Leserbrief

Unser Leser Reinfried Vogler, Höhenstraße,

Kronberg-Schönberg, schreibt zu der Entwicklung des Bahnhofsareals Folgendes:
Vor kurzem sah ich mich zu einem Leserbrief veranlasst, weil ich nicht nachvollziehen konnte, dass es nach jahrelanger Planung des gesamten Bahnhofareales (eine Gesamtplanung ist ja positiv zu sehen) und der Fertigstellung erheblicher Teile der Bebauung über die Planung des Busbahnhofes noch grundlegende Auseinandersetzungen gibt. Jetzt lese ich mit Verwunderung, dass es Streit um einen Masterplan eines Schweizer Landschaftsarchitekten Enzo Enea gibt, der ein Konzept für die Außenraumplanung des Bahnhofsumfeldes erstellt hat.

Als Bürger dieser Stadt, der seit über 50 Jahren die Lokalpolitik in Kronberg mit all ihren Besonderheiten verfolgt, stellen sich mir doch eine Reihe von Fragen. Als erstes stellt sich die Frage, warum ein Gutachten zur Landschaftsplanung für ein Großprojekt wie das Bahnhofareal erst zu einem Zeitpunkt vergeben und erstellt wird, an dem die Bauarbeiten eines Großteiles des Areals ganz oder weitgehend abgeschlossen sind und noch dazu, wo offenbar auch die Planung anderer Landschaftsarchitekten (Elvin Monsigny) lange vorliegt.

Nach der mir vorliegenden Pressenotiz geht es in dem Plan um die „Entwicklung des Bahnhofsumfeldes“. Damit ist das Gebiet zwischen Schillerstraße und Bahnübergang umschrieben, das seit Jahren als Planungsgebiet erfasst war und ist. Faktum ist, dass die Bebauung dieses Areales (einschließlich der Schillergärten) vor allem deshalb so strittig war, weil der ganze Bereich sowohl in der Fläche als auch der Höhe so dicht bebaut werden sollte, dass nicht nur der bestehende Baumbewuchs einschließlich zweier alter und wertvoller Bäume restlos gefällt werden musste und auch klar war, dass zukünftig keine Flächen für nennenswerte Begrünung zur Verfügung stehen werden. Diese Einschätzung hat sich mit ihrer Realisierung bitter bestätigt. Als das Ausmaß der Bebauung in seiner ganzen Monstrosität nicht mehr schöngeredet werden konnte, fühlte sich die Verwaltung veranlasst, den Bürgern über die Presse weiszumachen, wie wertvoll und dekorativ die von den Landschaftsarchitekten Elvin Monsigny geplante Begrünung der Dächer und die Randbepflanzung mit niedrigwüchsigen Büschen doch sei. Es bleibt aber, dass für dieses jetzt bebaute Gelände mangels Freiflächen kein Bedarf für ein erneutes Landschaftskonzept besteht.

Bleiben die noch unbebauten Flächen am Fuße der neuen Wohnblöcke in den Schillergärten – wo von Gärten keine Rede mehr sein kann und wo über der Tiefgarage zwischen den dicht stehenden Häusern allenfalls Rasen möglich ist – denen parallel zu den Gleisen ein monströser Büroriegel vor die Nase geplant ist, der auch allenfalls ein paar Sträucher als Randbepflanzung ermöglichen wird.

Dann steht schließlich noch das Gelände des bisherigen Parkplatzes bis zur Ludwig-Sauer- Straße und dem Bahnübergang zur Debatte, wo noch die überwiegend mit Bäumen bestandene Begrünung geduldet ist, wo aber stark über eine mehrgeschossige Wohnbebauung diskutiert wird. Auch hier wird erfahrungsgemäß für die Gestaltung der Hauszwischenflächen bestenfalls Rasengrün in Frage kommen.

Bleibt als Fazit die Feststellung, dass es im Bahnhofsumfeld zwischen Schillerstraße und dem Bahnübergang keine Flächen gibt, die einer besonderen Landschaftsplanung bedürften. Und hier schließt sich logischerweise die Frage an: Wer hat – trotz einer vorhandenen Planung der Landschaftsarchitekten Elvin Monsigny – den Auftrag an das Schweizer Büro vergeben, wie hoch sind die Kosten und wer bezahlt sie?

Da der Streit um das Gutachten offenbar darin liegt, dass über das Bahnhofsareal hinaus in den Bestand des denkmalgeschützten Victoriaparks eingegriffen werden soll, wäre dies nicht nur ein schwerwiegender Verstoß gegen den Denkmalschutz, sondern auch gegen das bisher über alle Gruppeninteressen hinweg bestehende Einvernehmen, dass der Victoriapark gegen alle (schon mehrfach unternommenen) Eingriffsversuche geschützt und nicht angetastet werden darf. Das darf auch durch noch so blumigen Worte nicht geändert werden.

Interessant ist, dass die Befürworter des Landschaftsplanungsgutachtens sich vor Jahren vehement für den Kahlschlag und die maximale Überbauung des letzten Winkels des Bahnhofsareals eingesetzt und das Vorhaben mit massiven Druck in der Öffentlichkeit und mit Sondersitzungen vor dem Wahltermin durchgepeitscht haben und damit jegliche Grünplanung dort unmöglich und damit auch überflüssig gemacht haben.



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