Ziegelbrenner-Ausstellung im Dalleshaus eröffnet

Die leidenschaftlichen Heimatforscher Hanspeter Borsch und Dr. Konrad Schneider vor Exponaten der Ziegelbrenner-Ausstellung im Foyer des Dalleshauses
Fotos: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Heimatgeschichte hautnah und teilweise sogar zum Anfassen, das können alle Besucher des Oberhöchstädter Ortszentrums seit Mittwoch vergangener Woche erleben. Am Nachmittag wurde im Eingangsbereich des Dalleshauses in Anwesenheit von Landrat Ulrich Krebs, Bürgermeister Klaus Temmen, Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche, Ortsvorsteherin Alexandra Sauber und dem Mainova-Vorstandsvorsitzenden Dr. Constantin Alsheimer die liebevoll gestaltete Dauerausstellung „Ziegelbrenner in Oberhöchstadt“ eröffnet.

„Eine Bereicherung des Ortskerns und des Dalles“, freute sich Rathauschef Klaus Temmen. „Und wir haben endlich ein Versprechen eingelöst.“ Besonders herzlich begrüßte er Dr. Konrad Schneider, bis zu seiner Pensionierung stellvertretender Leiter des Frankfurter Instituts für Stadtgeschichte, und den Kronberger Architekten Hanspeter Borsch. Gemeinsam haben sich die beiden leidenschaftlichen Heimatforscher auf die Spuren der Oberhöchstädter Vergangenheit begeben, in alten Dokumenten und Archiven bis hin zum Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden gestöbert, bei alteingesessenen Oberhöchstädter Familien gefahndet und schließlich ein Konzept für die Ausstellung erarbeitet und sie ausgerichtet.

Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde sie 2008 in der Taunus-Galerie im Kreishaus des Hochtaunuskreises in Bad Homburg. „Die Ausstellung gehört nach Oberhöchstadt“, war damals die einhellige Meinung nicht nur der Kronberger und Oberhöchstädter. Im Dalleshaus, das sich damals noch in der Planungsphase befand, sollte sie auf Dauer ihren Platz finden. Zwar dauerte es noch ein paar Jahre länger, das Dalleshaus wurde bereits 2012 fertig. „Aber was lange währt, wird endlich gut“, meinte Ortsvorsteherin Alexandra Sauber sichtlich erfreut, die – wie sie erzählte – selbst aus einer Oberhöchstädter Ziegelbrennerfamilie stammt.

„Ein gelungenes Beispiel und eine anschauliche Darstellung der Orts- und Heimatgeschichte“, lobte Landrat Ulrich Krebs und bedankte sich besonders bei der Familie des Kronberger Ehrenbürgers Dr. Herbert Alsheimer, die viel zur Verwirklichung der Ausstellung beigetragen hat. „Ein großes Gemeinschaftswerk“, betonte Dr. Constantin Alsheimer, denn viele Familien hätten Exponate aus ihrem Besitz als Dauerleihgaben für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. „Oberhöchstadt hat in der Ortsmitte jetzt einen weiteren Schatz,“ freute er sich.

Eigentlich hatte Hanspeter Borsch beim Neujahrsempfang 2019, als der Bürgermeister verkündete, dass der Dallessaal in Herbert-Alsheimer-Saal umbenannt werde, nur um Platz für eine kleine Vitrine zum Thema Ziegelbrenner gebeten. „Aber dann meinte der Bürgermeister, nehmen Sie doch die ganze Wand“, erzählte er. Das taten die Heimatforscher dann auch. Und so ist links auf der Wand „Oberhöchstadt einst“ zu sehen, rechts das Dorf heute und dazwischen die Epoche der Ziegelbrennerei mit einer nahezu lebensgroßen Darstellung der Oberhöchstädter Zieglerin Anna Gertrude Sachs, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte, in Arbeitsschürze und mit Biberschwanzform.

In der Vitrine befinden sich die „Backwaren“, wie Borsch sie scherzhaft bezeichnete: oben Firstziegel und unten Wasserleitungsrohre, dazwischen Dachziegel und Mauerziegel, also Biberschwänze und Backsteine. „Im Feldbrand hergestellte Backsteine wurden auch Russensteine genannt“, erläuterte Borsch. „Mein Großvater Wilhelm Borsch, der 1903 ein Baugeschäft gründete, berechnete die Backsteine entweder als ‚Feldbrandsteine‘, die auf freiem Feld, oder als ‚Ringofensteine‘, die industriell in einer Fabrik hergestellt wurden.“

Rechts neben der Vitrine ein beeindruckendes Prachtstück der Ausstellung: ein dreizehn Zentner schwerer Stein aus dem Mahlwerk der Ziegelhütte Dinges, in dem früher das grobe Material für die Ziegelherstellung fein gemahlen wurde, um es dann weiter verarbeiten zu können. Der Stein ist eine Dauerleihgabe der Öberhöchstädterin Cäcilie Birkert ,geborene Dinges. Als seinerzeit die Steine entsorgt werden sollten, hatte sie bestimmt, einer bleibt hier. „So haben wir ihr zu verdanken, dass das Schwergewicht erhalten wurde,“ so Borsch.

Die Kronberger Firma Hofmann sorgte dafür, dass das Schmuckstück der Ausstellung abgeholt, gesäubert und fest verankert wurde, damit es nicht umfällt. „Oder gar einem Liebhaber gefällt, der es sich heimholen will“, scherzte Borsch. 20 Arbeitsstunden investierten Polier, Betriebsschlosser, Maurer, Einschaler und LKW-Fahrer für diese Arbeit, für die ihr Chef keine Rechnung stellte. 2000 Euro hätte er berechnen können, bedankte sich Borsch bei den anwesenden Handwerkern. Der Stadt, stellte er zufrieden fest, sind durch die Einrichtung der Ausstellung keine Kosten entstanden. Anlässlich des Todes von Elfriede Alsheimer im April vergangenen Jahres hatte die Familie um Spenden für das Projekt gebeten. So kamen fast 3.500 Euro zusammen. Je 1.000 Euro steuerten die Taunus Sparkasse und der Hochtaunuskreis bei.

Da es Brauch sei, nach Vollendung eines Projektes einen Schlüssel zu übergeben, so Borsch, hatte er auch einen für den Bürgermeister mitgebracht: einen kleinen Sicherheitsschlüssel in einem Schmuckkästchen für die Glasvitrine. Mit einem Glas Sekt stießen die Besucher dann auf die Eröffnung der Ausstellung an.

Ein Blick in die liebevoll und anschaulich gestaltete Ausstellung

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