubig schauend vor dem Bücherschrank, da er zwischenzeitlich zu einer „Altpapiertonne“ zweckentfremdet wurde.

Die im Schrank abgelegten Bücher werden von manchem Zeitgenossen einfach kreuz und quer reingeworfen, so dass man kaum noch den Buchtitel erkennen kann, ohne sich davorstehend zu verrenken. Einbände sind zum Teil völlig zerfleddert oder Buchseiten zerrissen. Etliche Bücher sind völlig vergilbt und begrüßen den Interessenten mit einem muffigen Geruch. Vermutlich haben diese guten Stücke jahrelang auf einem Dachboden oder Keller auf ihre Wiederentdeckung gewartet.

Zur absoluten Krönung der chaotischen Zustände hat ein vorausschauender Zeitgenosse seinen vollen Bücherkarton direkt vor dem Schrank abgestellt. Vermutlich kann das Jahreszeit bedingte Wetter bei den Werken keinen größeren Schaden mehr anrichten.

Ich kann sehr gut verstehen, dass man in Zeiten von Lockdown und dem daraus resultierenden Müßiggang freie Energien in häusliche Aufräumaktionen steckt. Aber jeder sollte sich die Frage stellen, ob er solche Exemplare, die man im Moment dort findet, auch selbst nehmen würde.

Vergilbte und zerfledderte Bücher gehören in die Altpapiertonne, die jeder Haushalt hat. Und sollte hier der Platz nicht ausreichen, findet man am Bauhof – gegen einen geringen Obolus – einen großen Papiercontainer.

Zu „Vor-Corona-Zeiten“ hat die Idee des Bücherschrankes sehr gut funktioniert und fleißige Helfer hatten nur wenig Arbeiten mit Aufräumen und Entsorgen. Aber heute kann man ob des Chaos nur noch kapitulieren.

Ich habe die Hoffnung, dass nach dem Lesen des Leserbriefes der ein oder andere sein Verhalten reflektiert und es wieder eine Freude ist, beim Vorbeigehen am Dalles einen kurzen Blick in den Bücherschrank zu werfen.



X