Lieber bunt als braun! – Fastnachtsumzug als Höhepunkt und Abschluss der närrischen Saison

Die städtische Kita Schöne Aussicht stellte eine große Fußgruppe und punktete mit dem Dank an Stadt und Politik für die Erweiterung der Kita Schöne Aussicht mit Schlafräumen.

Foto: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – „Strahlender Sonnenschein in Oberhöchstadt, hättet ihr das heute Morgen schon gedacht?“, fragte Hans-Georg Kaufmann, der in gewohnt launiger Manier den Fastnachtsumzug durch Fichtegickelshausen moderierte, die Gäste am Dalles. Und das fragte er nicht zum ersten Mal, denn die Oberhöchstädter haben jedes Jahr wieder einfach den besten Draht zum Wettergott. Während am Sonntag der Oberurseler Karnevalsumzug aufgrund von Sturmböen abgesagt werden musste, lugte in Oberhöchstadt genau ab 14 Uhr bereits die Sonne hinter den Wolken hervor und der Wind blies nur noch milde. Trotzdem war nach den Hanau-Morden und dem Anschlag auf den Rosenmontagsumzug in Volkmarsen die Stimmung gedämpfter als sonst. Und Hans-Georg Kaufmann stellte klar: „Wir Narren stehen gemeinsam gegen Fremdenfeindlichkeit. Wir feiern zusammen über Grenzen und Kulturen hinweg!“

76 Vereine und andere Organisationen zogen mit Motivwagen oder Fußgruppen los von der Altkönigstraße in Höhe des Sportplatzes, von dort hinunter an den Dalles bis hinüber in die Niederhöchstädter Straße und über die Sodener Straße zurück auf den Dalles, wo sich der Umzug auflöste. Die Zugteilnehmer hatten noch genügend Kamellen zu verteilen und schrien sich Stück für Stück schließlich doch noch in Fastnachtsstimmung, angefeuert von den Umzugsgästen, die von nah und fern zum traditionellen Umzug durch Oberhöchstadt erschienen waren.

Die städtische Kita „Schöne Aussicht“ stieg als kompletter Sternenhimmel zum Dalles hinab: „Wir sind am Ziel unserer Träume, zum Schlafen gibt es neue Räume“. Sie zeigten ihre Freude über die Erweiterung ihrer Räumlichkeiten.

Doch auch der Waldkindergarten Kronberger Wurzelkinder zog die Blicke der Narren am Wegesrand sofort auf sich. Bunt durcheinandergewürfelt erschienen sie und zeigten echte Artenvielfalt, was Tiere auf Wiesen und in Wäldern betrifft. Zwischen kleineren Gruppen folgten die großen Karnevalsvereine aus Kronberg und den Nachbarstädten mit ihren herrschaftlichen Motivwagen und dem „Fußvolk“, das beim Bommersheimer Carneval Verein 1987 insgesamt neun Gruppen zählte, angefangen von der Mini-Garde bis zum Elferrat. Suchen musste man allerdings nach wirklich einfallsreichen Motiven: Die Motivwagen und Gardetanzgruppen – die natürlich ebenfalls schön anzusehen waren – bildeten einen großen Anteil am Zug. Neben dem EFC, der ebenfalls eine stattliche Fußgruppe stellte, fiel der Motivwagen der Landwirte ins Gewicht. Sie warben für mehr Miteinander und für Lebensmittelpreise, für die sich ihre Arbeit wieder lohnt.

Nach einer großen Menge kleiner, mittlerer und „Trouble Tigern“ der Tanzgarde 2008 kamen sogar die Teufel höchstpersönlich vorbei– sie feierten in „Elas Herberge Eschborn“. Doch die Teufelchen waren beinahe ebenso hübsch anzusehen wie die Feen aus dem Kappenland, die ebenfalls durch Oberhöchstadt zogen und ihren märchenhaften Feenzauber versprühten.

Der Verein „Kunstgriff Oberursel“ kam mit dem „Orscheler Wasserstoff-Bus“ und warb für mehr „Toleranz gegen Hass!“ Anstatt Wasserstoffbomben zu bauen, riefen sie dazu auf, einen Wasserstoff-Bus zu bauen und ihn durch Oberursel fahren zu lassen.

Für Aufsehen sorgte auch die Fußgruppe des Bommersheimer Carneval Vereins, die die Narren in ihren Gitzerkostümen in den Bann zogen und zum Glückspiel ib Las Vegas einluden. Auch die „Lustigen Stierstädter“ ernteten viel Applaus und ein dreifaches „Helau“ für ihre Kostümierung, wenn diese auch etwas sperrig war: Sie hatten sich eine komplette kleine Flugkabine gebaut, um abheben zu können, frei nach dem Motto: „Talstation Stierstadt – Wir steigen auf!“ Abheben, zumindest beinahe, das kann auch der Inlinehockeyverein DJK IHS Crusaders Kronberg, deren Spieler auf Inlinern vorbeirollten – für sie der einzig wahre Sport, wie Kaufmann kommentierte.

Kreativität bewies der KV Club Geselligkeit Humor aus Weißkirchen, denn er hatte nicht nur Männer in pinken Damenkleidchen im Gepäck, sondern lebensgroße farbenfrohe Flipflops (immer paarweise) durch die Gassen los geschickt. Die Motive waren einfallsreich und lustig: Ob Bembel, Smileys, Hawaii-Blumen oder Bikini-Schönheiten, die lebensgroßen Flipflops waren nicht nur als Gruppenidee eine Wucht, sondern auch jedes Paar ein Unikat und damit ein echter Hingucker.

Am Ende kamen die Zuschauer wieder voll auf ihre Kosten. Nachdem auch die letzte Kamelle aufgesammelt war, gingen die Kleinen mit ihren Eltern äußerst zufrieden (bis zum Bauchweh) mit ihren prall gefüllten Säcken nach Hause, während ein Teil der Narren am Dalles oder im Haus Altkönig und im Kronberger Posthaus munter weiterfeiern sollte, um den Karneval erst um Mitternacht zu beenden. Zum Abschied erinnerte Zugmoderator Kaufmann nochmals daran, dass die Fassenacht für Toleranz steht: „Lieber bunt als braun!“, rief er, „das braune Gelumpe wollen wir nicht haben“, gab er den feiernden Narren mit auf den Nachhauseweg, der ihnen einen wunderschön blau-grauen Nachmittagshimmel mit Kranichformationen bescheren sollte.

14 Preise

Wie es Tradition ist in Fichtegickelshausen, versammelte sich unmittelbar nach dem Ende des närrischen Lindwurms durch Oberhöchstadt die Jury im Herbert-Alsheimer-Saal im Dallesgebäude, um die besten Motivwagen und Fußgruppen mit Preisen auszuzeichnen. Die Preise stellen keine Rangfolge dar. Bewertungskriterien sind originelle Ideen, die Ausführung und die Wirkung auf die Zuschauer.

Die Jury, bestehend aus Mitgliedern des Ortsbeirats Oberhöchstadt und dem früheren städtischen Pressesprecher Claus Harbers, vergab folgende Preise:

Preis von Landrat Ulrich Krebs:

Zugnummer 54: Lustige Stierstädter – Fußgruppe – „Talstation Stierstadt – wir steigen auf!“

Preis von Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche:

Zugnummer 32: Bommersheimer Carneval-Verein 1987 e. V. – Motivwagen – „Las Vegas macht ‚ne Riesenschau zu 3 x 11 Jahren BCV“.

Preis von Bürgermeister Klaus E. Temmen:

Zugnummer 16: EFC Kronberg 1910 – Fußgruppe.

Preis des Ortsbeirats Oberhöchstadt:

Zugnummer 61: Crusaders Kronberg e. V. – Motivwagen – VW-Bus mit Anhänger.

Preis der Carnevalsgesellschaft 1886 Kronberg:

Zugnummer 28/29: Kappen-Klub Kronberg 1902 e. V – Motivwagen/Fußgruppe – „Feen beherrschen das Kappenland“.

Preis von Claudias Blumenlädchen Oberhöchstadt:

Zugnummer 23: Hochtaunus-Landwirte – Motivwagen – „Landschaft verbindet“.

Preis des Hofguts Hohenwald/Wolfram Meyer:

Zugnummer 6: Städtische Kindertagesstätte „Schöne Aussicht“ Oberhöchstadt

Preis des Kappen-Klubs Kronberg 1902 e. V.:

Zugnummer 26: Staabacher Pitschetreter – Fußgruppe – „Piraten geht der Platz in den Häfen aus, drum breiten sie sich in Steinbach aus“.

Preis von Ann Kathrin Linsenhoff:

Zugnummer 8: Waldkindergarten Kronberg - Fußgruppe – „Die Tiere des Waldes“.

Preis des SPD-Ortsvereins Kronberg:

Zugnummer 22: Elas Herberge Eschborn – Motivwagen – Die Teufel sind los!

Preis von Carmen Toschke/Oberhöchstadt:

Zugnummer 14: „Die Rasselböck“.

Preis von Tourismus in Kronberg/TiK (ehemals Vereinsverein Kronberg):

Zugnummer 43/44: Kunstgriff Oberursel – Motivwagen/Fußgruppe – „1. Orscheler Wasserstoff-Bus“.

Preis des Vereinsrings Oberhöchstadt:

Zugnummer 68: KV Club Geselligkeit Humor Weißkirchen e. V. – Fußgruppe.

Preis des Hofladens Hildmann/Oberhöchstadt:

Zugnummer: 56: TCC Pinguine Schwalbach e. V. – Fußgruppe – „Die Pinguine“.



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