Unwetter hielt Feuerwehren in Atem – Temmen dankt allen Kräften

Schönberg im Ausnahmezustand: Im Ortskern stand das Wasser so hoch, dass sogar Pkw-Fahrer aus ihren Fahrzeugen gerettet werden mussten. Foto: Feuerwehr Kronberg

Schönberg (pu/kb) – Mitten in der von Sorgen und Herausforderungen geprägten Zeit durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, Wasserknappheit und Waldbrandgefahr traf zu allem Überfluss das am Freitagnachmittag hereingebrochene Unwetter mit Starkregen und extremen Wassermassen das Stadtgebiet Kronberg vor allem im Bereich südlich des Bahnhofs, im Tal und im Ortskern Schönberg, schwer.

Infolge des auf der Friedrichstraße etwa kniehoch stehenden Wassers waren im Bereich um die katholische Kirche mehrere Personen in drei Pkw eingeschlossen, darunter ein Elternpaar mit seinen beiden Kindern. Die Familie konnte sich erst mit Hilfe der unter Leitung von Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn eingetroffenen Einsatzkräfte aus Kronberg und Oberhöchstadt über die Fenster ihres Fahrzeugs ins Freie retten. Alle Insassen der drei Pkw mussten, ebenso wie rund 20 Besucher eines in der katholischen Kirche stattgefundenen Gottesdienstes, vorübergehend in der Taunushalle untergebracht werden. Nahezu alle umliegenden Keller und Tiefgaragen standen unter Wasser; das gleiche Bild zeigte sich an der Freiherr-vom-Stein-Straße und diversen weiteren Einsatzstellen.

120 Kräfte arbeiteten neun Stunden

Im Verlauf des Nachmittags und des Abends wurden innerhalb von rund neun Stunden mit großer Unterstützung zahlreicher weiterer Feuerwehren aus dem Hochtaunuskreis – im Detail aus Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Neu-Anspach-Rod am Berg, Usingen, Feuerwehr Wehrheim, Wehrheim-Pfaffenwiesbach, Weilrod-Hasselbach, Weilrod-Mauloff, Weilrod-Rod an der Weil – sowie durch die Betriebsfeuerwehr Procter & Gamble die einzelnen Einsatzstellen abgearbeitet. Es galt Häuser, Keller und Tiefgaragen mit Hilfe von Tauchpumpen und Wassersaugern leerzupumpen. Nach Feststellung von Erdbewegungen neben einer Baugrube zur Straße hin musste das Technische Hilfswerk aus Bad Homburg und Friedberg alarmiert werden, um die dortige fragliche Standfestigkeit der Abstützung zu sichern. Innerhalb kürzester Zeit war außerdem die Verpflegung der insgesamt 120 ehrenamtlichen Kräfte durch das Deutsche Rote Kreuz aus Kronberg und Königstein organisiert.

Anfangs Königsteiner unterstützt

Bemerkenswert: Zu Unwetter-Beginn leisteten die Feuerwehren von Kronberg und Oberhöchstadt mit zwei ins Königsteiner Stadtgebiet ausrückenden Löschfahrzeugen sogar noch Nachbarschaftshilfe, nachdem sämtliche Kräfte der dortigen Feuerwehren bereits an diversen Einsatzstellen gebunden waren. Der in Kronberg stationierte Einsatzleitwagen 2 wurde ebenfalls zur Unterstützung der dortigen Einsatzleitung entsandt. Nach Abarbeitung von drei Einsätzen – einer durch einen ausgelösten Kohlenmonoxid-Melder bedingt, eine überspülte Straße sowie ein unklarer Brandgeruch – mussten die Kronberger und Oberhöchstädter allerdings unverzüglich die Rückkehr antreten, weil inzwischen in der Burgstadt infolge einer Vielzahl in der Zentralen Leitstelle eingegangener Notrufe ebenfalls Not am Mann und der Frau herrschte.

Natur setzt Grenzen

Die Abwassernetze konnten an diesem Tag die sintflutartigen Wassermassen hydraulisch nicht mehr aufnehmen. Dazu Bürgermeister Klaus Temmen: „Wir Menschen müssen demütig akzeptieren, dass die Natur uns Grenzen setzt. Jedem Einzelnen von uns und auch der kommunalen Infrastruktur, ob in Kronberg im Taunus oder anderswo.“ Kein Kanalsystem sei darauf ausgelegt, derartig extreme Wassermengen aufzunehmen. Temmen: „Dies beweisen auch die Bilder aus anderen Kommunen wie Bad Soden, Königstein, Kelkheim und Sulzbach, die es zum Teil noch sehr viel härter getroffen hat als uns.“ Auch wenn die Stadt Kronberg im Taunus alles unternehme, um Unwettern bestmöglich zu begegnen, betont der Rathauschef: „Einen 100-prozentigen Schutz kann es jedoch nicht geben. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf unsere ehrenamtlichen Kräfte bei Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen sowie auf die Nachbarkommunen und den Hochtaunuskreis verlassen können!“

Dank und gut angelegtes Geld

Noch am Abend sprach Temmen, der sich an den Einsatzstellen ein Bild über die Lage verschafft hatte, allen Einsatzkräften seinen persönlichen Dank aus: „Dabei konnte ich leider nicht alle Einsatzkräfte erreichen und habe meinen Dank daher auch auf schriftlichem Weg und im Nachgang nochmals übermittelt.“ Nach den Worten des Kronberger Bürgermeisters „haben alle Einsatzkräfte wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, dass unsere Feuerwehren motiviert, hoch qualifiziert und engagiert für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, egal zu welcher Stunde und wie lange auch immer, da sind und wir uns auf sie verlassen können. Auch hat sich wieder einmal gezeigt, dass jeder Euro, den wir als Stadt in unsere Feuerwehren investieren, gut angelegtes Geld und eine Investition in die Zukunft ist.“ Temmen abschließend: „Mein Dank gilt allen Einsatzkräften, die zur Unterstützung beigetragen haben. Diese Hilfe war einmal mehr ein wunderbares Beispiel gelebter Zusammenarbeit.“

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