Liederbachs Glasfaserprojekt: Vermarktungsziel deutlich verfehlt

Fließen die Wünsche und Forderungen der Wirtschaft nicht überall mit den Bedürfnissen privater Nutzer der Glasverkabelung und den damit verbundenen Kosten zusammen? Könnte es sein, dass der Bedarf von Privatkunden an einer flächendeckenden Glasfaserverkabeleung gar nicht so groß ist, wie es aufgrund der Bemühungen der Bundesregierung erscheint? Jedenfalls hat Titan Networks, wie aus einer Pressemitteilung der Firma hervorgeht, das Vermarktungsziel, Liederbach total mit Glasfaserkabeln zu versorgen, deutlich verfehlt. Trotzdem halte Titan Networks trotz der bisher zu geringen Vorvermarktungsquote am Glasfaserprojekt in Liederbach fest. Für den flächendeckenden Ausbau fehlen noch rund 500 Verträge. Das Unternehmen gehe in höheres Risiko und baue im ersten Schritt ein Teilnetz in der Kommune – die Auftragsvergabe soll noch in diesem Monat erfolgen Die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen für das geplante flächendeckende Glasfasernetz ist in Liederbach weit hinter den Erwartungen des regionalen Netzbetreibers geblieben. Die angestrebte 40 Prozent-Quote für einen flächendeckenden Ausbau wurde mit 26 Prozent deutlich verfehlt, heißt es weiter in der Pressemitteiung.

Laut Titan Networks fehlen damit noch rund 500 Verträge mit Privat- und Geschäftskunden. Das Unternehmen wolle dennoch in Absprache mit dem Investor an dem Projekt festhalten und plane in einem ersten Schritt den Bau eines Teilnetzes.

Die Auftragsvergabe für den Ausbau an einen Generalunternehmer solle zeitnah im Januar 2020 erfolgen.

Nach der Auswertung der enttäuschenden Ergebnisse der Vorvermarktung hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Investor Primevest Capital Partners, der mit dem Primevest Communication Infrastructure Fund (PCIF) bundesweit zahlreiche privatwirtschaftliche Glasfaserinfrastrukturprojekte finanziert, verschiedene Optionen und Möglichkeiten analysiert.

Die beiden Partner haben sich – wie es weiter in der Pressemitteilung heißt – dafür entschieden, am Glasfaserprojekt Liederbach festzuhalten, ein höheres Risiko zu übernehmen und zunächst nur ein Teilnetz in Liederbach zu errichten. „Damit bietet sich in Liederbach weiterhin die Chance auf ein flächendeckendes Netz, wenn die bestehende Lücke bei den Verträgen geschlossen werden kann“, erläuterte Thomas Wild, Geschäftsführer der Titan Networks, die Hintergründe für diese Entscheidung.

Alle bisherigen Interessenten sollen zum aktuellen Stand informiert werden.

Eines ist jedenfalls sicher: Den überregional arbeitenden Firmen geht die Verkabelung gar nicht schnell genug, weil sie besonders große Datenmengen benötigen, um über laufende Projekte anschaulich mit ihren Partnern zu kommunizieren.

Sollte dem „Normalbürger“ der Anschluss fürs Fernsehen, die sozialen Verbindungen im Internet, die E-Mail und ähnliches ausreichen, ohne viel Geld für die ganz schnelle Verkabelung auszugeben? Das könnte unter Umständen zum negativen Ergebnis wie in Liederbach führen.



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