Theaterabende der Altkönigschule

Die Schülerinnen und Schüler freuen sich auf zahlreiche Gäste Fotos: privat

Schönberg (kb) – Die beiden Theaterkurse aus der Jahrgangsstufe Q2 der Altkönigschule, Le-Lavandou-Straße 4, laden am Mittwoch, 26. und Donnerstag, 27. Juni jeweils um 19.30 Uhr in der Aula zu einem gemeinsamen Theaterabend ein. Für 3 beziehungsweise 6 Euro werden die Theaterbesucher zwei Inszenierungen sehen: Zum einen eine ganz ungewöhnliche Adaption des Lessing-Dramas „Emilia Galotti“, zum anderen ein Stück, das sie in ein Mädchengefängnis versetzt und den voyeuristischen Blick eines Filmemachers entlarvt.

Die Gruppe von Rita Eichmann empfiehlt einen Besuch des Stückes „Projekt Gittermärchen“ erst für Schüler/innen ab der 9. Klasse und warnt ausdrücklich, dass in dem Mädchengefängnis Gewalt, Obszönitäten und mitunter eine Sprache, die dem Humboldtschen Bildungsidealen spottet, zu sehen und zu hören sein werden.

„Ich bin Emilia, holt mich hier raus!“– „Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert“ Der Kurs von Rifka Ajnwojner widmet sich in seiner Inszenierung Lessings Drama „Emilia Galotti“, das zu einem satirischen Schauspiel verwandelt wurde.

Der Kurs fokussiert sich auf zentrale Handlungsteile aus Lessings Drama: zum einen den Versuch des Prinzen, Emilia trotz ihrer Verlobung zu verführen, zum anderen die hohen Erwartungen der Eltern an Emilia. Abgesehen davon, dass Liebesgeschichten zeitlos sind, fragen sich die Schülerinnen und Schüler in der letzten Szene, was die Erwartungen der Eltern an ihre Kinder heutzutage sind und stellen so einen Bezug zur Gegenwart her. Emilia nimmt die Rolle einer nicht entscheidungsfähigen Figur ein, die erst in der letzten Szene spricht.

Da Klassik für Schüler oft eine gähnende Leere darstellt, hat der Kurs entschieden, das Drama in ein TV-Trash zu transformieren. Jede Szene wird dadurch als TV-Sendung inszeniert. Um eine abwechslungsreiche Erzählperspektive zu erhalten und um die innere Gefühlslage der einzelnen Figuren darzustellen, wird die Figur eines TV-Psychologen namens Domian einbezogen. (Benjamin Gemmel, Q2)

In einer Haftanstalt sollen straffällige Mädchen „resozialisiert“ werden. Die Direktorin wählt dafür einen ungewöhnlichen Weg: Sie probt mit den Mädchen das Theaterstück „Aschenputtel“, um sie von ihren grauen Vergangenheiten abzulenken, und weil sie fest davon überzeugt ist, dass es den Mädchen über das Theaterspielen gelingen kann, an eigene Gefühle heranzukommen. Ein berühmter Regisseur hat Wind davon bekommen und will einen Film über dieses ungewöhnliche Projekt filmen. Doch während der Dreharbeiten kommt es zu Unruhen und Konflikten. Zum einen verfallen die Mädchen auf der Suche nach Zigaretten, Sex und Anerkennung in alte Verhaltensmuster, zum anderen geht es dem nur an einer guten Quote interessierten Regisseur vor allem um große Dramen und er nutzt den ein oder anderen unsauberen Trick, um die Mädchen aus der Reserve zu locken. Auch wenn die Direktorin es eigentlich gut mit den Mädchen meint, kann sie gegen ihren eigenen Stellvertreter, der sich profilieren will und dabei keinerlei Rücksichten kennt, kaum etwas ausrichten. Schnell wird aus den hochfliegenden Plänen, die der Regisseur zusammen mit dem Stellvertreter schmiedet, eine tickende Zeitbombe, die mit jeder neuen Szene in die Luft gehen könnte. (Finn Strehlke, Q2)

Wie stark ist ein Mensch determiniert? Wie sehr ist ein Mensch selbstbestimmt? Diese Fragen, mit denen wir uns auch im Deutschunterricht beschäftigen, hatten wir immer auch im Kopf, als wir uns mit dem „Projekt: Gittermärchen“ beschäftigten. Werden Menschen böse geboren? Oder hat die Welt sie dazu gemacht? Wie können so viele so junge Menschen, wie die Mädchen in „Aschenkinder“, schon so früh so verdorben sein? Wären wir genauso, hätten wir anstelle von interessierten, fürsorglichen, liebevollen Eltern Bezugspersonen gehabt, die einen genauestens wissen lassen, wie wenig so von einem halten? Wer ist schuld am Fehlverhalten der Kinder? Die Kinder oder deren Eltern? Wären wir in den Schuhen der Mädchen, würden wir anders laufen?

Mit diesem Stück wollen wir die Schicksale der jungen Menschen beleuchten, die es schwerer haben als wir. Wir wollen unseren Zuschauern Anregungen geben, sich mit den eingangs erwähnten Fragen zu beschäftigen.

Gleichzeitig wollen wir entlarvend darstellen, welche Folgen der voyeuristische Blick auf das Leben anderer haben kann. (Aurelia Pfaffmann, Q2).

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